Die Gedanken einiger Wallfahrer gingen am Freitagmorgen zurück in das Jahr 1990, als man zum ersten Mal den historischen Wallfahrtsweg über damaliges DDR-Gebiet gehen durfte.
Kam man bei Zimmerau/Rieth damals schon ungehindert nach Thüringen, so war das Tor zwischen Poppenhausen und Gleismuthausen noch verschlossen. „Wir haben es mit unseren Spazierstöcken heraus geklopft, dann konnten wir durch den Spalt weiter“, erinnert sich ein Wallfahrer von damals.
Nun steht dort, wo einst über 40 Jahre der „Todeszaun“ die Menschen aus West und Ost trennte, ein großes Eisenkreuz, das von Pfarrer Josef Treutlein und der evangelischen Pastorin Sylvia Graf aus Hellingen am Freitagmorgen den kirchlichen Segen erhielt.
Rund 400 Wallfahrer aus den Landkreisen Rhön-Grabfeld, Bad Kissingen, Hassberge und Thüringen waren am Morgen um 4.20 Uhr in Bad Königshofen dorthin aufgebrochen. Wallfahrtsführer Engelbert Brüger nannte die Segnung einen besonderen Augenblick. Sein Dank galt Heinz Deuerling, einem Wallfahrtskollegen aus Bad Königshofen, der die Idee zu diesem Kreuz hatte und sich für die Umsetzung engagierte. Firmen aus Bad Königshofen, aber auch Thüringen, außerdem die Feuerwehr Wasmuthausen haben die neue Gedenkanlage errichtet, die noch entsprechend begrünt wird.
Zur Symbolik des Kreuzes sagte der Rhöner Bildhauer Klaus Metz (Langenleiten), dass das Kreuz aus Cortenstahl gefertigt ist. „Es ist eine Adaption aus dem Hochaltar der Dreifaltigkeitsgruppe von Vierzehnheiligen und symbolisiert Christus.“ Das Kreuz sprenge die Mauern – etwas, das er als Künstler symbolisch darstellen wolle.
Bewusst griff Klaus Metz auf Materialen wie Eisen und Beton zurück, weil diese damals die Grenze hermetisch abriegelten. Ein paar weitere technische Daten hatte der Rhöner Künstler parat: Fundament und Sockel des Kreuzes bringen rund elf Tonnen auf die Waage, Kreuz und Mauer wiegen nochmals rund 300 Kilogramm. Der Wunsch des Künstlers: „Das Kreuz soll nicht nur rückwirkend, sondern auch für die Zukunft seine Gültigkeit behalten.“
Bürgermeister Christopher Other aus Hellingen erinnerte an den doch großen Verwaltungsakt und dankte für die gute Zusammenarbeit mit Heinz Deuerling. „Jetzt liegt es an uns, der Gemeinde, aber auch den Kirchen, dieses Kreuz einzubinden.“ Wallfahrtspfarrer Josef Treutlein meinte, dass das Kreuz ein weithin sichtbares Zeichen sei. „Sie ahnen ja nicht, wie viele gute Gedanken dieses Kreuz in den kommenden Jahren weckt und wie viel Segen von hier ausgeht.“ Das Kreuz erinnere nicht nur an die Grenzöffnung sondern daran, dass Christus selbst ein Mauerbrecher war. Das Kreuz symbolisiere den christlichen Glauben.
Neben Pfarrer Josef Treutlein und Pastorin Sylvia Graf war auch der Obereßfelder Diakon Engelbert Ruck bei der Segnung mit dabei. Umrahmt wurde die Feier von den Musikern der Wallfahrt. Die zahlreichen Wallfahrtsbilder, die sich um das Kreuz geschart hatten, gaben der Feier einen besonderen Rahmen.
Über Wasmuthausen, Seßlach und Schloss Banz kamen die Wallfahrer am Abend des gleichen Tages nach rund 16 Stunden Fußmarsch dann an der Basilika Vierzehnheiligen. Dort feierten sie am Samstag den schon traditionellen Wallfahrtsgottesdienst, bevor sie am Nachmittag schon wieder zurück in Richtung Seßlach unterwegs waren, wo übernachtet wurde.
Am Sonntagabend wurden sie in Bad Königshofen dann wieder von vielen Bekannten und Freuden empfangen.