
Chefredakteurin Anna Harasim (15) ist gerade von einem anstrengenden Wochenende aus Hamburg zurückgekehrt. Dort hat sie mit ihrem Kollegen Nicolas Scheuplein den Preis entgegengenommen. Nun sitzt sie erschöpft auf dem Boden ihres Zimmers und weiß gar nicht so recht, wie sie anfangen soll zu erzählen: „Es war einfach übelst fett!“ Die sonst so sprachgewandte Jungjournalistin kann und will ihre Begeisterung kaum verbergen. Nicolas Scheuplein (17), der die Siegerfotos geschossen hat, übersetzt etwas nüchterner: „Wir haben uns wirklich sehr gefreut . . .“
Für den Wettbewerb hatte die junge Redaktion eine Fotostrecke zum Thema Jugendkulturen eingereicht. „Bei den Ideen war das ganze Team beteiligt“, erklärt die Chefin. Jeder musste sich dann überlegen, welche Art von Jugendlichen er darstellen will und wie das am besten zu machen sei. Für die Fotos schlüpften die Konturen-Redakteure dann in die Rolle von Punks, Skatern, Emos oder Junghexen. Herausgekommen ist eine „Fotosession, die sich „optisch sehr stark mit den verschiedenen Gruppierungen der Jugendkultur auseinandersetzt“. So steht es in der Begründung der Jury.
In der Tat sind die unterschiedlichen Typen eindrucksvoll dargestellt. Dass es sich dabei nicht um Originale handelt, sondern die Punks und Skater „nur“ nachgestellt sind, findet Anna Harasim nicht schlimm. Im Gegenteil: „Wenn die Redaktion und die Schule auf den Bildern zu sehen sind, können sich die Schüler besser damit identifizieren“, erklärt sie. Außerdem: „Finde mal eine Junghexe, die grad zaubert und sich fotografieren lässt.“
Recht hat sie. Das fand auch der Spiegel, der Harasim und Scheuplein dann zur Preisverleihung nach Hamburg einlud. „Wir wussten nur, dass wir unter den besten drei sind“, erinnert sich der 17-Jährige. Als dann klar war, dass seine Bilder den ersten Platz belegt haben, war er aus dem Häuschen: „Ich bin regelrecht auf die Bühne getanzt.“ Dort schüttelte er Matthias Müller von Blumencron, Chefredakteur des Spiegel, die Hand und nahm neben dem Pokal auch noch eine Finanzspritze in Höhe von 600 Euro für die Schülerzeitung entgegen.
Es gibt noch viel zu lernen
Anna Harasim hat allerdings von ihrem Aufenthalt in der Zentrale des Nachrichtenmagazins noch mehr mitgenommen als das Preisgeld. „Die ganzen Leute, die man da kennen lernen konnte“, schwärmt sie, „das war schon toll.“ Und gibt sich durchaus selbstkritisch: „Wir hatten zwar die besten Fotos, aber der Rest war bei den anderen Schülerzeitungen besser. Von denen können wir noch so viel lernen!“
Überhaupt – von jetzt an soll alles anders, alles noch besser werden. „Wir haben früher alles von der alten Redaktion übernommen. Wir kannten es ja nicht anders.“ Jetzt gibt es eine „Drehung um 180 Grad“, wie es die 15-Jährige umschreibt. Wie die aussehen soll, will sie noch mit der Redaktion abstimmen. Nur so viel: Neues Layout, neues Format und „tiefergehende Reportagen“.
Von dem Preisgeld sollen deshalb jetzt neue Computerprogramme angeschafft werden, um noch professioneller arbeiten zu können. Den ein oder anderen hilfreichen Tipp mögen sie dabei auch in den Workshops am Hamburg-Wochenende mitgenommen haben. In Sachen Titelbild und Heftinhalt habe man sich vom Spiegel einige Anregungen holen können.
„Jedenfalls war es für die ganze Redaktion ein riesiger Motivationsschub“, fasst es Nicolas Scheuplein zusammen. „Weil man merkt, dass es nicht umsonst ist, was wir machen!“ Durch den Gewinn erhoffen sich die beiden jetzt natürlich noch mehr Unterstützung von Seiten der Schüler und Lehrer.
Fest steht jedenfalls: Wenn nur die Hälfte davon klappt, was sich die Konturen-Redaktion vorgenommen hat, könnte es bald für den Gesamtsieg reichen. „Das wollen wir irgendwann auf jeden Fall schaffen!“