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Bad Königshofen
Kino in Königshofen: Ein kleiner Filmapparat legte den Grundstein
Lorenz Hahn schwelgt in Erinnerungen, wenn er seinen ersten Filmapparat hervorholt. Der ging natürlich nicht elektrisch, sondern es musste gekurbelt werden. Vorhanden sind auch noch die Filme aus der damaligen Zeit.
Foto: Hanns Friedrich | Lorenz Hahn schwelgt in Erinnerungen, wenn er seinen ersten Filmapparat hervorholt. Der ging natürlich nicht elektrisch, sondern es musste gekurbelt werden. Vorhanden sind auch noch die Filme aus der damaligen Zeit.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 08.02.2024 11:45 Uhr

Wenn Lorenz Hahn, der Besitzer der Stadtsaal Lichtspiele in Bad Königshofen,  in seinem privaten Filmarchiv stöbert, stößt er unweigerlich auf ein kleines, grünes Filmvorführgerät. "Das hat unser Vater Alfons, mir und meinem Bruder Heribert einmal zu Weihnachten geschenkt." Damit legte er den Grundstein für den Fortbestand seines Kinos, dessen Geschichte 1947 in Königshofen begann. Damals hatte  Alfons Hahn das Gebäude gepachtet, das 1935 vom Reichsarbeitsdienst zur Unterbringung einer Großküche mit Speisesaal errichtet worden war. Die große Halle nutzte Alfons Hahn nicht nur für Filmvorführungen, sondern vielerlei Veranstaltungen. Drei große Projektoren hatte er aus Armeebeständen erworben. Damals waren Alfons Hahn und seine Frau Bärbel auch in den verschiedenen Ortschaften des Grabfeldes mit ihrem "Wanderkino" unterwegs.  

Filme vorgeführt wurden zum Beispiel in Aubstadt, Höchheim und Saal oder auch in Oberlauringen. Kinder zahlten 50 Pfennig Eintritt, Erwachsene eine Mark. Die Vorführungen fanden in den Tanzsälen der jeweiligen Gastwirtschaften statt. Auf dem Programm standen Heimatfilme, aber auch Filme wie "20.000 Meilen unter dem Meer" oder "Der Förster im Silberwald," erinnert sich Lorenz Hahn. Hinzu kamen später die Tarzan-Filme oder auch Tierfilme wie Lassie. Im Stadtsaal Kino in Königshofen wurden um 20 Uhr meist die Heimatfilme gezeigt, dann gabs noch eine Spätvorstellung mit weiteren Filmen. "Vom Winde verweht, Ben Hur, Dr. Schiwago und vor allem die Karl May Filme zogen die Besucher an. Immer waren auch die Kinder mit eingespannt, um im Vorführraum darauf zu achten, dass die Filme korrekt eingespielt oder, wenn der eine Teil zu Ende ging, das Überspielen durch den zweiten Vorführapparat klappte.

Vorführnachmittag im kleinen Kreis 

Auch zu Hause hatten die Hahns mit ihren kleinen Filmapparaten die ersten Vorführnachmittage. Dazu wurden Freunde eingeladen. Zu sehen gab es Filme wie "Auf dem Kriegspfad der Sioux-Indianer, Schneewittchen und Lausbubenstreiche". Das waren damals noch 16 Millimeter Filme. Als später dann die Super-8 Filme aufkamen bastelte Heribert Hahn aus kleinen Blechstreifen einen Einsatz für die Kinder-Film-Apparate, sodass man dem Freundeskreis auch diese neuen Filme zeigen konnte. "Das war dann immer ganz lustig, wenn wir die Filme auch nicht auf einer großen Leinwand, sondern im Kleinformat vorgeführt haben," sagt Lorenz Hahn. 

"Da liegen Welten dazwischen," sagt Lorenz Hahn: Links der Digital-Film-Beamer rechts das einstige Filmvorführgerät aus den1960er Jahren.
Foto: Hanns Friedrich | "Da liegen Welten dazwischen," sagt Lorenz Hahn: Links der Digital-Film-Beamer rechts das einstige Filmvorführgerät aus den1960er Jahren.

Mit Beginn des Fernsehzeitalters bekam das Kino erstmals Konkurrenz, allerdings konterte die Kinobranche mit Monumentalfilmen wie Cleopatra mit Liz Taylor der dem vier-Stunden-Epos "Die zehn Gebote". Es kam die Zeit der Aufklärungswelle Anfang der 70er Jahre auch in das Stadtsaal Kino, gefolgt von der Pornowelle aus den USA mit "heißen Streifen" in die Kinosäle. "Die Besucher sind aber eher verschämt ins Kino gekommen", erinnert sich Lorenz Hahn heute.

Mit der Technik immer auf dem neusten Stand 

Die Stadtsaal Lichtspiele blieben sowohl bei den Filmangeboten als auch bei der modernen Technik immer auf dem aktuellen Stand.  Seit 1997 gibt es drei Säle für jeweils verschiedene Filmangebote. Vor allem nach der Grenzöffnung 1989 zahlte sich das aus. Der große Saal bietet Platz für mehr als 200 Zuschauer, der zweite Saal hat 126 Plätze und Kino 3 noch 88 Sitzmöglichkeiten. Im kleinen Vorführraum stehen zwar noch die historischen Filmapparate mit den überdimensionalen Filmspulen, daneben dann schon der Beamer, mit dem Filme heute digital gezeigt werden. An die 135 000 Euro wurden in jeden der drei Kinosäle investieret. Neben den je 50 000 Euro teuren Vorführgeräten mussten neue 3D-taugliche Silberleinwände eingebaut werden, stärkere Endstufen für den Surroundsound und eine eigene Klimaanlage mit Entlüftungssystem für die beiden Vorführräume. Ein Ende der Entwicklung ist nicht abzusehen.

Nach wie vor sind die Stadtsaal Lichtspiele ein Familienbetrieb mit Lorenz und Marianne Hahn, Schwiegersohn Mario Suffa und dessen Ehefrau Barbara, sowie Sohn Gustav. Sie alle sind bei einem Filmabend voll und ganz eingespannt. Corona allerdings bremst die Familie zur Zeit aus. Trotzdem ist in den Kinosälen alles für die Zeit nach der Pandemie bereit. Bis dahin bieten die Stadtsaal Lichtspiele  Popcorn, Eis. Nachos und Getränke zum Mitnehmen.

 
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