
Der Kaufinteressent ist die Stiftung Weltkulturerbe der Weisheitslehren in Elzach im Breisgau. Deren Zweck, so heißt es in einer kurzen Zusammenfassung der Stiftung, ist die Durchführung und Förderung von interdisziplinärer Forschung auf den Gebieten der Philosophie, Psychologie, Theologie, der Naturwissenschaften und der Medizin.
Wie Raphael J. H. Schmid vom Vorstand der Stiftung auf Anfrage der Main-Post bestätigte, sind die Verkaufsverhandlungen inzwischen so konkret, dass noch in diesem Jahr der Kaufvertrag unterzeichnet werden soll.
Ziel: Vertrags-Unterzeichnung 2008
Für die Ordensgemeinschaft der Missionare von der Heiligen Familie führt die Firma Pro Secur aus Köln die Verkaufsverhandlungen. Sie hat sich auf das Finanz- und Immobilienmanagement für Ordensgemeinschaften, kirchliche und karitative Körperschaften sowie Stiftungen spezialisiert. Joachim Klehn, einer der beiden Geschäftsführer von Pro Secur, bestätigt die Aussage Schmids. Das Ziel sei es, noch in diesem Jahr den Verkaufsvertrag zu unterschreiben.
Zur Frage, was nach dem Kauf aus dem Anwesen werden soll, erklärt Stiftungsvorstand Schmid auf Nachfrage, dass aus dem Kloster eine Bildungsstätte der Stiftung werden soll. Genaueres will er jedoch dazu noch nicht sagen. Das werde er erst in einer Pressekonferenz nach der Vertragsunterzeichnung tun.
Schon seit Längerem ist die Stiftung auf der Suche nach einer Immobilie. In ihrem Internetauftritt ist zu lesen: „Um den Stiftungszweck zu verwirklichen, die Planungen zu realisieren und in vollem Umfang als operative Stiftung tätig zu sein, ist es nunmehr erforderlich, neue Räume zu beziehen. Derzeit bietet sich die Möglichkeit zum Erwerb einer Immobilie, einem Denkmal von nationaler kultureller Bedeutung, die sich in besonderer Weise als Bildungsstätte der Stiftung eignet.“
Nach Auffassung der Stifter ist es notwendig, dass sich parallel zur Globalisierung auch ein Bewusstsein der globalen Gemeinschaft entwickelt, geprägt von gegenseitiger Achtung. Die Stiftung Weltkulturerbe der Weisheitslehren sieht sich als unabhängige Stiftung mit der Aufgabe, die Einsichten der Weisheitslehren und die Einsichten der führenden wissenschaftlichen Forschung zu dokumentieren. Besonderen Wert legt sie dabei auf Universalität und Neutralität, „mit der die Essenz der verschiedenen philosophischen, religiösen und wissenschaftlichen Traditionen in einer Gesamtschau transparent gemacht wird.“
1919 kauften die Missionare von der Heiligen Familie den Herrensitz in Lebenhan. Er war 1246 für die Verwalter des bischöflichen Salzforstes errichtet worden. Der Bau wurde zu einer Missionsschule mit Internat umfunktioniert. Viele ihrer Schüler wurden Priester oder Missionare. 1978 gab der Orden die Schule auf.
Noch sieben Patres im Kloster
Heute wohnen im Kloster Lebenhan Patres, die in verschiedenen umliegenden Orten in der Seelsorge mitwirken. Außerdem ist es das Zuhause für einige alte Mitbrüder. In den ehemaligen Schulräumen finden religiöse Treffen und Tagungen statt.
Wie Pater Rektor Hermann Keul erklärt, der mit sechs weiteren Patres im Kloster Lebenhan wohnt, würden demnächst sowieso vier seiner Kollegen Lebenhan verlassen: der 92-jährige Pater Urbas, Pater Wich, Pater Peters und Pater Kasprzyk.
Er selbst, Pater Winfried Schmidt und Pater Helmut Esser werden bleiben; und das unabhängig vom Verkauf des Klosters. Denn alle drei helfen immer noch in der Seelsorge im Landkreis mit. Pater Keul hält Gottesdienste im Karmelitenkloster in Rödelmaier, in Oberelsbach und in Bastheim. Pater Schmidt ist in Schönau als Seelsorger tätig und Pater Esser ist Krankenhausseelsorger an der Rhön-Saale-Klinik in Bad Neustadt. Wenn das Kloster Lebenhan nicht mehr dem Orden gehört, müssen sie sich eigene Wohnungen suchen. Pater Schmidt könnte vermutlich im Schönauer Pfarrhaus wohnen, sagt Pater Keul.