Gute kulturelle Angebote machen eine Region erst lebenswert. Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Senioren, Einheimische und Zugezogene aller Bildungsschichten sollen im Idealfall reiche Möglichkeiten der Weiterbildung, der künstlerischen Betätigung oder einfach zum Feiern und Vergnügen erhalten. Das ist in der Stadt schon nicht immer leicht zu gestalten, in ländlichen Regionen aber noch schwieriger.
Die "Landesvereinigung Kulturelle Bildung Bayern" bemüht sich darum, gemeinsam mit den Verantwortlichen Konzepte und Strategien für die Arbeit vor Ort zu entwickeln. Mit dem Projekt "Land schafft Kultur" soll die kulturelle Bildung in den ländlichen Regionen Bayerns gestärkt werden. Vertreter verschiedenster Organisationen erkundeten Anfang März im Reisebus beispielhafte Institutionen und Projekte in den Landreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld.
Am ersten Tag in Bad Kissingen, dann im Landkreis Rhön-Grabfeld
Sowohl im Bus als auch in den Räumen vor Ort fand in Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden ein Erfahrungsaustausch statt, dessen Ergebnisse in die weitere Arbeit einfließen sollen. Deshalb auch der Titel "mobiles Labor". Am ersten Tag besuchte die Gruppe den Landkreis Bad Kissingen, am Tag darauf den Landkreis Rhön-Grabfeld.
Der stellvertretende Landrat Bruno Altrichter begrüßte die Teilnehmenden im Festsaal des Kulturzentrums Kloster Wechterswinkel. Astrid Hedrich-Scherpf informierte über die Arbeit der Kulturagentur des Landkreises, die Kulturschaffende aller Richtungen ideell und organisatorisch unterstützt. Dies führt dazu, dass der Landkreis eine bemerkenswerte kulturelle Vielfalt und Qualität anbieten kann.
Wie man die kulturelle Bildung stärken kann, dazu sprachen die Teilnehmenden im Anschluss mit Beate Kegler vom Institut für Kulturpolitik der Universität Hildesheim, die per Video zugeschaltet war. Sie empfahl für die Ermittlung des Bedarfs auf "Gespräche am Gartenzaun und an Küchentischen" vor Ort zu setzen, denn das seien die wahren Experten für den ländlichen Raum. Für sehr wertvoll hält sie generationenübergreifende Projekte.
Ein leidiges Problem von Kulturarbeit ist die Finanzierung. Es gibt zwar reichlich Fördermaßnahmen, aber die Beantragung ist meist kompliziert und zeitraubend. Diese Zeit fehlt den Verantwortlichen dann für die eigentliche Arbeit. Hier sollten bessere Voraussetzungen geschaffen werden.
"Bündnisschmiede" nannte sich der folgende Workshop. In mehreren Arbeitskreisen wurden Möglichkeiten erarbeitet, wie sich Kulturschaffende besser vernetzen können und welche Kooperationen aufgebaut werden können.
Teilnehmer machten einen Parcours von mehreren Kursen
Von Wechterswinkel fuhr der Bus nach Bad Königshofen. Im archäologischen Museum in der Schranne führte Museumsleiter Andreas Rottmann durch die Ausstellung. Er erläuterte auch die enge Verbindung des Museums mit "jukunet", dem Netzwerk für Jugendkultur.
"Ins Tun kommen" war die Abschlussveranstaltung, die unter Leitung von Renate Knaut in den Räumen der Volkshochschule (VHS) stattfand. Hier kümmert man sich intensiv um Asylbewerber und Migranten. Neben deutschen Sprach- und Integrationskursen wird Wert darauf gelegt, auch die fremden Kulturen kennenzulernen und wertzuschätzen. In einem Parcours von mehreren Kursen konnten die Teilnehmenden danach einen Einblick in die praktische Arbeit der VHS nehmen. Es wurde gebastelt, musiziert, gewoben und getanzt. Im Abschlussgespräch war man sich einig, dass die Kulturarbeit im Landkreis Rhön-Grabfeld und speziell in Bad Königshofen als Inspiration gesehen wird.
"Kultur ist nicht alles, aber ohne Kultur ist alles nichts", soll Karl Valentin gesagt haben und das trifft auf ländliche Regionen ganz besonders zu. Ein Projekt wie das "mobile Labor" kann sicherlich viel dazu beitragen, dass das Leben dort lebenswert ist und bleibt.