Eine Bratwurst durchs Fenster - das hat den Schlittenfahrern im Winter sehr gut geschmeckt und das schmeckt jetzt den Wanderern. Der Gasthof Roth liegt direkt oberhalb des Schlittenhangs an der Straße zum Kreuzberg. Bewirtschaftet wird er von Manuela und David Roth. Wie ihren Gastronomie-Kollegen setzen ihnen die Corona-Auflagen und Beschränkungen seit nunmehr einem Jahr zu. Zwar konnten sie zur Hochzeit der Rodelsaison keine Schlittenfahrer und Winterwanderer in ihren Räumen verköstigen, doch die Bratwurst aus dem Küchenfenster heraus - die ging immer.
Da der Gasthof Roth schon vor Corona als Catering-Unternehmen für Kindergärten und Schulen der Region tätig war, war schon zum ersten Lockdown klar, dass man in den Außer-Haus-Verkauf einsteigt. "Wir mussten uns nicht umstellen und wir haben die Ausstattung", berichten die Roths im Rückblick.
Dankbar für die Unterstützung der Bevölkerung
David und Manuela Roth, die den Gasthof bereits in dritter Generation führen, bieten aber nicht nur einen Außer-Haus-Verkauf, sondern auch einen Lieferservice für ihre Gerichte an. "Das wird von Senioren gerne in Anspruch genommen. Sie lassen sich ihren Mittagstisch liefern", berichtet Manuela Roth. Da sie auch Kindertagesstätten beliefern und damit über Wärmeboxen und ein Lieferfahrzeug verfügen, sei diese Erweiterung des Angebots problemlos möglich gewesen. Dankbar sind Roths der Bevölkerung für die Unterstützung in diesen schwierigen Monaten. "Es gibt kein Wochenende an dem niemand etwas bestellt."
Mit ihrem Außer-Haus-Verkauf, dem Lieferservice, dem Verkaufsfenster und dem verbliebenen Catering für Kindertageseinrichtungen, wenn sie denn offen haben und Essen anbieten dürfen, sind Roths zwar beschäftigt aber nicht ausgelastet. "Wir haben zu tun", fasst es David Roth positiv zusammen. Es sei aber in keiner Weise mit einem normalen Geschäftsablauf vergleichbar. Alleine das Catering an die Kindertageseinrichtungen sei in der Lockdownphase fast gänzlich eingebrochen. Das wirke ich natürlich auch auf den Umsatz aus. Doch die Roths wollen nicht jammern, sie haben nette Stammgäste und Kunden, konnten einen tollen Sommer und Herbst 2020 von Mai bis Oktober bei bestem Wetter verbuchen.
Umfassend renoviert und modernisiert
Die Zeit des Lockdowns haben sie genutzt, um umfassend zu renovieren und zu modernisieren. Es gab frische Farbe und frischen Schick im Inneren und auch die Außenrenovierung wurde angepackt. Viele der Maßnahmen waren aber schon vor Corona geplant. David und Manuela Roth sind Vollerwerbsgastronomen. Sie leben und lieben ihre Arbeit. Dass sie nun seit Monaten nur auf Sparflamme kochen setzt ihnen zu. "Kein leichtes Thema", sagen sie. Dass sie mehr Freizeit haben sehen sie nicht so, es sei ja keine Zeit zum Genießen und Entspannen. "Wir möchten arbeiten und unser Haus wieder voll haben."
Manuela Roth nutzte die Zeit, um neue Gerichte auszuprobieren. Vor allem vegetarisch und vegan komme bei den Kunden sehr gut an. Auch haben sie das Thema Regionalität noch einmal verstärkt. Kraft gab ihnen die Familie und der Zusammenhalt untereinander. "Dann ist der Kopf auch frei für neue und kreative Ideen."
Der Aufwand für staatliche Hilfen ist enorm
Die staatlichen Hilfen seien zwar geflossen, doch der damit verbunden Aufwand sei enorm. David Roth: "Es wird einem schwer gemacht." Ungerecht empfinden die Roths so manche Regelungen und Vorgaben. Der ganze Außer-Hausbereich werde überhaupt nicht berücksichtigt, dabei sei das Catering für Kindertageseinrichtungen ein wichtiges Standbein für sie. Bei der Errechnung des Umsatzes für die Unterstützungsgelder würden diese Einnahmen außen vor gelassen. "Dabei trägt doch das Catering dazu bei, unser Geschäft überhaupt am Laufen zu halten."
Wie ihre Berufskollegen monieren die Roths die derzeitige Perspektivlosigkeit für die Gastronomie. Abstand- und Hgyienekonzepte haben sie für ihre gastronomische Einrichtung erstellt. Auch der Betrieb am Fenster für die Bratwurst der Wanderer werde peinlich genau nach den Vorgaben abgewickelt. Roths sind überzeugt, dass es Möglichkeiten und Lösungen gibt, um Gäste sicher und gastfreundlich bewirten zu können. "Wir wissen derzeit nicht, wann wir wieder öffnen werden." Diese Wartezeit sei zermürbend und lasse keine vernünftige Planung in Bezug auf Einkauf und Personal zu. "Es gibt kaum eine Branche mit so einer großen Perspektivlosigkeit wie die Gastronomie", beschreibt es Manuela Roth.
Die Politik tritt uns mit Füßen
David und Manuela Roth können nicht verstehen, warum die Politik nicht die Vorteile der Gastronomie erkennen und anerkenne. Es sei nicht nur in vielerlei Equipment wie Hygienespender und Abtrennungen investiert worden, auch gebe es in der Gastronomie Konzepte von der Wegeführung bis zur Führung von Kontaktlisten. "Nirgends wird so gut kontrolliert wie in der Gastronomie. Doch die Politik tritt uns mit Füßen." Gerade für die Gastronomie, wo die Frage der Nachfolge oft schwierig sei, gebe es kein Entgegenkommen, sondern zusätzliche Hürden. Einerseits freuen sie sich, wenn sie wieder öffnen dürfen, andererseits haben sie auch ein wenig Angst "überrollt" zu werden, wenn sie an den Massenansturm auf den Rodelhang bei den ersten Schneefällen denken. "Wir wollen uns für unsere Gäste Zeit nehmen und gute Qualität liefern. Massentourismus wollen wir nicht."