Unvergessliche Eindrücke nahm die Reisegruppe des Kameradschafts- und Freundeskreises der Garnison Mellrichstadt (KFG) am 22. August mit nach Hause. Denn das vom KFG-Vorsitzenden Gerd Höhn ausgearbeitete Programm hatte die 39 Teilnehmer am Nachmittag in das Erlebnisbergwerk von Merkers geführt. Dieses Bergwerk stellt mit seinen Superlativen so ziemlich alles in Schatten, was man von anderen Schau-Bergwerken kennt.
Am Vormittag zuvor hatten die Unterfranken aber bereits dem Panzergrenadierbataillon 391 in Bad Salzungens Werratal-Kaserne einen Besuch abgestattet. Schon dieser erste Teil war interessant genug. Denn Oberstleutnant d. R. Rainer Heusch, der „gespiegelte“ Kommandeur des Bataillons (er vertrat den dienstlich bedingt abwesenden eigentlichen Kommandeur OTL Volker Ortloff) stellte seine Garnison, die Geschichte seines Bataillons, dessen Auslandseinsätze, Gliederung und militärische Aufgaben in einem langen Referat vor.
OTL Heusch zeichnete insgesamt auch ein positives Bild vom Zustand und der Zukunft der Bundeswehr, widersprach damit der oftmals zu hörenden Kritik in der Öffentlichkeit, ohne allerdings die Probleme zu verschweigen, die die Bundeswehr zurzeit hat.
1972 in DDR-Zeiten war die Kaserne gegründet worden, als sie noch Anton-Saefkow-Kaserne hieß, erfuhren die Besucher. Nach der Wiedervereinigung wurde sie 1990 in die Bundeswehr überführt. Der Bundeswehr-Offizier, der diesen Übergang leitete, war der damalige Mellrichstädter OTL Ulrich Bucher (jetzt Bad Neustadt). Heute sind in Bad Salzungen 1.200 Soldaten stationiert, hinzu kommen rund 150 Rekruten zur militärischen Grundausbildung. Ein großer Vorteil dieses Standorts ist der große Übungsplatz in unmittelbarer Nähe zur Kaserne. Diese ist nach einer Generalsanierung in vorbildlichem Zustand und bestens ausgestattet.
Militärische Einrichtungen, die die Besucher aus Rhön-Grabfeld auch bei der Führung durch die Kaserne kennenlernten, sind die Simulatoren für Handwaffen (einige ehemalige Soldaten vom KFG durften sogar selber am Simulator mit dem G36 schießen), der Schießsimulator für die Panzertruppe sowie der Gefechtssimulator für den Panzergrenadierzug. An allen Stationen wurden sie von hohen Feldwebel-Dienstgraden informiert. Gerd Höhn sprach später dem Kommandeur gegenüber seine Anerkennung und die seiner ganzen Reisegruppe aus, für die fachliche Kompetenz und die mit Humor gewürzte Eloquenz dieser Soldaten. Höhn überreichte OTL Heusch auch ein Erinnerungsbild und dankte ihm für die Gastfreundschaft in seiner Kaserne.
Nach dem Mittagessen im dortigen Speisesaal fuhren die Rhöner nach Merkers zu dem bekannten Erlebnis-Kali-Salzbergwerk. Der Eintritt war nicht ganz billig, aber dafür wurde auch etwas geboten. Mit dem Förderkorb ging es zunächst auf eine „Teufe“ von 500 Metern senkrecht hinunter. Nach einer Information über das Entstehen dieser gigantischen Salzlager und dem Segen der Hl. Barbara, Schutzpatronin der Bergleute (an ihr in ihrem Glasschrein müssen alle Besucher vorbei), hieß es dicht gedrängt aufsitzen auf dem Besichtigungs-Lkw. Dieen Fahrzeugen fehlt das Verdeck, was das Schauen erleichterte.
Und dann ging?s los, hinein in ein Labyrinth, das sich unterirdisch auf eine Fläche ausbreitet, die dem Stadtgebiet von München mit Vororten vergleichbar ist. Bei nur 35 km/h, aber wegen der engen Stollen und des scharfen Fahrtwinds wie gefühlte 100 km/h, wurden die Besucher durchgerüttelt, krampfhaft in den Kurven nach Halt suchend, so rasten diese Fahrzeuge rein in das Labyrinth von Strecken und Abbaukammern. Salzschichten überall an den Seitenwänden, an der Decke und Salz in Staubform von den Lkw aufgefahren auch auf den Pisten, angerußt mit der schwarzen Patina eingelagerter Verschmutzungen – ein Eindruck, als rase man in die Düsternis der Vorhölle hinein.
Doch diese hatte, erstaunlich, ihre Highlights. Das erste war das Museum, eine riesige Kammer von 1.500 m2 Fläche, wo die Geschichte des Kaliabbaus anhand der früher eingesetzten Geräte und Maschinen nachgebildet war. Szenische Arrangements ließen die Besucher ahnen, unter welchen harten Bedingungen die Bergleute vor rund hundert Jahren das „weiße Gold“ des Salzes gewannen.
Im sog. Goldraum hatten die Nazis und ihre Gefolgsleute im 2. Weltkrieg einst gegen Kriegsende riesige Gold-, Geld- und Kunstschätze versteckt, die aber von amerikanischen Truppen gefunden und geborgen wurden. Bei einer Filmsequenz konnten die Besucher wenig später miterleben, wie das Sprengen im Bergwerk vor sich ging, und sie durften sogar selbst einmal eine solche Sprengung in der Simulation auslösen. Die Kristallgrotte bot ein einzigartiges ästhetisches Erlebnis. In einer großen natürlichen Kaverne hatten sich riesige Salzkristalle gebildet, und die wurden nun touristengerecht mit Illuminationen und Musik präsentiert – Eindrücke von überwältigender Schönheit. Die weitere Fahrt durch insgesamt 25 unterirdische Kilometer wurde wieder im sog. Großbunker unterbrochen, 500 m unter der Oberfläche. Hier wurden die Besucher von einer Lasershow in dieser kathedralenartigen Riesenhalle überrascht, wo auch große Konzerte veranstaltet werden und ein riesiger Schaufelradbagger zu bewundern ist.
An das Tageslicht musste man sich erst wieder gewöhnen, als der Förderkorb die Besucher wieder 500 Meter hinaufbefördert hatte. Zurück nach Bad Salzungen ging die Fahrt. Im Kurhaus am Burgsee hatte Gerd Höhn Plätze für die Ausflügler reservieren lassen. Dort, in schönem Ambiente, stärkten sie sich mit Kaffee, Kuchen und was sonst das Herz begehrte. Über die B 285, die Bad Salzungen direkt mit Mellrichstadt verbindet, ging?s dann wieder zurück, mit dem Bewusstsein, einen besonderen Tag erlebt zu haben.