Als ein „stolz machendes Steinmonument“ hat Oberstudiendirektor a.D. Manfred Firnkes, der ehemalige Schulleiter des Gymnasiums, in seiner Festansprache das überdimensionale Relief bezeichnet, das am Samstagvormittag in einer Feierstunde übergeben wurde. Ein Werk, das auch dem Durchhaltevermögen von Kunsterzieher Reinhard Mell von Mellenheim zu verdanken sei.
22 Jahre hat es gedauert bis die Idee, von Oberstudienrat Mell von Mellenheim in die Tat umgesetzt wurde. Zahllose Schüler haben in all diesen Jahren ihre Ideen eingebracht und an der Fortführung bis zur Fertigstellung in diesem Jahr mitgearbeitet.
Einige davon waren gekommen und wussten, wie die Ideensammlung einst aussah und dass letztendlich Benedikt Spiller den „Stein ins Rollen“ brachte. Der hatte nämlich, wie Reinhard Mell von Mellenheim sagte, „mit fünf Strichen die Idee der Ideen und ein Regal mit verschiedenen Fächern gezeichnet, in die nun die einzelnen Gegenstände reingepackt wurden.“
Das war 1994. Daraus ist nun ein acht mal fünf Meter großes Steinrelief entstanden, das, wie Festredner Firnkes sagte, „einmalig an einem Gymnasium in Deutschland ist.“
Musikalisch gestaltete das Bläserensemble des Gymnasiums unter Leitung von Udo Schneider die Feierstunde in der Aula. Oberstudienrat Wolfgang Klose freute sich über die zahlreichen Gäste, darunter vor allem seine Vorgänger im Amt der Schulleitung, Oberstudiendirektor Manfred Firnkes und dessen Vorgänger Oberstudiendirektor Oskar Groß. Stellvertretenden Landrat Peter Suckfüll, Bürgermeister Thomas Helbling und Kreisbaumeister Herbert Bötsch begrüßte er, wie auch Altbürgermeister Wolfgang Mack, die evangelische Pfarrerin Tina Mertten und die Pastoralreferentin Alice Düchs. Ein besonderer Gruß galt Reinhard Mell von Mellenheim sowie Elternbeirat und Schülern.
Das Relief nannte er ein Großprojekt, das erfreulicherweise ohne Kostenüberschreitung entstanden sei. Der Grund liegt darin, dass es sich um ein „Mellief“ handelt, das ohne konkreten Fertigstellungstermin durch den Kunsterzieher Mell von Mellenheim entstand. Von Chefseite habe es kaum Vorgaben gegeben, nie wurde das Vertrauen in die Arbeit in Frage gestellt. „Nur so konnte das Vorhaben reifen und gelingen.“
Unkompliziert sei er Kontakt zu Kreisbaumeister Herbert Bötsch gewesen. Elternbeirat und Förderverein haben sich über die Jahre eingebracht. Dank galt auch Professor Klaus Kowalski. Er ist Bildhauer und Grafiker und unterrichtete von 1956 bis 1965 an verschiedenen Lehranstalten die Fächer Kunstgeschichte Archäologie und Geschichte. Reinhard Mell von Mellenheim studierte bei Professor Sauerbruch und lehrte an der Akademie bildender Künste in München.
„Ein Relief, das das Schulgebäude in Bad Königshofen einzigartig macht, wird enthüllt“, sagte stellvertretender Landrat Peter Suckfüll, der zu Reinhard Mell von Mellenheim gewandt, von einem künstlerischen Fingerabdruck sprach, denn Generationen von Schülern haben daran gearbeitet.
Die Vorstellung des Kunstprojektes nannte der stellvertretende Landrat eine besondere Vernissage einer Kunstausstellung am Objekt. Der Landkreis Rhön-Grabfeld habe das Projekt gerne unterstützt. Nach der Außenrenovierung des Hauses sei das Relief ein Blickfang, der zugleich für die Region eine ausgezeichnete Werbung sei.
In das Kunstobjekt, das ein Regal mit Büchern und Lehrmaterial sowie anderen Utensilien zeigt, seien viele Ideen von Lehrkräften und Schülern eingeflossen. Auch Suckfüll dankte Mell von Mellenheim, der das Projekt initiierte und pädagogisch begleitete. Der stellte das Projekt und seinen ungewöhnlichen Werdegang vor. 1980 sei er an das Gymnasium Bad Königshofen gekommen und habe die leere Wand am Eingang gesehen. „Da habe ich mir gedacht, da muss etwas hin.“ So startete er 1994 eine Befragung unter Schülern und Lehrern. Ein Graffiti sei zunächst angedacht gewesen, bis Benedikt Spiller die Idee mit dem Regal hatte.
Vier Jahre lang wurden Ideen gesammelt, womit das Regal gefüllt werden sollte. Mehr als 50 Ideen wurden eingebracht, darunter schon der Euro, der erst viel später kam, dann das Sparschwein und eine Scheckkarte mit dem Hinweis auf die Weiterentwicklung im Bankwesen. Mit dem KÖN-Schild, das jetzt wieder aktuell ist, wurde auf die Entstehung der Schule 1947 verwiesen. Acht mal fünf Meter groß ist das Werk, das für die eigentliche Ausarbeitung durch die Schüler auf 80 mal 50 Zentimeter heruntergerechnet wurde. Verschiedene Materialien waren im Gespräch, unter anderem Beton. Der hätte allerdings ein Gewicht von 17 Tonnen gehabt und sei für eine Wand zu schwer gewesen. Letztlich hat man sich für den leichteren Gasbeton entschieden. Die Kosten wurden auf 35 000 Euro beziffert. An die 100 verschiedene Bücher sind letztendlich im Projekt, außerdem ein Computer, aber auch die Eule als Signet des Gymnasiums und Hinweis auf das Abitur. Bücher verweisen auf die Zeit nach dem Abitur, mit Buchtiteln wie „Überleben im XXI Jahrhundert“ oder „40 Jahre DDR“ und „Die Bayerische Verfassung“.
Der untere Bereich der fünf Fächer erinnert an die Lernanfänge eines jungen Menschen mit Spielen, einer Eisenbahn, dem Buchtitel „Das kleine 1x1“ oder einem Panzer, der in einen Teddy fährt. Die weiteren Fächer symbolisieren die Unter- Mittel- und Oberstufe des Gymnasiums, dargestellt in Buchtiteln wie „Formen der Kunst“, „Learning English“ oder „Erdkunde“.
Im Fach „Oberstufe“ gibt es Hinweise in Buchform auf Fremdsprachen, Sozialkunde oder die Schulordnung. Dann geht es um das Abitur und die Zeit nach der Schule, erläuterte Mell von Mellenheim. Darauf verweisen im großen Relief Titel wie „Religionen der Welt“, „Krieg und Frieden“ oder „Die soziale Frage“ und „Kernphysik“.
Das Apple-Zeichen steht für die neuen Möglichkeiten der Kommunikation wie zum Beispiel das Handy oder die Welt der Netzwerke und des Internets. Wer das monumentale Werk genau betrachtet, wird einen Walkman, einen Froschkönig, Zirkel, Spielehütchen oder die Cola-Flasche entdecken. Es gibt viel zu entdecken auf diesem Relief, das nach 22 Jahren endlich abgeschlossen ist.