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Wechterswinkel
Kindheit im Mittelalter im Kloster Wechterswinkel
Sie waren die Hauptakteure bei der Eröffnung der neuen Ausstellung im „Kloster Wechterswinkel“: von links: Stv. Landrat Bruno Altrichter, die beiden Musiker Armin Köbler und Charlotte Schmidt-Berger, Kuratorin Dr. Alice Selinger und Kreiskulturmanagerin Dr. Astrid Hedrich Scherpf.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Sie waren die Hauptakteure bei der Eröffnung der neuen Ausstellung im „Kloster Wechterswinkel“: von links: Stv. Landrat Bruno Altrichter, die beiden Musiker Armin Köbler und Charlotte Schmidt-Berger, Kuratorin Dr.
Klaus-Dieter Hahn
 |  aktualisiert: 25.09.2021 03:26 Uhr

Wie sah die Kindheit im Mittelalter aus ? Womit spielten die Mädchen und Jungen ? Wie wurden sie erzogen ? War die Prügelstrafe für Kinder erlaubt oder verpönt wie in unseren Tagen ? Spannende Antworten auf all diese Fragen finden sich in der neuen Ausstellung "Kindheit im Mittelalter", die im Kloster Wechterswinkel offiziell eröffnet worden ist. Sie zeigt, dass "Licht und Schatten" die Existenz des Nachwuchses schon in jener Zeit begleitet haben.

Die Ausstellung setzt die erfolgreiche Reihe der Präsentationen über das mittelalterliche Leben unter der Überschrift "Klostererleben" fort, die seit 2015 in unregelmäßigen Abständen das mittelalterliche Leben anschaulich näherbringt. Wieder einmal wurde sie von Dr. Alice Selinger konzipiert, eine in Wechterswinkel immer wieder gerne gesehene Expertin, die sich seit vielen Jahren schon mit dem Mittelalter in all seinen Facetten auseinandersetzt. Da parallel weiterhin auch die Kunstausstellung "Verrücken und verrückt werden" mit Werken von Christine Wehe Bamberger besucht werden kann, findet man die nun eröffnete Ausstellung im Dachgeschoss.

Die Kinder mussten früh mitarbeiten

Wie Alice Selinger bei der Ausstellungseröffnung zu erkennen gab, musste der Nachwuchs – mit Ausnahme der Kinder von Adligen – schon ab dem siebten Lebensjahr in Haushalt, Werkstatt oder Bauernhof kräftig mit anpacken. Kinderarbeit war üblich und daher keineswegs verboten. Mit 14 Jahren, so die Fachfrau, hatten die Jungen ausgelernt, konnten Mädchen bereits heiraten. Natürlich durften die Kinder auch spielen. Dabei kam das Spielzeug in den ärmeren Bevölkerungsschichten zumeist unmittelbar aus der Natur (Tannenzapfen, Blätter o.ä.) oder wurde selbstgemacht (hölzerne Puppen, Holzspielzeug). Erst ab dem Hochmittelalter, so Selinger, bei der Vorstellung der Ausstellung weiter, war der Besuch von Elementarschulen in den Städten üblich, wobei Mädchen nur selten zur Schule gingen. Dort wurden von den schlecht bezahlten Lehrern Lesen, Schreiben und Rechnen (mit dem Abakus) beigebracht.

Da die Kindersterblichkeit sehr hoch war, war die emotionale Bindung der Eltern zu ihren Kindern bei weitem nicht so groß wie heutzutage. Kinder wurden oft noch als sündige Wesen betrachtet. Nur wenige betrachteten sie als unschuldige, reine Wesen. Kein Wunder, dass daher weniger Liebe, sondern weit häufiger Tadel und körperliche Züchtigung auf der Tagesordnung standen, die Prügelstrafe eigentlich alltäglich war, denn die Kinder sollten "moralisch und sittlich erzogen werden".

Verschiedene Brettspiele für die Kinder

Weitere Aspekte, wie das Ammenwesen, die Situation von unehelichen sowie von Findel- oder ausgesetzten Kindern beleuchtete die Ausstellungskuratorin noch, ehe die Leiterin der Kreiskulturagentur, Dr. Astrid Hedrich-Scherpf, auf weitere Höhepunkte der Ausstellung einging. Dazu zählt sicherlich das spezielle, sehr umfangreiche museumspädagogische Beiprogramm, das besonders auf die Familien und Kinder zugeschnitten ist. So finden während der Dauer der Ausstellung (bis zum 7. November) neben öffentlichen Führungen besondere Veranstaltungen statt, in deren Verlauf den teilnehmenden Kindern Brettspiele angeboten werden, die, wie Schach, Mühle oder Backgammon, bereits im Mittelalter gespielt wurden. Auch werden Bastelaktionen wie eine "mittelalterliche Schreibwerkstatt" oder Vorlesungen angeboten.

Ein Besuch der neuen Ausstellung über 'Kindheit im Mittelalter' lohnt sich.
Foto: Klaus-Dieter Hahn | Ein Besuch der neuen Ausstellung über "Kindheit im Mittelalter" lohnt sich.

Wie die Kreiskulturmanagerin fand auch stellvertretender Landrat Bruno Altrichter nur lobende Worte für die Ausstellung und Kuratorin Alice Selinger, der er ebenso dankte wie allen anderen an der Ausstellung Beteiligten. An diesem Abend erfuhr man aber nicht nur viel Neues über die Kindheit im Mittelalter, sondern dank der beiden Musiker Armin Köbler und Charlotte Schmidt-Berger auch sehr viel Interessantes über die Musik und die Instrumente des Mittelalters.

Die Ausstellung ist jeweils von Mittwoch bis Sonntag während der üblichen Öffnungszeiten des Klosters Wechterswinkel von 13 bis 17 Uhr geöffnet. Zusätzlich kann man sich in der Reihe "Kunst & Wein" am Donnerstag, 21. Oktober, ab 19.30 Uhr auf eine "Reise ins Mittelalter" begeben. Am Sonntag, 26. September, haben Familien um 14.30 Uhr die Möglichkeit, bei einer Führung die Ausstellung zu erleben. Bei der interaktiven Familienführung nähert man sich nicht nur auf lebendige Art und Weise dem Mittelalter, sondern wird anschließend auch selbst aktiv. Für Kinder ab ca. 6 Jahre. Anmeldung bis Freitag, 24. September, 12 Uhr, unter Tel.: (09771) 94156 oder kulturagentur@rhoen-grabfeld.de.

 
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