Für Regionalkantor Peter Rottmann war das Abschlusskonzert am Findelberg in Saal an der Saale am Sonntag die Krönung der diesjährigen Konzertreihe. Schließlich hatte er vor drei Jahren die dringende Restaurierung des historischen Instruments angeschoben und konnte nun im Rahmen des 10. Rhöner Orgelsommers die Orgel in ihrer althergebrachten Klangvielfalt vorstellen. Auch für die Orgelbaumeister Christoph Schindler und Günter Hoffmann aus Ostheim/Rhön war der Auftrag eine Besonderheit. Im Archiv der Firma fand man heraus, dass die Orgel vom Gründer der Orgelbaufirma, Otto Markert, im Jahr 1891 in das historische Gehäuse von 1780 eingebaut worden war und sogar die Orgelpfeifen aus dieser Zeit im Original erhalten sind. "Das war für uns natürlich eine besondere Überraschung." Damit sie nicht für Kriegszwecke 1917 verwendet werden konnten, hatte sie ein findiger Kirchenmaler mit Silberbronze überstrichen.
Konzertabend zum Thema Marianische Impressionen
Das Konzert war ganz auf den Festtag Maria Himmelfahrt ausgerichtet, wobei Yvonne Düring (Sopran) ebenso begeisterte wie Peter Rottmann an der Orgel. Der Konzertabend stand unter dem Thema "Marianische Impressionen". Peter Rottmann verstand es bei diesem Konzert immer wieder die klangliche Vielfalt der grundlegend restaurierten Orgel herauszustellen. Kein Wunder, dass es stehenden Applaus der zahlreichen Besucher zum Abschluss gab und einen strahlenden Organisten, der mit diesem Abend deutlich machte, wie wichtig es war, die historische Königin der Instrument in der Saaler Findelbergkirche vor dem Verfall zu retten.
Zufrieden ist auch Kirchenpfleger Lothar Werner, vor allem mit der Spendenfreudigkeit der Bevölkerung. Immerhin hat man mit 95 000 Euro fast die geplante Zuschuss-Summe erreicht. Zuwendungen gab es von der Marktgemeinde Saal, der Kulturstiftung des Bezirks Unterfranken und vom Landkreis Rhön-Grabfeld. Ausgeblieben sind bislang Zuwendungen der Diözese Würzburg. Dank sagen Kirchenverwaltung und Kirchenpfleger vor allem auch den Veranstaltern, die den Erlös ihrer Konzerte für die Orgelrenovierung zur Verfügung stellten, ebenso Privatspendern.
Punktlandung bei den vorgesehenen Kosten
Mit alledem und der Einhaltung des Kostenrahmens ist eine Punktlandung möglich geworden, sagt Lothar Werner. Rund 75 000 Euro kostete die Sanierung der Barockorgel, weitere 50 000 Euro waren für Begasung und sonstige Arbeiten erforderlich. Dazu wurde eine Spendenaktion initiiert und man bildete ein Team für die Mittelbeschaffung, um die Summe von insgesamt 125 000 Euro zu generieren. Helga Elzenbeck, Annette Hauck, Daniela Heckenlauer, Christiane Schneider, Andrea Wolf, Gerd Blindenhöfer, Clemens Hauck, Rüdiger Umhöfer und Lothar Werner gehören dazu. Das Projekt stand unter dem Thema: "Dem Leben Klang geben".
Dass die Sanierung der Orgel dringend notwendig war, unterstrich Orgelbaumeister Christoph Schindler. Er verweist vor allem auf den starken Holzwurmbefall, verbogene Orgelpfeifen, andere, deren Spitzen eingebrochen sind, Schmutz und vieles mehr. Bei der Reinigung der 46 Prospektpfeifen stellte sich heraus, dass es die Originale aus dem Jahr 1891 sind. Und dass der Firmengründer, Otto Markert aus Ostheim, damals das erste Instrument, eine mechanische Kegelladen-Orgel mit zehn Register und einem Manual und Pedal gebaut hatte, dass dann erweitert wurde. Zu den Orgelpfeifen sagt Peter Schindler, dass man bisher dachte, dass die originalen Prospektpfeifen im Rahmen der Kriegsabforderung von 1917 beschlagnahmt und später durch Zinkpfeifen ersetzt wurden.
Kirchenmaler bepinselte die Pfeifen mit Silberbronze
Nun stellte sich heraus, dass ein findiger Kirchenmaler in den Kriegstagen die Pfeifen mit Silberbronze überstrichen hatte, sodass sie 1917 für minderwertig befunden und nicht zu Kriegszwecken ausgebaut wurden. "Wir haben sie mit Terpentin abgewaschen und die Oberfläche mit Polierpaste wieder in den hell glänzenden Ausgangszustand versetzt", sagen die Orgelbaumeister. Insgesamt besitzt das Instrument 810 klingende und 22 stumme Pfeifen. "Warum diese stummen Pfeifen nicht integriert wurden, ist unklar, sie wären jedenfalls funktionstüchtig." Damit ist nicht nur der Orgelprospekt im Original erhalten, sondern auch die Prospektpfeifen. "Das ist das Besondere dieser Orgelrestrestaurierung und dass wir herausgefunden haben, dass unser Firmengründer Otto Markert die erste Orgel gebaut hat."