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BAD NEUSTADT
Kopfschmerz ist kein Schicksal
Neu entdecktes Gen verdoppelt Anfälligkeit für Stress-Depression       -  Experten sagen: Viele Betroffene können den Schmerz selbstwirksam positiv beeinflussen.
Foto: dpa | Experten sagen: Viele Betroffene können den Schmerz selbstwirksam positiv beeinflussen.
Martina Harasim
Martina Harasim
 |  aktualisiert: 30.07.2017 02:57 Uhr

In seinem Vortrag „Chronischer Kopf- und Nackenschmerz“ betonte der Kopfschmerzexperte und Chefarzt für Neurologie den Stellenwert der Selbsthilfe, insbesondere vor den Voraussetzungen einer Chronifizierung der Schmerzen.

Mehr als 50 Interessierte waren der Einladung von Chefarzt Professor Dr. Dipl.-Psych. Matthias Keidel zur Bürgervorlesung an den Rhön-Klinikum Campus gefolgt.

Etwa 26 Millionen Erwachsene leiden in Deutschland an einer Schmerzstörung. Neben den Rückenschmerzen gehören die Kopf- und Nackenschmerzen zu den häufigsten Schmerzarten. Die Beeinträchtigungen sind teilweise enorm, vor allem, wenn herkömmliche Methoden der Schmerzbehandlung nicht helfen, heißt es in einer Pressemeldung des Rhön-Klinikums.

Eine Chronifizierung des Schmerzes beruht nicht selten auf einer zu häufigen Schmerzmittel-Einnahme, kann aber auch auf psychologischen Faktoren beruhen. „Ungünstig wirkt sich auf Nacken- und Kopfschmerz das Gefühl aus, diesem ohnmächtig und hilflos ausgeliefert zu sein.

Die Annahme, dass der Schmerz schicksalhaft sei und nicht durch eigene Aktivitäten gelindert werden könne, oder die Überzeugung, dass die Schmerzen durch körperliche Aktivität verschlimmert würden und sich hierdurch ein Vermeidungs- und Schonverhalten mit sozialem Rückzug entwickelt, wirken sich besonders negativ auf das Schmerzempfinden aus“, weiß der Kopfschmerzexperte und rät Betroffenen zur Selbsthilfe.

Hierzu zählt zum Beispiel die Umsetzung schmerzpsychologischer Hilfen zur Schmerzreduktion. Diese sind unter anderem die Anwendung entsprechender „Ablenkungsstrategien“ oder Autosuggestion bei Schmerzzunahme, die Durchführung spezieller Schmerzbewältigungstechniken und (muskelzentrierter) Entspannungstechniken sowie die Vermeidung „katastrophisierender Gedanken bei der Schmerzwahrnehmung“.

Viele Betroffene mit chronischen Kopf- und Nackenschmerzen können den Schmerz selbstwirksam positiv beeinflussen. Durch körperliches Schonverhalten, gegebenenfalls unter physiotherapeutischer Anleitung, können Beweglichkeit, Ausdauer und Kondition verbessert werden und so dem sozialen Rückzug entgegengearbeitet und wieder vermehrt Aktivitäten im Beruf und der Freizeit aufgenommen werden.

Begleitend empfiehlt der Chefarzt die Teilnahme an einer Selbsthilfegruppe, die Betroffenen und Angehörigen eine wertvolle Unterstützung sein kann. Nach der Auszeichnung der Abteilung für Akutneurologie als Clusterkopfschmerz-Competence-Center im vergangenen Jahr etablierte sich auch eine Selbsthilfegruppe für Migräne und Kopfschmerz in der Neurologischen Klinik. Interessenten wenden sich an die Gruppenleiterin Miriam Mann unter Tel. (09724) 418 oder miriam.k@t-online.de

Die nächste Bürgervorlesung findet am Dienstag, 12. September, um 19 Uhr im Katholischen Pfarrsaal in Mellrichstadt statt. Anja Hein von der Rhön-Kreisklinik referiert unter dem Titel „Diabetes – was nun? Ich pack?s an!“. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

 
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