Bis zum Schluss war es unklar, wer in diesem Jahr das Spitzenreiten von Irmelshausen gewinnen würde.
Wird es Luis Wiener auf dem Fjordpferd Danya oder Jannis Witz mit Moritz einem Schwarzwälder Kaltblut? Was dieser seinem Pferd Moritz kurz vor dem Ziel ins Ohr flüsterte, bleibt wohl ein Geheimnis. Jedenfalls legte Moritz einen Spurt hin und war vor Luis Wiener im Ziel.
Mit Moritz hatte Janis Witz ein Pferd erwischt, das sehr skeptisch reagierte, als die "Spitzenmädchen" Julia Schmutz, Leni Wiener und Nina Mauer die bändergeschmückte Standarte an den Sieger übergeben wollten. Erst einmal an dem komischen Ding schnuppern, sagte sich Moritz, behielt bei der Übergabe aber die "Spitze" im Blick.
Sechsmal geübt
Beifall der Umstehenden gab es für den Sieger, ebenso für Luis Wiener (Platz 2), sowie Linus Hey auf Felix, einem deutschen Reitpony (3. Platz), und Marvin Müller auf Nanu, einem Schwarzwälder Kaltblut (4. Platz). Die Pferde kamen, wie schon seit einigen Jahren, vom Rothof in Sulzfeld. Dafür bedankte sich der Burschenverein.
Insgesamt haben die Reiter sechsmal mit den Pferden in der Reithalle geübt. "Pferd und Reiter mussten sich ja kennen lernen. Und Reiten ohne Sattel ist auch nicht so einfach," sagte Marvin Müller, Vorsitzender des Burschenvereins Irmelshausen. Das Pferd des Gewinners kam von einem privaten Einsteller, der es für das Spitzenreiten zur Verfügung stellte. Glückwünsche gab es für alle vier Reiter vom Vorsitzenden des Burschenvereins, Marvin Müller, und Baron Hans Freiherr von Bibra. Dieser überreichte an den Sieger, Jannis Witz, Urkunde und ein Geldpräsent.
Festzug zum Badesee
Begonnen hatte das Spitzenreiten von Irmelshausen mit einem Festzug vom Sportheim zum Badesee. Voran Julia Schmutz, Leni Wiener und Nina Mauer mit der Spitze, eine mit vielen bunten Bändern geschmückte Fahnenstange, ebenso Hans Freiherr von Bibra, die Musikkapelle Irmelshausen, Mitglieder des Burschenvereins, dann die Reiter und zahlreiche Gäste. Gekleidet waren Reiter und Konfirmandinnen in der Irmelshäuser Tracht. "Es ist wichtig, dass dieses Spitzenreiten weiter geführt wird", sagte Hans Freiherr von Bibra. Nach dem Ritt waren die Burschen geschafft, denn auf einem ungesattelten Pferd zu reiten und es mit den Beinen zu lenken, das ist doch nicht ganz so einfach.
Woher der Brauch kommt ist unklar: Es könnte sich um einen germanischen Fruchtbarkeitsritt handeln oder ein Wettreiten der Schloßknechte, meint Freiherr Hans von Bibra. Vermutlich wollten in späteren Jahren die Burschen im Dorf zeigen, wie gut sie auf den ungesattelten Pferden reiten können. Übrigens: Lediglich unverheiratete Burschen des Dorfes dürfen an dem Wettreiten teilnehmen. Zugezogene müssen fünf Jahre im Dorf ansässig sein.