Man nehme: eine Kapelle mit leidenschaftlichen Musikern, beliebte Kompositionen, viele, viele Übungsstunden, sowie ein gut gelauntes erwartungsvolles Publikum, und heraus kommt ein sehr gelungener, fröhlicher Abend. Das Frühlingskonzert der Blaskapelle Böhmisch G'schtörd unter der Leitung von Winfried Werner ließ im Großen Kursaal den Funken gleich überspringen: Hier stimmten alle Zutaten.
Das Motto des Abends „Männerleut' und Weiberg'schichten“ machte neugierig – wie das wohlumgesetzt würde? Die Lösung ließ nicht lange auf sich warten, die Auswahl der Musikstücke bezog sich auf Männer, Frauen, Freunde oder auch mal auf die Musikanten selbst. Und die Moderation von Heribert Haßmüller brachte Klarheit: „Männer und Frauen ticken verschieden.“ Mit dieser Feststellung, meinte er, könne man sehr leicht in Fettnäpfchen treten. Aber das passierte wohl eher seinem Kumpel, dem Zirngiebel Sepp. Mit typisch fränkischem Humor und mit „Geschichtlich“ von Wilhelm Wolpert würzte Haßmüller die Moderation.
Solospiel
Die Musiker der Kapelle überzeugten mit schwungvollem und sehr sauberem Ensemble- und souveränem Solospiel. Immer wieder gab es dafür stürmischen Applaus vom Publikum. Staunend lauschten die Zuhörer Martina Hartung, Susanne Reußenzehn und Sonja Mühlfeld, die drei Klarinettistinnen spielten bei der Anna-Polka von Ernst Mosch „mit verknoteten Armen“. Bei einem Abend mit böhmischer Musik darf natürlich nicht die Polka Rosamunde fehlen, bei diesem speziellen Arrangement gefielen das Solo der zwei Klarinetten und das Posaunen-Solo von Norbert Straub, bei dem das Publikum im Großen Kursaal mitsingen konnte.
Die Bläser der Kapelle beherrschten nicht nur ihre Instrumente, sie gefielen genauso mit Gesangsdarbietungen. Dirigent Winfried Werner, der Vorsitzende Martin Reußenzehn, Kathrin Balling und Corinna Pocorny traten bei etwa der Hälfte der Kompositionen als Sänger auf – und immer wieder schloss sich das Publikum an, sang mit oder schunkelte im Walzertakt wie bei Der Lumpensammler.
Anspruchsvolle Melodienfolge
Abel Tasman mit einer anspruchsvollen Melodienfolge im 4/4-Takt und der Flügelhornzauber im 3/4-Takt riss die Zuhörer mit, weil hier Tempowechsel, Melodie und präzises Spiel überzeugten. Mit der Löffelpolka von Mosch zeigte die Kapelle auch eine komödiantische Seite: Drummer Udo Dünisch „klapperte“ im Takt. Eine weitere Facette ihres Könnens bot Böhmisch G'schtörd mit dem Slow-Rock Sandra von Rudi Fischer (Leiter der Hergolshäuser Musikanten und bei diesem Konzert am Mischpult) und dem Swing Matrimony von Gilbert O'Sullivan.
Abschied
Ein sehr vielseitiges Programm gestalteten die Musiker an diesem Abend und wie verraten wurde, hatten sie in drei Monaten 23 neue Stücke einstudiert. Eine tolle Leistung, wenn man berücksichtigt, dass sie im ganzen Landkreis verteilt wohnen, berufstätig sind und die Musik bloß ein Hobby ist. Der Beruf ist es auch, der Regina Bach, Klarinette und Querflöte, veranlasste, nach acht Jahren die aktive Arbeit bei Böhmisch G'schtörd aufzugeben, mit stehenden Ovationen wurde sie von ihren Kollegen verabschiedet.
Nicht verabschieden wollte das Publikum die Kapelle mit ihrem Dirigenten Winfried Werner. Erst nach fünf Zugaben konnten die Musiker ihre Instrumente einpacken.