Ein Jahr ohne Klostergasthof. Ganz unspektakulär war vor zwölf Monaten die Gaststätte geschlossen worden. Für die Zeit der üblichen Betriebsferien. Nur sollte sie diesmal nicht wieder öffnen, was für einen Riesenaufschrei gesorgt hat. Die Schwestern der St. Josefskongregation, Alleingesellschafter der Klostergasthof Maria Bildhausen GmbH, hatten sich zu diesem schweren Schritt entschlossen, weil sie die enormen Verluste nicht mehr tragen konnten. So lautete die offizielle Begründung.
Damit die Bewohner, deren Angehörigen und die vielen Besucher mindestens in den Sommermonaten eine Bewirtschaftung vorfinden, haben die Verantwortlichen kurzerhand im Mai das Klostergärtle am Klosterladen eingerichtet.
„Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht gefragt werde, wann die Klostergaststätte wieder aufmacht“, sagt Michael Nowotny, stellvertretender Gesamtleiter der Einrichtung für Menschen mit Behinderungen in Maria Bildhausen. Dann fügt er hinzu. „Ich habe keine Antwort darauf.“ Konkretes kann er nicht sagen, doch er macht eine vielversprechende Andeutung: „Die Bewohner und Verantwortlichen und all diejenigen, die immer wieder gerne nach Maria Bildhausen kommen, hegen die große Hoffnung, dass im Sommer 2014 wieder ein gastronomisches Angebot entstehen kann.“
Auch wenn sich Michael Nowotny zu keinerlei präziseren Angaben überreden lässt, hat er damit schon eine ganze Menge gesagt. Warum gerade jetzt vermehrt Anfragen zu einer möglichen Wiedereröffnung kommen, hat etwas mit einer Frist zu tun, die schon seit der Schließung des Gasthofes durch die Welt geistert: die Einjahresfrist.
Offiziell haben es die Verantwortlichen in Maria Bildhausen nie gesagt und sie tun es auch heute nicht, aber es gibt diese Einjahresfrist tatsächlich. Münnerstadts 2. Bürgermeister und Rechtsanwalt Norbert Reiter hatten sie im März dieses Jahres im Bauausschuss angesprochen, als die Stadträte ihre Zustimmung zum Klostergärtle gaben. Sollte die Klostergaststätte innerhalb eines Jahres wieder öffnen, dann hätten die ehemaligen Angestellten ein Recht auf Wiedereinstellung. Und das zu den alten Konditionen, sagte er damals.
Die früheren Angestellten im Klostergasthof haben Gehälter bezogen, die über den in der Region üblichen lagen. Ein früherer Geschäftsführer war eine Tarifbindung eingegangen, die laut Gesamtleiter Rainer Waldvogel nicht finanzierbar war. Neue Arbeitsverträge mit geringem Lohn, die den Mitarbeitern von der Geschäftsleitung im Frühjahr 2012 vorgelegt wurden, riefen natürlich den Widerstand von Gewerkschaftlern hervor.
Am Ende stand dann die Schließung, und es wird spekuliert, dass ein künftiger Betreiber wohl nur dann wirtschaftlich arbeiten wird, wenn er in der Region übliche Gehälter zahlt und die Arbeitszeit flexibel gestaltet.
Das war das zweite Problem gewesen: Durch die feste Arbeitszeit-Regelung waren auch dann Köche und Bedienung da, wenn eben mal wieder nicht so viel los war. Das kam häufiger vor, als viele Besucher meinen.
Spekulieren lässt sich auch trefflich bezüglich der Einjahresfrist. Am 1. Januar 2013 ist der Klostergasthof zwar geschlossen worden, aber vorerst lediglich für den Winterurlaub. Das offizielle Ende einschließlich der Kündigungen der Mitarbeiter kam im Frühjahr. Rechnet man nun die Kündigungsfrist dazu, dürfte der letzte Arbeitsvertrag im Sommer dieses Jahres ausgelaufen sein. Ein Jahr später – im Sommer 2014 – wäre dann die Jahresfrist tatsächlich um. Ob danach wirklich zeitnah der Klostergasthof seine Türen öffnet, ist reine Spekulation. Fest steht, dass das Klostergärtle als Begegnungsstätte bei entsprechender Witterung im April oder Mai wieder eröffnet wird, so Michael Nowotny.
Dann kann auch Anton Then, ehrenamtlicher Kloster-Führer und Schriftführer des Fördervereins Maria Bildhausen, seinen Gäste nach der Führung das Gärtle empfehlen. Es dient ebenso als Ausweichmöglichkeit wie des Golfrestaurant am Rindhof und die Gaststätte Sotier in Großwenkheim. „Wir empfehlen das, und es wird auch angenommen“, sagt Anton Then.
Die geschlossene Klostergaststätte sei bei den Führungen immer ein Thema. „Da muss man viel Aufklärungsarbeit leisten“, meint er. Viele Besucher gehen immer davon aus, dass die Gaststätte ständig voll war, wie sie es selbst an den Wochenenden oder bei größeren Veranstaltungen erlebt haben. Wie es beispielsweise an einem verregneten Mittwochabend ausgesehen hat, wissen sie nicht. Da war manchmal niemand da.