Dass Gitarre nicht gleich Gitarre ist, erfuhren die Zuhörer beim Gitarrenabend der Berufsfachschule für Musik im Kulturarsenal Darre. Dort war das Gitarren-Ensemble der Schule zu Gast und gab einen Einblick in sein Programm für das internationale Gitarren-Festival in Bruchsal. Ein besonderer Auftritt, der die Mitglieder der Gitarrenklasse stolz macht, sagt der zuständige Fachlehrer Johannes Tappert. Er führte in seiner lockeren Art durch den Abend, gab interessante und wissenswerte Einblicke in die Werke aber auch das Wirken der Komponisten.
Dass Gitarre nicht gleich Gitarre ist, zeigte der Dozent, indem er verschiedene Gitarrensaiten anzupfte und erläuterte, dass es eine Oktav-, eine Terz-, eine Prim- und eine Quintbassgitarre gibt. Die normale Gitarre ist die Primgitarre. Schmunzelnd fügte er an, dass deshalb der Name des Gitarrenensembles leicht zu merken ist: O.T.P.Q. gleich Oktav, Terz, Prim und Quint. „Uns ist nichts Besseres eingefallen“, so Tappert.
Begonnen hat der Konzertabend mit dem „Abendgesang“ und dem „Schlummerlied“ von Hermann Wenzel. Er schrieb in den Jahren um 1900 sogenannte „Salonmusik“, spätromantische Stücke, die man damals gerne in den Cafés hörte.
Den Zeitgeschmack erkannt
Über 1000 Kompositionen stammen von ihm, die Hälfte davon wurde verlegt. „Das ist außergewöhnlich!“ Hermann Wenzel habe den Zeitgeschmack damals richtig erkannt. Allerdings änderte sich dieser nach dem Ersten Weltkrieg und so war Hermann Wenzel „von der musikalischen Bildfläche verschwunden und starb als armer Mann.“
Auf dem Programm stand dann der Auftritt des Solo-Gitarristen Yasser Khalfa. Er ist seit zwei Jahren in Bad Königshofen. Der Syrer stammt aus Damaskus und kam als Flüchtling ins Grabfeld. Schon immer war die Gitarre ein Instrument, das er gerne spielte und so kam er zur Berufsfachschule für Musik und Johannes Tappert. Er spielte das Präludium Nr. 1 von Heitor Villa Lobos und ernte dafür viel Beifall. Zu den Kompositionen für Gitarren sagte Johannes Tappert, dass es hier noch nicht viele gibt. Er selbst hat aus Familienbesitz Kompositionen von Hermann Wenzel, die jahrelang auf dem Dachboden lagen, bis er sie entdeckte.
Dazu gehört auch der „Abschied vom Vaterhaus“ und der Titel „Am Waldkirchlein“, den das Gitarren-Ensemble spielte, bevor Johannes Eusemann „Präludium“ und „Allemande“ als Solist vorstellte. Eine Komposition von Silvius Leopold Weiss, erläuterte Tappert und wusste, dass dieser eng mit Johann Sebastian Bach befreundet war. Von ihm gibt es noch sein Instrument, das heute im Museum in Dresden zu finden ist. Weiter ging es dann mit der Fantasie über das Präludium c-Moll von Johann Sebastian Bach. Alexander Stör vom Gitarrenensemble der Berufsfachschule für Musik Bad Königshofen hatte es bearbeitet.
Von Turlough O'Carolan erzählte der Moderator und davon, dass dieser Komponist 1670 bis 1738 lebte und erblindete. Allerdings hat er eine Unterstützerin seiner Musik, die ihm Pferde, Wagen und Diener zur Verfügung stellte. So reiste er quer durch Irland von Schloss zu Schloss und bereits unterwegs machte er sich in der Kutsche seine Notizen. Von ihm stammt ein ungeheuerer Schatz an Melodien, die, zum Beispiel in der Connemara Suite Irland niedergeschrieben sind. Als nächstes stand der Komponist Leo Brouwer auf dem Programm. Von Fidel Castro wurde er unterstützt und sogar zum Studium nach New York geschickt. 1962 hatte er seine musikalischen Höhepunkte in Kuba, hat sich dann aber nach Spanien abgesetzt, wo er ein Orchester leitete. 1999 entstand sein Titel „An Idea“, den Johannes Eusemann vorstellte.
Zugabe erklatscht
Weiter ging es an diesem Abend mit dem Solostück des Komponisten Zequinha de Abreu, gespielt von Bruno Weschenfelder und mit einer Komposition von Dieter Kreidler. Natürlich kamen die Musiker nicht um eine Zugabe herum, denn der Beifall zeigte, wie hervorragend die Gäste den Abend bewerteten.
Mitwirkende waren: Johannes Eusemann, Björn Hassel,, Yasser Khalfa, Sebastian Roth, Alexander Stör, Johannes Tappert und Bruno Weschenfelder.