
Am ersten und dritten Montag im Monat sind die Räume des Kunstvereins Bad Neustadt in den Abendstunden hell erleuchtet. Im Arbeitsraum sitzen zahlreiche Menschen an großen Tischen. Umgeben von diversen Leinwänden, Papieren, Stiften, Farben, Pinseln und anderen Materialien arbeiten sie an Kunstwerken verschiedenster Art.
Seit März 2023 wird das Format "Kreativer Montag" angeboten. Initiiert wurde es von der Künstlerin Andrea S. Gertz, die an den Abenden bei Bedarf mit Rat und Tat zur Seite steht. Die Besonderheit besteht darin, dass hier jeder willkommen ist, der Lust verspürt, sich künstlerisch auszudrücken, ganz gleich, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schon Erfahrungen mitbringen oder nicht.

"Es ist mir wichtig, ein niederschwelliges Angebot zu machen, damit oft vorhandene Hemmungen niemanden davon abhalten, zu kommen und sich auszuprobieren", berichtet Gertz. Ebenso wichtig ist ihr, dass es sich nicht um einen Workshop handelt, sondern um das Freilegen künstlerischer Potenziale der Teilnehmenden in einem geschützten Raum.
Hilfreiche Tipps von der Multi-Künstlerin
Seit vier Jahren lebt die Künstlerin in Bad Neustadt und fühlt sich hier sehr wohl. Sie bezeichnet sich als Multi-Künstlerin, da sie seit den 1990er Jahren mit den verschiedensten Materialien und Techniken gearbeitet hat. Eine ideale Voraussetzung also, um die zahlreichen Arbeitsfelder der Teilnehmenden begleiten zu können. Die gebürtige Kölnerin ist schon viel herumgekommen, lebte in Koblenz, Büsum, Erlangen und eine Weile in Atlanta (USA). Von überall konnte sie wertvolle Impulse in ihr Schaffen übernehmen.
Die Bandbreite der Techniken, mit denen am "Kreativen Montag" gearbeitet werden kann, ist riesig. Aquarellmalerei, Malen mit Acrylfarben, Zeichnen mit diversen Stiften, Skizzieren, Bemalen von Steinen, Herstellung von Schmuck, Gestalten mit Naturmaterialien, Nähen, Häkeln, Makramee, Journaling, Gelplattendruck, Basteleien aller Art oder Kneten mit einer Modelliermasse, all das und mehr wurde schon von Teilnehmenden erstellt.

Abschalten vom Alltag
30 Mal wurde die Veranstaltung bislang durchgeführt, zwischen 3 und 18 Personen nahmen jeweils teil. Zu den regelmäßigen Besucherinnen gehört Christine Breitenbücher. Sie beschäftigt sich aktuell mit dem Ausfigurieren von Mustern. Diese Art des Zeichnens benötigt sehr viel Konzentration und führt in einen fast meditativen Zustand. Sie mag es, auf diese Weise vom Alltag abschalten zu können.

Heidi Kehr erstellt mit viel Freude und Liebe zum Detail farbenfrohe Aquarellmalereien. Besonders konzentriert an der Arbeit ist Nadine Höche, die mit Schnüren, Holzperlen und Federn Traumfänger herstellt. Sabine Häfner übt sich in verschiedenen Mal- und Zeichentechniken, zu Hause arbeitet sie seit neuestem auch an Skulpturen. Sie schätzt die besondere Stimmung der Abende. Ohne Ablenkung durch Familie, Telefon oder Haushalt könne man sich intensiver auf den kreativen Prozess einlassen. Sie mag auch die guten Gespräche, die geführt werden.
Sich einlassen auf neue Erfahrungen
Die Freude am Tun und die Lust, sich auf neue Erfahrungen einzulassen, sind die einzige Voraussetzung, die mitzubringen ist. Niemand wird hier bewertet, sondern man unterstützt sich gegenseitig beim kreativen Prozess. Das Ergebnis muss keineswegs besonderen Erwartungen entsprechen. Die Kursleiterin gibt auf Wunsch Anstöße, wie man mit den Materialien umgeht und hat auch den ein oder anderen Trick auf Lager, wenn es Probleme gibt.
Und mancher bekommt dann den Mut, seine Werke auch öffentlich zu zeigen. So wie Sabine Häfner, die ihre neuesten Kreationen gemeinsam mit Andrea S. Gertz und Petra Maria Seit im Rahmen der Ausstellung "(Nicht Nur) Pinselstriche" vom 30. August bis 22. September 2024 ausstellen wird. Im Frühjahr 2025 ist eine weitere Ausstellung geplant, die nur aus Werken bestehen wird, die an einem "Kreativen Montag" entstanden sind.
Die genauen Termine des "Kreativen Montags" sind der Webseite des Kunstvereins www.kunst-nes.de zu entnehmen, Beginn ist jeweils um 18 Uhr in der Bauerngasse 7a in Bad Neustadt. Eingeladen ist jedermann, ganz gleich welchen Geschlechts oder welchen Alters. Kinder, die noch nicht selbstständig arbeiten können, sollten allerdings mit einer Begleitperson kommen. Material wie Farben, Stifte, Pinsel, Leinwand und Papier ist vorhanden, gerne kann man aber auch eigenes mitbringen. Für Mitglieder des Kunstvereins ist der Besuch frei, alle anderen werden um einen Kostenbeitrag von 8 Euro gebeten. Eine An- oder Abmeldung ist nicht nötig.
Außerdem ist es positiv zu erwähnen, dass der Kunstverein per mobiler Rampe barrierefrei zugänglich ist. Damit wird sichergestellt, dass wirklich jeder, unabhängig von körperlichen Einschränkungen, an diesem wunderbaren Angebot teilnehmen kann. Das ist ein wichtiger Schritt in Richtung Inklusion und zeigt, dass der Kunstverein für alle da ist.