Es ist für den Bürger eigentlich recht einfach, wenn im kommenden Jahr im März die Kommunalwahlen anstehen. Man lässt sich beispielsweise seine Wahlunterlagen per Post schicken und nutzt die Möglichkeit der Briefwahl. Oder man geht am Wahltag, dem 15. März, ganz klassisch mit seiner Benachrichtungskarte (werden Anfang Februar 2020 versandt) ins Wahllokal und macht dann die Kreuzchen für seinen persönlichen Favoriten in Sachen Bürgermeister, Stadt- oder Landrat.
Etwas anders sieht das im Falle von Michael Weiß, geschäftsleitender Beamter der Stadt Bad Neustadt, und Ordnungsamtleiter Fabian Helmerich aus. Die beiden haben als Wahlleiter (Weiß), beziehungsweise dessen Stellvertreter (Helmerich) bis zu jenem 15. März bereits etliche Stunden Arbeit investiert, damit die rund 11 000 Wahlberechtigten von Bad Neustadt und deren Stadtteilen auch ordnungsgemäß wählen können.
Änderung bei Wahllokal in der Westlichen Außenstadt
Aber welche Arbeit fällt für das Duo nun bis zum kommenden Frühjahr an? "Wir mussten uns jetzt im Vorfeld Gedanken machen, welche und wie viele Wahl- und Briefwahlbezirke gebildet werden", erklärt Weiß. Wie gewohnt gibt es weiterhin 16 klassische Urnenwahllokale. Die einzige Änderung betrifft ein Lokal in der Westlichen Außenstadt. "Da hatte uns die Sparkasse Probleme mit der Versicherung und der Videoaufzeichnung mitgeteilt", erläutert Fabian Helmerich. Deshalb wird stattdessen im katholischen Kindergarten Mariä Himmelfahrt in der Hedwig-Fichtel-Straße gewählt werden.
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Auf den Trend, dass immer mehr Wähler die Möglichkeit der Briefwahl nutzen, hat die Stadt reagiert und für die Wahl 2020 auf insgesamt elf Briefwahllokale aufgestockt. In diesem Zusammenhang ist der im Rathaus befindliche Bürgerservice stark mit eingebunden.
Suche nach Wahlhelfern läuft
Damit die Stimmen aller Wahllokale recht zügig erneut zentral am Schulberg ausgezählt werden können, läuft aktuell die Suche nach Wahlhelfern auf Hochtouren. So braucht es beispielsweise in jedem Lokal sechs Helfer, damit alles seinen geordneten Gang gehen kann. Weiß und Helmerich mussten aber bereits einige Absagen hinnehmen - sei es wegen einer Pflegetätigkeit in der Familie oder eines bereits gebuchten Urlaubs. "Das ist auch nachvollziehbar. Und man kann auch nicht sagen, dass die Bereitschaft dafür generell nachlässt", so Michael Weiß. Als kleinen Anreiz für Interessierte habe man jedoch beim sogenannten Zehrgeld für die Wahlhelfer nachgebessert: 60 Euro gibt es am Wahlabend nun für Helfer an den Urnen, 40 Euro bei der Briefwahl.
Um den Wahlhelfern die Stimmauszählung zu erleichtern, werden auch im kommenden Jahr laut Helmerich wieder Barcode-Lesestifte eingesetzt, damit die Stimmen in den Computer eingelesen und Fehler bei der Auswertung minimiert werden können. Dafür gibt es spezielle Schulungen im Vorfeld. Dort sollen die Helfer auch für mögliche Unwägbarkeiten sensibilisiert werden, wie beispielsweise verbotene Selfies oder Fotos aus der Wahlkabine. "Sie sollen dann versuchen ruhig zu bleiben und konstruktiv mit dem Problem umzugehen", beschreibt es Weiß diplomatisch.
Wahlausschuss prüft Vorschläge
Damit aber überhaupt erst Kandidaten auf den jeweiligen Wahlzetteln stehen können, muss ein zuvor gebildeter Wahlausschuss, bestehend aus Wahlleiter und Mitgliedern politischer Parteien, die jeweiligen Kandidatenvorschläge prüfen. Dieser überprüft unter anderem, ob die nötige Aufstellungsversammlung ordentlich abgelaufen ist. Etwas aufwändiger ist die Prüfung, falls aus einer bestehenden Partei heraus eine neue Gruppierung beispielsweise einen eigenen Bürgermeisterkandidaten ins Rennen schicken will. Dann müssen genügend Unterschriften auf einer Unterstützungsliste vorliegen. Zum Bürgermeister gewählt werden kann theoretisch auch ein Kandidat, der zuvor gar nicht auf dem Wahlzettel stand. Die Wahl könne dann auch nur aus triftigen Gründen abgelehnt werden. Auch leere Stimmzettel sind prinzipiell möglich, sollte sich im Vorfeld gar kein Kandidat finden - was in Bad Neustadt aber bekanntermaßen nicht der Fall ist.
Ein Schoppen führt zur Lösung
Bei aller gründlichen Vorbereitung auf eine Wahl blieb jedoch auch die eine oder andere kuriose Anekdote aus der Vergangenheit nicht aus, wie sich Michael Weiß, der das letzte Mal vor seinem Ruhestand als Wahlleiter agieren wird, erinnert. So musste Anfang der 80er Jahre eine Wahl im Bereich Bad Königshofen nachgezählt werden. "Da haben die Quersummen senkrecht und waagerecht auf den riesigen Zählbögen einfach nicht gestimmt", so Weiß. Mit fortschreitender Uhrzeit - 1.30 Uhr in der Nacht - wurde das Unterfangen, den entscheidenden Fehler zu finden, immer unwahrscheinlicher. "Der damalige Wahlleiter hat dann die Auszählung abgebrochen, wir haben uns einen Schoppen geholt und gesagt, dass wir morgen früh weiter machen", beschrieb Weiß die damalige Situation. Innerhalb von einer Viertelstunde war der Fehler dann am nächsten Morgen letztendlich auch behoben.
Wahl für alle als Herausforderung
Den größten Teil der "Wahlarbeit" haben Wahlleiter und Stellvertreter bereits bis zum 15. März hinter sich. Die Anspannung fällt aber erst am Wahltag - wahrscheinlich nach Mitternacht - ab. "Für uns alle ist eine Wahl immer eine Herausforderung und jeder ist dann froh, wenn es gut geschafft ist", beschreibt es Weiß. "Und das wird mir dann garantiert nicht fehlen", gibt der geschäftsleitende Beamte der Stadt lächelnd, aber auch offen zu - wenn er sich Ende August nächsten Jahres zur Ruhe setzen wird.