Was haben Wechterswinkel im unterfränkischen Besengau und die österreichische Hauptstadt Wien gemeinsam? Gemeinhin eigentlich gar nichts – außer denselben Anfangsbuchstaben. Doch am vergangenen Sonntag konnte man sich fast in den Wiener Prater, nach Sievering, in die Lobau, ja sogar in ein Wiener Kaffeehaus oder die Staatsoper versetzt fühlen, im Dreivierteltakt des Walzers wiegen und den berühmten "Wiener Schmäh" erahnen. Das Damensalonorchester "Bella Donna" machte einmal mehr seine Aufwartung im "Kloster Wechterswinkel" und hatte dazu sein Programm "Wien bleibt Wien" mitgebracht.
Alles drehte sich dabei um die großen Wiener Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts und deren weltberühmter Musik, um Johann und Richard Strauß, um Franz Lehár und Johann Schrammel. Musik aus Österreich – dargeboten von Musikerinnen aus Serbien, Ungarn, der Ukraine, aus den USA, aus Uruguay und Deutschland. Als "special guest" sang sich zudem Sopranistin Eva Bernard in die Herzen eines begeisterten Publikums.
Konzert war mit witzigen Einfällen garniert
Als großartige Künstlerinnen erwiesen sich Zsuzsa Zsizsmann (Violine; Ungarn), Mascha Rajkovic (Violine; Serbien), Valerie Sattler (Violoncello, USA), Katrin Triquart (Kontrabass, Deutschland), Gudrun Bähr (Flöte, Deutschland) und Anna Bálint (Klavier,Ukraine). Dabei garnierten sie ihr Konzert mit witzigen Einfällen, mit einem Besucher-Quiz, mit passenden Zitaten oder auch sich selbst mit schwarzer Barttracht. Es war ein humorvolles und abwechslungsreiches Konzert, noch dazu mit einigen Seitenhieben auf die damalige Mode rund um das Mieder. Sehr lebendig präsentierten sich die Hauptakteurinnen des Konzertes. Dazu hatten sie sich das passende musikalische Programm ausgesucht. Ob bei der Ouvertüre zur Operette "Die Fledermaus" (Johann Strauß), ob beim Marsch "Wien bleibt Wien" (Johann Schrammel), ob bei der "Plappermäulchen Polka" von Josef Strauß oder dem Walzer-Potpourri "Rosenkavalier" (Richard Strauss) – das Sextett verbreitete Lebensfreude pur, ließ die Alltagsprobleme in den Hintergrund treten und verzückte die Besucher.
Sie luden dabei das Publikum zum akustischen Besuch der "Tageswellnessfarm Bella Donna" ein, wobei die Musik zur Gestik und Mimik bei den verschiedenen Anwendungen (z.B. kalter Moosblütentee, Ganzkörperbehandlung mit Schlammkraut oder zur Seelenmassage) passte. Temperamentvoll ließen sie es "Auf der Jagd" (Johann Strauß) richtig krachen. Keine Unkosten hatten sie gescheut und einen großen Kaktus als "Schwiegermuttersitz" mitgebracht, der als Hingucker beim "kleinen grünen Kaktus" von Bert Reisfeld/Rolf Marbot in der Bearbeitung von Wolfgang Manz diente. Während an der Wiener Börse kaltes Klima herrscht, befinden sich "die Aktien" von "Bella Donna" auf Steilflug, was das Publikum angesichts der Leistungen des Damensalonorchesters gerne bestätigte und sich angetan "Von der Börse" (Johann Strauß) zeigte.
Mit ihrer klaren und hellen Stimme faszinierte Sopranistin Eva Bernard das Publikum, sang beispielsweise das "Vilja-Lied" aus der Operette "Die lustige Witwe" (Franz Lehár) und das Lied der Adele "Mein Herr Marquis" aus der Operette "Die Fledermaus" (Johann Strauß). Dabei spielte sie gekonnt "die Unschuld vom Lande", einem Couplet der Adele ebenfalls aus "Die Fledermaus". Stehende Ovationen gab es am Ende von einem begeisterten Publikum für die tollen Instrumental- wie Sangeskünstler, die das Kloster Wechterswinkel zwei Stunden lang in ein kleines Wien verwandelt hatten. Natürlich durfte am Ende das berühmte "Wien , Wien – nur du allein" als eine von zwei Zugaben nicht fehlen.