Pater Georg Andlinger (76) feiert am Freitag, 19. Juli, sein goldenes Priesterjubiläum mit einem Gottesdienst in der Klosterkirche am Kreuzberg. Auf interessante und außergewöhnliche Tätigkeiten in den vielen Jahren als Franziskanerpater kann er zurückblicken. Franziskaner wurde er über den damals noch traditionellen und üblichen Weg: "Nach dem Abitur meldete ich mich zum Noviziat".
Aufgewachsen ist Pater Georg Andlinger im katholisch geprägten Münsterland in der Stadt Harsewinkel. Das Gymnasium besuchte er im 20 Kilometer entfernten Warendorf. Mit den Franziskanern kam er einerseits in seiner Heimatgemeinde in Berührung, wenn sie aushilfsweise Gottesdienste feierten oder Fastenpredigten hielten, andererseits über einen mit der Familie befreundeten Franziskanerpater, der Lehrer an einer Auslandsschule der Franziskaner in den Niederlanden war.
Erst Priesterweihe, dann Lehramts-Studium
Das Noviziat begann er am 25. April 1963 in Rietberg in der damaligen Sächsischen Franziskanerprovinz, die Feierliche Profess legte er am 29. April 1967 in Münster ab. Von 1964 bis 1967 studierte er an der Philosophisch-Theologischen Ordenshochschule der Franziskaner in Münster und von 1967 bis 1970 an der Theologischen Fakultät Paderborn. Die Priesterweihe empfing er am 19. Juli 1969 in Paderborn durch Kardinal Lorenz Jäger.
Nach der Priesterweihe habe ihn der Provinzial gefragt, ob er Interesse habe zu unterrichten. "'Wäre das was für Dich?', wurde ich gefragt und prinzipiell konnte ich es mir vorstellen." So absolvierte er 1970/71 ein Schulpraktikum im Kolleg St. Ludwig, der deutschen Auslandsschule in Vlodrop (Niederlande). Das Unterrichten machte ihm Freude und so viel die Entscheidung zum Lehramtsstudium nicht schwer.
Andlinger erinnert sich gerne an seine Zeit im Schuldienst
Von 1971 bis 1977 studierte er Anglistik und Romanistik in Kiel. "Ich wollte gerne in den hohen Norden, die Ostsee hat mich gereizt.", sagt er. Doch in Kiel blieb er nicht während des gesamten Studiums. Zwei Semester verbrachte er in Paris und kam schließlich nach Paderborn. 1977 legte er das erste Staatsexamen in Englisch und Französisch für das Lehramt am Gymnasium ab. Seine Referendarsausbildung fand in Hagen statt und das zweite Staatsexamen folgte zwei Jahre später.
In den Schuldienst trat er 1979 ein, als Lehrer am Bischöflichen Gymnasium Ursulaschule in Osnabrück. Hier blieb er bis 2001. "Ich wäre noch gerne an der Schule geblieben, es war eine schöne Zeit und wir haben viel aufgebaut", erinnert er sich gerne an diese Jahre zurück. Vor allem der Schüleraustausch mit England, Frankreich und den USA lag ihm am Herzen.
Tätigkeit als Provinzökonom als spannende Aufgabe
Doch der Provinzial hatte andere Pläne mit ihm und so wurde Pater Georg Andlinger Provinzökonom der Sächsischen Franziskanerprovinz in Werl. Von 2001 bis 2008 hatte er diese Funktion inne. "Es war für mich ein völlig neues Aufgabenfeld. Aber es war auch eine hochinteressante Zeit, eben weil es völlig anders war als der Schuldienst". Personalverantwortung hatte Pater Georg Andlinger und er war mit der Schließung des Klosters in Münster betraut.
Als deutlich wurde, dass die vier Franziskanerprovinzen zu einer Provinz vereinigt werden, war für Pater Georg Andlinger klar, dass er nicht als Provinzökonom in einer Gesamtdeutschen Franziskanerprovinz tätig sein möchte. Er habe zwar die Vereinigung der Provinzen aktiv mit begleitet und die Überlegungen verfolgt, doch die Aufgabe des Provinzökonomen übernahm dann Pater Franz Josef Kröger.
Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick bewiesen
Norbert Plogmann, der damalige Provinzial der Deutschen Franziskanerprovinz holte Pater Georg Andlinger 2010 als Provinzsekretär der Deutschen Franziskanerprovinz nach München. "Ich bin nach München umgezogen und wieder wartete eine hochinteressante Aufgabe auf mich", erzählt Andlinger. Es war nicht nur das Leben in München, mitten in der Stadt nahe dem Englischen Garten. Vielmehr galt es, vier unterschiedliche Franziskanerprovinzen mit ihren Traditionen und Besonderheiten zu einer Einheit zusammen zu führen. Rein organisatorisch sei dies ein großer Aufwand gewesen.
"Meine Aufgabe war es, die Eigentumsverhältnisse zu klären, Grundbuchauszüge zusammen und aufzuschlüsseln, was den Franziskanern gehört." In Anbetracht der langen Geschichte und der teilweise verworrenen und nicht mehr nachvollziehbaren Vorgänge in der Vergangenheit waren Fingerspitzengefühl und Verhandlungsgeschick gefragt. Intensiv befasste er sich mit der Geschichte der Staatsklöster und musste auch einiges an Problemen in Bezug auf Baulasten klären. Juristisch, historisch und kirchenrechtlich für ihn eine hochinteressante Tätigkeit, die er bis 2016 ausübte.
Manchmal führt der Bernhardiner den Pater
Auf den Kreuzberg kam Pater Andlinger im Herbst 2016. "Es war eine spontane Entscheidung. Ich war zuvor einige Male am Kreuzberg gewesen und konnte mir den Wechsel vorstellen. Ich habe Ja gesagt ohne lange Vorüberlegungen." Bereut hat Pater Georg Andlinger diesen Entschluss nicht, nach langen Jahren im Schuldienst und in der Verwaltung habe er nun Freude daran, als Wallfahrtsseelsorger im Kloster Kreuzberg zu wirken.
Auch wenn zur Wallfahrtszeit sehr viel zu tun sei, sieht er den Kreuzberg doch ein klein wenig als Ruhesitz an. So nutzt er die Abendstunden gerne zu langen Spaziergängen mit dem Bernhardiner Josef: "Manchmal führt auch er mich statt ich ihn." Den Wechsel der Jahreszeiten so hautnah zu erleben, ist für ihn immer wieder etwas Besonderes. Neben den Wallfahrten und regelmäßigen Gottesdiensten ist das Kloster Kreuzberg auch Anlaufpunkt für Ehejubiläen und besondere Gottesdienste, was die Franziskaner gerne leisten.