Monatelang haben die sieben Schülerinnen des Additum Musik der Q11 nur Onlinemusikunterricht erhalten. Kaum zu glauben, dass nach so langer Zeit das erste Konzert außerhalb der Schule in solch einer hohen Qualität gegeben werden konnte. Die Leistungen der Schülerinnen – in diesem Jahrgang war kein Schüler dabei – lagen auf einem Niveau, dass, so Musiklehrer Urs John, weit über dem liegt, was im Lehrplan für Elftklässler verankert ist. Das Publikum im Festsaal von Kloster Wechterswinkel zollte diesem Umstand Respekt und dankte mit langem Beifall.
Endlich wieder ein Livekonzert vor Publikum
Endlich wieder ein live gespieltes Konzert vor Publikum. Schulleiter Robert Jäger brachte auf den Punkt, was sowohl die Schülerinnen wie auch das Publikum aus Eltern, Geschwistern, Verwandten und den zuständigen Musikfachlehrinnen und -Lehrern lange sehnsüchtig erwartet hatten. Sieben Schülerinnen machen in Musik am Martin-Pollich-Gymnasium im kommenden Jahr Abitur. Alle sieben verstehen ihre Kunst. Davon konnten sich die Zuhörerinnen und Zuhörer im Festsaal nachhaltig überzeugen. Noten für die gegebenen Werke gab es schon in der Schule, das Konzert in Wechterswinkel war da "nur" noch die Kür.
Urs John führte durch das abwechslungsreiche Programm zwischen Bachs Barock und Poulencs Neuzeit und verdiente sich seinerseits eine Note Eins in der Klavierbegleitung. Angelina Koba verzauberte mit ihrer Klarinette gleich zu Beginn mit einem Fantasiestück des dänischen Komponisten Niels Gade und glänzte auch mit einer "Romanze" von Carl Stamitz. Das tiefgründige Nocturne Nr. 15 in F-Moll von Chopin gab Hannah Koch am Klavier in ergreifender Weise. Ihre Interpretation der "Mondscheinsonate" von Beethoven verzauberte das Publikum nachdrücklich. Großartig auch Patricia Lochner mit ihrer Trompete in einem Andante aus dem Trompetenkonzert in Es-Dur von Joseph Haydn und – aus einer ganz anderen Epoche – einem Capriccioso von Paul Jeanjean aus dem frühen 20. Jahrhundert.
Esther Marschall bereute rein gar nichts
Als einzige Sängerin erntete Esther Marschall großen Beifall. Kein Wunder, ihr "Un moto di gioja" aus Mozarts "Hochzeit des Figaro" gelang ebenso herzerfrischend wie der Edith Piaf-Ohrwurm "Non, je ne regrette rien". Moderne Musik kann auch schön sein, witzelte Urs John über das, wie der Titel schon sagt, melancholische "Allegretto malinconico" aus der Sonate für Flöte und Klavier von Francis Poulenc. Dass dem so ist, bewies Mia Manger mit ihrem ausdrucksstarken wie feinfühlig-virtuosen Querflötenspiel.
Faszinierender wie wunderbar virtuoser Glanzpunkt zum Ende
Karolin Groß am Steinway-Flügel lief in ihren beiden Werkinterpretationen zu ganz großer Form auf. Ihr "Presto" aus Haydns Sonate Hob XVI:34 in E-Moll geriet allein schon prächtig. Außergewöhnlich aber ihre Fuge G-Dur von Johann Sebastian Bach, die sie meisterlich zu interpretieren wusste. Den Schlusspunkt in einem solch hochklassigen Konzert zu gestalten, hätte zu Nervositätsschüben bei der letzten Interpretin führen können. Aber nicht beim Auftritt von Cosima Wagner. Ihr auf der Klarinette gespieltes Concertino in Es-Dur von Carl Maria von Weber war der faszinierende wie wunderbar virtuose Glanzpunkt am Ende des Konzerts. Bleibt zu hoffen, dass solche schulischen Kulturereignisse in Zukunft wieder regelmäßig stattfinden dürfen.