zurück
NEUBURG/ZELL
KFG zu Besuch beim Jagdgeschwader 74 in Neuburg an der Donau
Luftbild vom Flugplatz des JG 74 bei Neuburg (wie in der Militärhistorischen Sammlung des Geschwaders gezeigt).
Foto: Rautenberg | Luftbild vom Flugplatz des JG 74 bei Neuburg (wie in der Militärhistorischen Sammlung des Geschwaders gezeigt).
frr
 |  aktualisiert: 29.08.2012 12:02 Uhr

Über 40 Teilnehmer vor allem aus der Kameradschaft und dem Freundeskreis der Garnison Mellrichstadt (KFG) hatten unter der Führung des KFG-Vorsitzenden Gerd Höhn der Luftwaffe in Neuburg einen Tagesbesuch abgestattet. Die Rhön-Grabfelder wurden dort von Hauptmann Ulrich Mocka freundlich empfangen und in den Ablauf des Tages eingewiesen.

Am beeindruckendsten war für die Besucher zweifellos der Euro-Fighter, das neue Flugzeug des Geschwaders, das den Besuchern aus Unterfranken von jungen, gleichwohl höchst kompetenten Soldaten erläutert wurde. Interessant war aber auch die Einführung in die Geschichte und die Aufgaben des Geschwaders, die Vorstellung der Horstfeuerwehr und, wenn auch auf ganz andere Weise, das militärhistorische Museum, das in der Wilhelm-Frankl-Kaserne bei Neuburg untergebracht ist.

Der Offizier stellte im ersten Teil des Besuchsprogramms sein Geschwader mithilfe eines Films und einer Präsentation vor. Dabei war zu erfahren, dass die militärische Fliegerei in Neuburg eine lange Tradition hat und bis auf das Jahr 1912 zurückgeht. In der Zeit des Dritten Reichs wurde der Platz ausgebaut, noch vor dem Kriegende 1945 kam dort der erste Strahltrieb-Jäger, die Me 262 zum Einsatz, was zur Folge hatte, dass der Flugplatz von alliierten Luftverbänden massiv bombardiert wurde. 1955 wurde der Fliegerhost wieder ausgebaut und 1958 der Bundeswehr übergeben.

Das Jagdgeschwader, ursprünglich in Oldenburg beheimatet, verlegte 1960 zunächst nach Leipheim, ein halbes Jahr später nach Neuburg. Hier bekam es seinen Namen JG 74. Das erste Jagdflugzeug des Geschwaders war die F-86K, 1964 wurde es mit dem Starfighter F-104 G ausgestattet, und 1974 wurde auf die Phantom F-4F umgestellt. Der Euro-Fighter kam dann an dessen Stelle in einer Übergangszeit von 2006 bis 2008. Der Name „Jagdgeschwader Mölders“, 1973 verliehen, wurde dem Geschwader 2005 wieder genommen, da der Name „Mölders“ wegen der Teilnahme des Namensgebers Oberst Werner Mölders an der Legion Condor nach Mehrheitsmeinung des Deutschen Bundestags politisch belastet ist.

Trotz günstiger internationaler Rahmenbedingungen kann eine Bedrohung des Territoriums von Deutschland nicht völlig ausgeschlossen werden. Für diesen Fall muss auch die militärische Komponente der Krisenvorbeugung und -bewältigung vorgehalten werden. Diese Aufgabe, „air policing“ genannt, erfüllt das JG 74 in einer integrierten Luftverteidigung als Teil der Krisenreaktionskräfte (KFK) und gewährleistet die Lufthoheit über dem deutschen Staatsgebiet. Dazu stellt das JG 74 rund um die Uhr eine Alarmrotte (zwei Euro-Fighter) bereit, die innerhalb von 15 Minuten einsatzbereit ist. Im Geschwader findet auch die taktische Aus- und Weiterbildung der Piloten statt, u. a. auch mithilfe eines Flugsimulators, in dem praktisch alle denkbaren Flugmanöver nachgeahmt werden können. Dies erspart vollwertig viele reale Flugstunden, spart Kosten und reduziert den unvermeidlichen Fluglärm.

Der Euro-Fighter ist so konstruiert, dass die Wartungsspezialisten für eine Flugstunde nur 14 Stunden an Wartungsarbeiten aufbringen müssen (bei der Phantom war das Verhältnis noch 1:70!). Das Team der technischen Truppe besteht aus 65 verschiedenen Tätigkeitsbereichen. Die Besucher aus Unterfranken konnten selbst erleben, mit welcher Fachkenntnis die relativ jungen Soldaten (Stabsunteroffiziere und Feldwebel-Dienstgrade) ihr Metier, nämlich den Euro-Fighter kennen. Sie erklärten auch den verblüfften Besuchern, mit welchen Mitteln diese Jagdmaschine kämpfen und sich zugleich auch im Luftkampf verteidigen kann. Sie kann ihren Auftrag bei Tag und Nacht und bei allen Wetterbedingungen und unterschiedlichen geografischen Einsatzzonen erfüllen, und das im Unter- wie auch im Überschallbereich ? um nur einige der Fähigkeiten dieses modernen Kampfflugzeugs zu nennen.

Hauptmann Mocka führte die Besucher auch in das eigene militärgeschichtliche Museum, wo er mit Stolz drei der ausgemusterten Kampfflugzeuge früherer Zeiten präsentieren konnte ? neben vielen interessanten Exponaten, die alle etwas mit der Militärfliegerei zu tun hatten. U. a. war es gelungen, ein größeres Bruchstück einer in den letzten Kriegstagen abgestürzten Me 262 in das Museum zu integrieren. Als ganze Maschinen waren in der Sammlung eine F-86K, ein Starfighter und eine Phanton F-4F zu bewundern. Alle diese Exponate befinden sich in einer großen Ausstellungshalle, daneben gibt es noch eine sehenswerte Sammlung im wehrgeschichtlichen Lehrraum im Wirtschaftsgebäude. Auch dieser Teil der Sammlung fand bei den Besuchern großes Interesse. Hptm Ulrich Mocka ist der Chef, und bei der Erstellung der Sammlung war er der antreibende Motor gewesen und konnte dank seiner Aktivitäten z. B. den Starfighter vom bayerischen Armeemuseum in Ingolstadt erwerben.

Zu jedem Flugplatz gehört auch eine eigene, leistungsfähige Feuerwehr. Diese konnten die Besucher in den Stellhallen für die Einsatzfahrzeuge inspizieren. Auch die Feuerwehr muss rund um die Uhr in Bereitschaft stehen, parallel zur Einsatzbereitschaft der Alarmrotte. Sie kann aber auch von Zivilstellen im Katastrophenfall angefordert werden und würde dann sehr wirkungsvoll mit ihren Einsatz- und Löschzügen die lokalen Feuerwehren unterstützen. Für viele Besucher war es ein prickelndes Vergnügen, einmal selbst die Wasserkanonen des neuesten Löschzuges betätigen zu können.

Gerd Höhn von der KFG dankte den Soldaten für ihre Auskünfte und für die Führungen durch den Fliegerhorst und überreichte jeweils ein kleines Dankgeschenk. Für Hptm Mocka hatte er sogar das Traditionswappen dabei, über das sich der Offizier sichtlich freute.

Vor einer Maschine des neuesten Flugzeugtyps des JG 74, einem Euro-Fighter, stellte sich die Reisegruppe aus Rhön-Grabfeld zum Erinnerungsfoto.
Foto: Rautenberg | Vor einer Maschine des neuesten Flugzeugtyps des JG 74, einem Euro-Fighter, stellte sich die Reisegruppe aus Rhön-Grabfeld zum Erinnerungsfoto.
Hauptmann Ulrich Mocka begleitete die Besucher aus Rhön-Grabfeld durch die von ihm geleitete Militärhistorische Sammlung des Jagdgeschwaders 74. Er wird hier flankiert vom stellvertretenden Landesvorsitzenden des ASP, Ulrich Bucher (links), und von Gerd Höhn, dem Vorsitzenden der KFG.
Foto: Rautenberg | Hauptmann Ulrich Mocka begleitete die Besucher aus Rhön-Grabfeld durch die von ihm geleitete Militärhistorische Sammlung des Jagdgeschwaders 74.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Deutscher Bundestag
Geschwader
Jagdgeschwader
Luftwaffe
Offiziere
Soldaten
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top