Es ist für einen Geschäftsführer in diesen besonderen Tagen und Wochen wohl mit das Schlimmste, was passieren kann. Wenn in einer Einrichtung, für die man verantwortlich zeichnet, sich nahezu alle Bewohner und darüber hinaus auch etliche Mitarbeiter in kürzester Zeit mit dem Coronavirus infizieren. Genau das ist Jens Fuhl, dem Geschäftsführer der Lebenshilfe Rhön-Grabfeld e.V., nach dem größeren Corona-Ausbruch in der Wohnstätte in Mellrichstadt zuletzt widerfahren.
Dass die Öffentlichkeit in dieser Ausführlichkeit einen schonungslosen Einblick erhält, wie es aktuell in dieser Einrichtung zugeht, liegt in erster Linie an Fuhl selbst. Dieser hat von Anfang an betont, dass man sich nicht verstecken möchte, damit keine Unsicherheiten aufkommen und mögliche Unwahrheiten verbreitet werden. Geduldig klärte er über alle - auch unbequeme - Fragen auf.
Etwa darüber, wie es beispielsweise sein kann, dass die Infiziertenzahlen in der Wohnstätte so rasant nach oben schnellten. Dass der Gesundheitszustand einiger Bewohner schwankt, sich einige von ihnen gar im Krankenhaus befinden oder mit welcher psychischen Belastung die Mitarbeiter zu kämpfen haben, die den Menschen dort weiter helfen möchten. Und das, obwohl sie wissen, dass diese infiziert sind oder waren.
Genau diese Offenheit ist derzeit wichtig. Denn unter anderem im Internet machen nicht bestätigte Informationen oder gar Falschmeldungen schnell die Runde. Gleichzeitig haben die Menschen aber ein sehr hohes Bedürfnis an Informationen. Ein so hohes wie vielleicht noch nie. Gerade in dieser Situation sind die an den Tag gelegte Offenheit und Transparenz Gold wert.
Man könne sich von den Bewohnern der Lebenshilfe-Wohnstätte, die gelassener als manch anderer mit dieser Krise umgehen, eine ordentliche Portion Mut abholen, sagt Jens Fuhl, der trotz der äußerst schwierigen und arbeitsintensiven vergangenen Tage zumindest über den telefonischen Eindruck nie seinen Optimismus und seine Zuversicht verloren hat.
Er ist ein Vorzeigebeispiel, der sich für die erhaltene Hilfe dankbar zeigt. Er vergisst aber auch nicht, den Finger in die Wunde zu legen und darauf hinzuweisen, wie in seinen Augen die nicht optimalen Rahmenbedingungen in Zukunft verbessert werden können.
Man kann aber auch von ihm als "Krisenmanager" eine Portion Mut mitnehmen. Und zwar den Mut, gerade in diesen Zeiten offen und transparent zu sein.