zurück
MELLRICHSTADT/NORDHEIM
Kirche im Umbau
Pastoral der Zukunft: Pfarrer Thomas Menzel ist ab Februar für 16 Gemeinden im Streutal und der oberen Rhön verantwortlich. Das bedeutet Veränderungen für die Gläubigen und das Seelsorgeteam. Doch Menzel ist zuversichtlich: „Es ist viel Vertrauen da und die Bereitschaft, es zusammen anzugehen.“
Simone Stock
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:31 Uhr

Die Kirche ist im Wandel. Und mit ihr die Arbeit der Seelsorgeteams in den Gemeinden. Die Zahl der Katholiken im Bistum Würzburg sinkt stetig, zudem gibt es immer weniger Pfarrer. Das bedeutet, dass die Anzahl der Gemeinden, die ein Geistlicher zu betreuen hat, wachsen wird. Im Altlandkreis Mellrichstadt rücken nun die Pfarreiengemeinschaften Franziska Streitel und Fladungen/Nordheim enger zusammen: Pfarrer Thomas Menzel begleitet die Gläubigen auf dem Weg in die „Pastoral der Zukunft“.

Großes Gebiet

Am 29. Januar wird Georg Neumann, Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Fladungen/Nordheim, in den Ruhestand verabschiedet. Zehn Jahre lang hat Neumann die Gläubigen in den zehn Gemeinden der oberen Rhön betreut. Ab Februar übernimmt nun Thomas Menzel, Pfarrer der Gemeinschaft Franziska Streitel Mellrichstadt, die Aufgabe des Pfarradministrators für Fladungen/Nordheim. Er betreut künftig ein großes Gebiet, verbunden mit viel Arbeit und Gestaltungsaufgaben, dessen ist sich Menzel sehr wohl bewusst. Doch er sieht darin auch eine Chance – alle Gläubigen sind aufgefordert, das Leben und die Gemeinschaft in den Gemeinden mitzugestalten und zusammenzuwachsen.

Menzel ist in Kürze für 16 Gemeinden verantwortlich, unterstützt von Pfarrvikar Johnson Thottathil und zwei pastoralen Mitarbeiterinnen: Gemeindereferentin Ursula Schäfer (Mellrichstadt) und Pastoralreferentin Iris Will-Reusch (Nordheim). Am 11. Januar waren die Katholiken in Mellrichstadt zu einem Info-Abend über die anstehenden Veränderungen, einhergehend mit dem neuen Aktionsradius, eingeladen, am 19. Januar wurden die Gemeindemitglieder der oberen Rhön in Nordheim informiert.

Großes Interesse

„Das Interesse war in beiden Pfarreiengemeinschaften sehr groß“, bekundeten Pfarrer Menzel, Ursula Schäfer und Iris Will-Reusch bei einem Pressegespräch am Freitag. „Es ist viel Vertrauen da und die Bereitschaft, das Neue zusammen anzugehen“, freut sich Menzel. Dass es auch Sorgen und Nöte gibt beim Prozess der Umgewöhnung, daran zweifelt das Seelsorgeteam nicht. „Wir nehmen die Bedenken ernst, schließlich steht uns selbst eine Veränderung bevor“, so Menzel. Klar ist aber auch: An der Neugestaltung der Arbeit in den Pfarreien führt kein Weg vorbei.

Das belegen schon die nackten Zahlen. 1991 waren im Dekanat Bad Neustadt 60 240 Katholiken gemeldet, im Jahr 2015 waren es noch 50 845. Die Prognosen gehen weiter nach unten. In der Pfarreiengemeinschaft Franziska Streitel wurden 2010 noch 4864 Katholiken betreut, 2015 waren es 4537. Für das Jahr 2030 rechnet die Kirche mit 3648 Katholiken in den sechs Gemeinden. Ähnlich die Zahlen in der Pfarreiengemeinschaft Fladungen/Nordheim: 2010 wurden 3306 Katholiken gezählt, fünf Jahre später 3110, und 2030 werden es schätzungsweise noch 2582 sein, verteilt auf zehn Gemeinden.

Weniger Personal

Neben Wegzug und dem demografischen Wandel gibt es auch „einen eklatanten Rückgang an kirchlicher Glaubensidentität“, so Thomas Menzel. Aber es gibt nicht nur immer weniger Gottesdienstbesucher, sondern auch weniger kirchliches Personal. Das betrifft nicht nur Priester, sondern alle Berufsgruppen, also auch Diakone, Gemeinde- und Pastoralreferenten. 2015 waren in der Diözese 680 Personen beschäftigt, 2020 werden es schätzungsweise noch 590 Personen sein, im Jahr 2030 gerade noch 460. Da bleibt kein Zweifel: Die Pfarrer werden auf absehbare Zeit deutlich größere Wirkungskreise haben, und in den Gemeinden bleiben Einschnitte nicht aus.

Aktuell sind in der Diözese Würzburg schon 50 Vollzeitstellen nicht besetzt, weil Personal fehlt – unter anderem elf Pfarrer, die eine Pfarreiengemeinschaft leiten. In sechs Jahren, von 2009 bis 2015, sind 101 Priester aus dem Dienst ausgeschieden. Diese Entwicklung, so Menzel, habe die Kirche zwar kommen sehen, aber die Herausforderung nur halbherzig wahrgenommen. „Man hat versucht, die bestehende Versorgung in einer immer mehr anwachsenden Mangelsituation aufrecht zu erhalten.“ Das geht nun nicht mehr. „Jetzt prallen Veränderungen mit umso größerer Wucht auf uns ein.“

Kirche der Zukunft

Die Kirche der Zukunft wird laut Menzel keine mehr von Hauptamtlichen versorgte Kirche sein. Das Gute an der Entwicklung sieht er darin, dass jeder getaufte Christ berufen ist, sich einzubringen und Kirche mitzugestalten. Menzel will die Gläubigen motivieren, ihrer Kirche ein Gesicht zu geben – auf dem Weg in die neue Pfarrei, die eine Gemeinschaft von Gemeinden sein wird.

Für das Dekanat Bad Neustadt sieht Menzel großräumige Veränderungen voraus: „Spätestens bis zum Jahr 2030 wird es noch drei pastorale Räume geben – man könnte auch sagen: Großpfarreien, die sich an den Grenzen der Altlandkreise orientieren.“ Das bedeutet, dass die Pfarreiengemeinschaften Fladungen/Nordheim, Franziska Streitel, Stockheim/Ostheim und Besengau langfristig eine Pfarrei werden. „Am Beginn dieser Entwicklung stehen wir jetzt.“

Neue pastorale Mitarbeiter

Für die neuen Aufgaben in den Pfarreiengemeinschaften Franziska Streitel und Fladungen/Nordheim, die übrigens in absehbarer Zeit noch nicht zu einer großen Pfarreiengemeinschaft zusammengeschlossen werden, soll es ab September zwei neue pastorale Mitarbeiter geben – eine Vollzeit- und eine Halbstagsstelle. Pfarrvikar Johnson Thottathil wird im August 2017 die Vikarsstelle wechseln, sein Nachfolger wird dann nicht mehr in Oberstreu, sondern in einer Gemeinde der oberen Rhön wohnen. Für Thomas Menzel immens wichtig: Würzburg hat auch die Stelle eines Verwaltungsleiters genehmigt, der künftig Baumaßnahmen begleitet und Liegenschaften betreut. Sieben solcher Stellen werden derzeit im Bistum geschaffen, eine davon wird in Mellrichstadt angesiedelt. „Die Stelle wird in Kürze ausgeschrieben, bewerben können sich Personen mit kaufmännischer Ausbildung.“

Was die Gottesdienste betrifft, wird es sonntags in jeder der beiden Pfarreiengemeinschaften vier Eucharistiefeiern geben. Jeweils drei dieser Gottesdienste feiern Pfarrer Menzel und Johnson Thottathil, jeweils eine gestalten die Ruhestandspfarrer Bernhard Strohmenger (Mellrichstadt) und Karl Hauck (Nordheim). Daneben gibt es Wort-Gottes-Feiern, die von Gottesdienstbeauftragten geleitet werden. 22 dieser speziell ausgebildeten Katholiken gibt es in der oberen Rhön, 14 im Bereich Mellrichstadt. Natürlich wird es auch vorkommen, dass in einer Gemeinde sonntags kein Gottesdienst gefeiert wird. Dann sind die Gläubigen aufgerufen, die Messe in einer Nachbargemeinde zu besuchen.

Neu geregelt

Neuregelungen gibt es auch bei Taufen. Künftig gibt es einen festen Taufsonntag nachmittags in jeder Pfarreiengemeinschaft. Weitere Möglichkeiten können die Eltern mit Pfarrer Menzel besprechen. Einschneidend – vor allem für die Gemeindemitglieder in Mellrichstadt – sind die Neuregelungen bei Beerdigungen. Ab Februar wird auch Gemeindereferentin Ursula Schäfer Trauergottesdienste mit anschließender Beisetzung oder Urnenbestattung leiten, wie das Iris Will-Reusch in der Pfarreiengemeinschaft Fladungen/Nordheim bereits tut.

Denn die beiden Priester können schon aus terminlichen Gründen nicht alle Beisetzungen in dem großen Gebiet übernehmen. Im Sinne der Gleichbehandlung werden dann aber auch die Priester keine heilige Messe mehr bei Beerdigungen feiern.

Besorgnis

Dieser Punkt, so Schäfer, hatte beim Info-Abend in Mellrichstadt Besorgnis hervorgerufen. Wem die heilige Messe ein Anliegen ist, so Menzel, könne stets ein Requiem, das erste Seelenamt, statt der folgenden Werktagsmesse feiern lassen. Das ist zwar für die Katholiken im Streutal ungewohnt, werde sich aber wie schon in der Rhön einspielen. Er hofft, dass sich viele Gemeindemitglieder aktiv in die Neugestaltung einbringen. „Glaube ist immer auch ein Abenteuer. Wenn wir dieses mit einem realistischen Optimismus angehen, wird es gut werden.“

Neue Aufgaben in zwei Pfarreiengemeinschaften

Pfarrer Thomas Menzel (39) leitet seit September 2012 die Pfarreiengemeinschaft Franziska Streitel mit den Gemeinden Mellrichstadt, Eußenhausen, Frickenhausen, Hendungen, Oberstreu und Mittelstreu. Die Pfarreiengemeinschaft wurde zum 5. Juli 2009 durch Bischof Friedhelm errichtet.

Am 29. November 2009 wurde die Pfarreiengemeinschaft Fladungen/Nordheim installiert, zu der Brüchs, Fladungen, Hausen mit Roth, Nordheim vor der Rhön mit Heufurt, Oberfladungen und Rüdenschwinden sowie Leubach und Neustädtles gehören. Pfarrer Georg Neumann leitet diese Pfarreiengemeinschaft seit 1. Oktober 2010 mit Schwerpunkt in Nordheim/Hausen, er geht Ende Januar 2017 in den Ruhestand.

Bischof Friedhelm hat Pfarrer Thomas Menzel zum 1. Februar auch zum Pfarradministrator der Pfarreiengemeinschaft Fladungen/Nordheim ernannt.„Mit diesem Schritt stehen die Gläubigen der Region spürbar am Beginn einer Entwicklung, die in allen deutschen Bistümern im Gange ist“, so Menzel. Die „Pastoral der Zukunft“, wie sie im Bistum Würzburg genannt wird, ist der zurückgehenden Zahl an Gläubigen sowie dem immer weniger werdenden Personal in allen Berufsgruppen geschuldet. „Deshalb ist es unumgänglich, die Weichen für das kirchliche Leben in unseren Gemeinden und pastoralen Räumen zu stellen“, so Menzel. Er bittet die Gläubigen, den Prozess zu begleiten und mit Gottvertrauen die Zukunft zu gestalten.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Mellrichstadt
Simone Stock
Bistum Würzburg
Georg Neumann
Thomas Menzel
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • E. R.
    Es wird die Zeit kommen, da werden wir in der Zeitung lesen können, dass ab sofort der Bischof von Würzburg als einziger Priester das Bistum betreuen wird.
    Es werden ihm in den einzelnen Pfarreien Frauen helfen dürfen, die eigentlich dafür in der katholischen Kirche nicht vorgesehen sind. Aber Männer werden sich keine mehr finden. Dann dürfen auch Frauen!
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten