Dass in Bad Neustadt an allen Enden gebaut wird, ist seit einiger Zeit fast schon selbstverständlich. Und es geht mit einem Großprojekt weiter. Einem Projekt, mit dem Bad Neustadt seine Funktion als Industriestandort unterstreicht – gleich am Stadteingang aus Richtung Osten.
Im Stadtrat von Bad Neustadt stellte Mathias Kunert. Geschäftsführer von Kunert Wellpappe, das Projekt vor, mit dem der mittelständische Produzent von Verpackungsmaterial aus Pappe massiv in die Zukunft des Standorts Bad Neustadt investiert. Auf dem derzeit brachliegenden Gelände, das im Osten an das Firmenareal von Kunert angrenzt, soll ein modernes Hochregal-Lager entstehen.
Das Lager und die Be- und Entladesituation sind für sein Unternehmen, das fast schon seit sechs Jahrzehnten in Bad Neustadt vertreten ist, seit vielen Jahren limitierende Faktoren, erläuterte Kunert den Hauptgrund für das Bauprojekt. Wegen der Just-in-time-Belieferung der Kunden werde immer mehr Platz für Lager nötig. Immerhin, so Kunert verlassen jeden Tag rund 70 Lkw das Werksgelände. Aus Platzgründen habe man teilweise sogar schon Maschinen abstellen müssen, wenn Lkws beladen wurden. Dass sei einfach nicht mehr konform mit der heutigen Zeit und schränke die Wettbewerbsfähigkeit ein.
Da die nötige Lagerkapazität nicht auf der Fläche zu erreichen ist, baut Kunert ein Hochregtallager. Und wenn man schon beim Bauen ist, hat man sich in der Unternehmensführung gedacht, dann soll gleich das gesamte Firmenareal überplant werden, um den Standort Bad Neustadt zukunftssicher zu machen. Den Gedanken, gleich an einem anderen Standort komplett neu zu bauen, habe man verworfen.
Bei der Planung, die dann Stefan Beschorner vom Büro Koch & Holzapfel im Gremium vortrug, habe man angesichts des wuchtigen Baukörpers auch ästhetischen Gesichtspunkten Rechnung getragen. Nicht die Funktion allein sei wichtig gewesen, sondern auch die Optik.
Das neue Hochlager, so Beschorner, bietet Platz für 16 000 Europaletten. Dafür ist eine Größe von 81,8 auf 46,6 Meter nötig und eine Höhe von beachtlichen 42,4 Meter. Das Lager steht dann im östlichsten Teil des Geländes, parallel zur Bahntrasse, aber schräg zur Stadteinfahrt von Mellrichstadt her. Da Bauwerk erreicht die Höhe des auf der anderen Straßenseite stehenden BayWa-Hochhauses inklusive der drauf stehenden Antennen.
Damit das Gebäude nicht zu massiv wirkt, plant Beschorer ein Einfriedung des Geländes auf einer Höhe von zehn Metern, sodass es so wirkt als wüchse das Hochlager aus einem anderen Bauwerk heraus. Außerdem soll die Fassade farblich so gestaltet werden, dass sie in bläulich-weißen Tönen nach oben hin immer heller wird. Zusätzlich ist ein gläserner Streifen über die gesamte Höhe vorgesehen, durch den man sehen kann, was im Inneren geschieht.
Gleichzeitig wird Verkehrsführung auf dem Gelände modernisiert und zu Straße hin abgeschottet, sodass möglichst wenig Lärm nach draußen dringt, erklärte Kunert. Halle vier und Halle fünf werden abgerissen und dafür Halle neun um 21 Meter Richtung Osten erweitert. Mit dem Ende der Arbeiten seien dann aber die Erweiterungsmöglichkeiten am Standort ausgereizt.
Positiv bewertete Bürgermeister Bruno Altrichter das Bauvorhaben. Es sei zu erkennen, dass sich die Planung mit der städtebaulichen Situation auseinandersetze. Die Baumaßnahme werde der Stadt Bad Neustadt als Industriestandort gerecht.
Ebenso positiv sah der Rest des Gremiums das Bauvorhaben. Bastian Steinbach äußerte seine Freude über die Investition. Das Gebäude sei zwar groß, mache aber den Standort modern. Die Planer hätten sich offensichtlich viele gestalterische Gedanken gemacht.
Für Gerald Pittner ist die Planung für einen Industriebau gut gelöst. Und außerdem sei die BayWa gegenüber ja auch keine Schönheit, sondern ein Funktionsbau. Trotz der Größe bindet sich das Bauwerk gut ein, erklärte Janis Heller. Er zeigte sich erfreut über die Investition von Kunert. Karl Breitenbücher hob außerdem hervor, dass mit dem Hochregallager wenig Fläche verbraucht wird. Das sei positiv aus ökologischer Sicht.
Entsprechend fiel die Abstimmung aus: einstimmig für das Bauvorhaben. Mathias Kunert bedankte sich und erläuterte, dass der Neubau die größte Einzelinvestition des Unternehmens seit dem Bau des Werkes sei. Die Arbeiten im laufenden Betrieb, das werde sicher eine große Herausforderung. Im Unternehmen sei man sich sehr bewusst, dass sich die Großbaustelle an einem zentralen Verkehrspunkt der Stadt befinde. Wenn es hin und wieder zu Behinderungen komme, bat er um Verständnis. Das klare Votum des Stadtrats bestätige ihn in dem Vorhaben.
Für das Produkt Verpackungen aus Wellpappe sieht er eine gute Zukunftsperspektive – auch angesichts der Tatsache, dass wegen des Online-Handels immer mehr Verpackungsmaterial benötigt werde. Gute Aussichten für das Unternehmen und die 193 Beschäftigten in Bad Neustadt.