Peter Trus ist ein Mensch, dem sein Job zweifelsohne großen Spaß macht. Als Spezialist für arthroskopische Kniechirurgie am OrthoCentrum Saale in Bad Kissingen und Bad Neustadt kann er über mangelnde Auslastung eigentlich nicht klagen. Doch für das medizinische Hilfsprojekt Apoyo Medico in Nicaragua hat er im Februar eine neue Herausforderung angenommen.
„Arthroskopie ist was Tolles“, schmunzelt Trus. „Kleiner Schnitt, große Operation.“ Solche Eingriffe gibt es in dem zentralamerikanischen Land praktisch nicht. Nicaragua hat viele Jahre unter einer Militärdiktatur gelitten, die Infrastruktur ist dürftig, die Menschen werden medizinisch nur mit dem Allernötigsten versorgt.
„Vor dem Krankenhaus in der Hauptstadt Managua standen jeden Tag Hunderte Menschen Schlange, bewacht von einem Soldaten mit Maschinengewehr.“ Das ist nur einer von vielen Eindrücken, die dem 48-Jährigen in Erinnerung geblieben sind. Dennoch, oder gerade deshalb: „Mein Respekt für die Arbeit der einheimischen Kollegen ist groß.“
Apoyo Medico, erzählt Trus, ist das Projekt eines befreundeten Arztes aus Göppingen. „Als er mich gefragt hat, ob ich mir vorstellen könnte, da mitzuarbeiten, habe ich spontan Ja gesagt.“ Dem Kissinger Mediziner ist aber auch klar: „Einmal im Jahr dorthin fliegen und eine Woche lang operieren, hilft nicht langfristig.“
Doch langfristige Hilfe zur Selbsthilfe ist das, was die Leute von Apoyo Medico anstreben. Deshalb wird im Juli der 28-jährige Arzt Uriel Diaz aus einem Krankenhaus in Managua nach Deutschland kommen und auch bei Peter Trus im OrthoCentrum hospitieren.
„Wir haben festgestellt, dass er großes Talent hat. Das wollen wir unterstützen, indem wir ihn fördern“, so Trus, der auch zertifizierter Arthroskopie-Ausbilder ist.
Verrostete OP-Tische
In Krankenhäusern der Hauptstadt sowie in der Provinz Esteli im Hochland des zentralamerikanischen Staates hat der Kissinger Orthopäde Dutzende von bedürftigen Patienten kostenlos operiert und nebenbei die örtlichen Kollegen fortgebildet. Apoyo Medico finanziert aus Spenden auch medizinische Geräte und Operationsmaterial. „Die OP-Tische, die ich gesehen habe, waren verrostet. Es gibt praktisch keinerlei sterile Tücher und an den Decken blüht der Schimmel.“
Und auch das blieb dem Arzt haften: „Die Krankenhäuser haben natürlich keine Klimaanlage, es gibt gerade mal eine Toilette, in einem Zimmer liegen zehn Leute.“ Diesen Geruch vergesse man nicht, gibt der 48-Jährige zu. Aber eben auch nicht die Dankbarkeit und die frohen Gesichter. Denn gerade manchem jungen Mann kann mit einem arthroskopischen Eingriff erfolgreich geholfen werden. „Der kann dann endlich wieder Fußball spielen“, freut sich auch Trus.
Viele arme Menschen gebe es in Nicaragua, hat Trus erfahren, solche, die sich eine Knieoperation niemals leisten könnten. „Das Land der tausend Vulkane ist aber auch ein sehr faszinierendes Land, die Menschen sind in ihrer Situation sehr kreativ.“ Für den Orthopäden ist klar, dass er auch in Zukunft seine Dienste einbringen will, um den Menschen im wahrsten Sinn des Wortes wieder auf die Beine zu helfen. „Nächstes Jahr bin ich wieder dort.“
ONLINE-TIPP
Mehr Bilder aus Nicaragua unter badkissingen.mainpost.de