Am Sonntag, 6. Januar, ziehen die Sternsinger durch die Gemeinden und bringen ihren Segen in die Häuser. Dabei sammeln die Kinder und Jugendlichen für das Kindermissionswerk in Aachen. Als Anerkennung für ihren Einsatz möchten viele Familien den Sternsingern persönlich gern einen Obulus geben. Was sie nicht wissen: Das ist nicht erlaubt. Wer den Heiligen drei Königen privat etwas zusteckt, bringt Kaspar, Melchior und Balthasar unbedacht in die Bredouille.
Pfarrer Thomas Menzel und dem Seelsorgeteam in den Pfarreiengemeinschaften Franziska Streitel Mellrichstadt, Fladungen/Nordheim und Besengau Bastheim ist es ein Anliegen, die Gläubigen dafür zu sensibilisieren, den Sternsingern Lob und Anerkennung zu schenken, aber kein Geld für die Privatkasse. „Ziel der Sternsinger-Aktion ist es, Geld für Kinder in Not zu sammeln“, so Menzel. Für die jungen Leute ist das ein Ehrenamt – und dafür wird man in der Regel nicht bezahlt.
Für die gute Sache einstehen
Aus Überzeugung für eine gute Sache einstehen, das ist neben dem Sammeln von Spenden ein weiteres Ziel der Sternsinger-Aktion, macht Pfarrer Menzel bei einem Pressegespräch deutlich. Und fügt an: „Wenn wir meinen, unsere Kinder für alles bezahlen und belohnen zu müssen, selbst für die gute Tat, geben wir kein rühmliches Beispiel ab.“ Menzel nennt es eine christliche Tugend, nicht nur Opfer von anderen zu verlangen, sondern auch selbst Opfer zu bringen. „Es zeugt daher von menschlicher und christlicher Größe, wenn die Sternsinger sagen, sie nehmen heute kein Geld für sich, sondern sammeln für Kinder, die das Geld nötiger haben.“
Dass viele Bürger den Kindern, die bei Wind und Wetter von Haus zu Haus ziehen, gern etwas zukommen lassen möchten, ist verständlich. Dennoch muss man wissen: Die Kinder werden im Vorfeld von den Betreuungsteams dazu angehalten, dass bei der Aktion „fair und ehrlich“ für das Kindermissionswerk gesammelt wird. Das heißt, dass kein extra Geld für die Ministrantenkasse oder die eigene Tasche angenommen werden darf.
Kinder akzeptieren Vorgaben
Die Kinder akzeptieren das, sagt Gisela Beck, die die Sternsinger in Eußenhausen betreut. Der Nachwuchs nickt fleißig dazu. „Und wir verlangen das nicht aus Böswilligkeit oder Willkür“, sagt Pfarrer Menzel. Vielmehr liegt dem ganz konkret eine Ordnung der deutschen Bischöfe zugrunde, in der es ganz klar heißt, dass die Sammlung ausschließlich der Aktion Dreikönigssingen dient und es nicht zulässig ist, weitere Zwecke mit der Sammlung zu verbinden. Menzel sagt klipp und klar: „Wenn wir uns über diese Ordnung hinwegsetzen, machen wir uns strafbar und ich kann wegen Veruntreuung von Spendengeldern belangt werden.“
Den Kindern gönnen Pfarrer und Seelsorgeteams natürlich Geschenke und Aufmerksamkeiten, aber eben zu Gelegenheiten, die dafür gemacht sind, wie etwa Weihnachten und Geburtstag. Auch für die Ministrantenarbeit kann jederzeit gespendet werden. „Aber der Tag der Sternsinger ist rechtlich geschützt. Ein Sammeln in die eigene Tasche an diesem Tag wäre ein Widerspruch in sich“, macht der Leiter der Pfarreiengemeinschaften deutlich.
Gut gemeint ist nicht gleich gut
Wenn die Gläubigen die Kinder also mit einem zweiten Kuvert beschenken wollen, bringt das den Nachwuchs in die Zwickmühle – gut gemeint ist eben nicht gleich gut gemacht. Für die Kinder zählt bei der Sternsinger-Aktion das Lob, der Dank, gern auch mal ein heißer Tee oder ein paar Plätzchen. Eine Anerkennung für ihren Einsatz gibt es auch von der Pfarrei, versichert Pfarrer Menzel. Ob ein Gutschein fürs Schwimmbad, ein Pizza-Essen oder Sonstiges, der Nachwuchs darf sich über eine Gemeinschaftsaktion nach dem Dreikönigstag freuen.
Er hofft darauf, dass sich die Christen im Streutal an die Vorgaben halten und den wahren Sinn dieser Aktion erkennen. Wenngleich er schon andere Erfahrungen gemacht hat, wie er bedauert. „Dass man bei diesem Thema doch auch immer wieder auf Uneinsichtigkeit und Ignoranz stößt, macht mich traurig und ratlos. Leider geht es oft nicht mehr um Inhalte, sondern um persönliche Vorlieben.“
Süßigkeiten sind okay
Die Sternsinger in Eußenhausen, die Thomas Menzel bei ihren Vorbereitungen besucht hat, lobt er als vorbildliche Gemeinschaft. In zwei Gruppen mit je vier Kindern ziehen die Mädchen und Jungen am Dreikönigstag von Haus zu Haus. Bei vier bis fünf Treffen im Dezember und nach dem Jahreswechsel bereitet Gisela Beck die Kinder auf ihre Aufgaben vor. Emily Gensler ist heuer schon zum fünften Mal dabei und hat schon mehrfach eine private Entlohnung für ihren Einsatz abgelehnt. „Süßigkeiten nehmen wir gerne, aber kein Geld“, sagt sie dann. Manchmal sei es aber gar nicht so einfach, standhaft zu bleiben, wenn die Erwachsenen den Kindern doch so gerne etwas zustecken möchten.
Schön ist da doch ein anderer Brauch, der in Eußenhausen gepflegt wird: Die Sternsinger werden bei den meisten Familien ins Haus gebeten, wo sich dann wohliger Weihrauchgeruch ausbreiten soll. Doch hier ist Vorsicht geboten, wie die neunjährige Lisa Dietz aus Erfahrung weiß. „Bei uns ging da letztes Jahr der Rauchmelder an.“
Sternsinger-Aktion 2019
Das Kindermissionswerk in Aachen hat vor 60 Jahren die „Aktion Dreikönigssingen“ ins Leben gerufen. Ziel ist es, Geld für Kinder in Not zu sammeln. Das Kindermissionswerk stellt jedes Jahr ein Beispielland mit Beispielprojekten vor. 2019 steht Peru im Fokus. Unter dem Motto „Wir gehören zusammen – in Peru und weltweit“ werden Kinder mit Behinderung besonders in den Blick gerückt.
Zur Aktion Dreikönigssingen gibt es auch einen Film. Jedes Jahr ist Reporter Willi Weitzel für die Sternsinger unterwegs und berichtet von seinen Erlebnissen. Im aktuellen Film trifft er Angeles, Eddu und Carlos Andres, die ihm zeigen, wie ihr Alltag aussieht und was es für sie bedeutet, zu spielen, zu lernen und Freundschaften zu schließen.
Der Film „Willi in Peru“ ist auf der Homepage der Sternsinger zu sehen: www.sternsinger.de
Es macht tief betroffen, wenn man liest, wie gehässig über die Sternsinger-Aktion in überzogener Selbstgefälligkeit geschrieben wird. Gott sei Dank denken die Mädchen und Buben nicht so egoistisch. Sie haben den Sinn der Aktion verstanden und sind mit Freude und Eifer unterwegs, um für Kinder in Not zu sammeln, und hinterher froh und stolz darauf, gemeinsam etwas Gutes getan zu haben, völlig uneigennützig - ganz in christlichem Sinn.
Und seit wann ist es eine persönliche Vorliebe, wenn man sich ganz objektiv an die Vorschrift hält? Scheinbar haben Sie etwas Entscheidendes überlesen.