Zum ersten Mal in der Geschichte wurde am 1. Mai das Ständchen am mehr als 200 Jahre alten Vierzehnheiligen-Bildstock bei Großeibstadt wegen der Corona-Krise abgesagt.
Schon seit Ende des Zweiten Weltkriegs, erinnert man sich, spielen in der Flurabteilung „Höflein“ die örtlichen Musikanten zu Beginn des Wonnemonats einen Strauß froher Lieder. Bis ins Dorf und über die Fluren nach Kleinbardorf schallt sonst der Klang von Marien-Liedern.
Der Vierzehn-Nothelfer-Bildstock geht auf das Jahr 1817 zurück, damals stifteten die Eheleute Johann und Theresia Stühler den Bildstock. Johann Stühler war beruflich als Bäcker tätig und versorgte auch Merkershausen mit Backwaren. Auf dem Weg nach Hause sei er plötzlich von Wölfen angegriffen, aber nicht verletzt worden, so die Überlieferung. Weitere Details sind nicht bekannt.
Ur-Urenkelin Klara Ziegler hinterlegte ein Schriftstück
Ein Dutzend Blasmusikanten etwa begrüßt Artur Reß, der Vorsitzende der „Haubach-Rebellen“, am Denkmal sonst immer am 1. Mai morgens um 8 Uhr. Intoniert werden zum Beispiel die Lieder „Maria, Maien Königin, dich will der Mai begrüßen“ oder „Kommt Christen kommt zu loben, der Mai ist froh erwacht“.
Reß weiß zu berichten, dass sich die Dorfmusikanten nach dem Krieg unter der Leitung des verstorbenen Ludolf Reß schon früh um 6 Uhr am Bildstock trafen, um den Mai zu begrüßen. Von 1969 bis 1985 übernahm der Musikverein Großeibstadt regelmäßig die Tradition des Ständchens. Weil danach kaum Musikanten für den Auftritt organisiert werden konnten, wie Reß weiter sagte, spielte er als Trompeter alleine die Lieder vor Ort – und das nicht weniger als 20 Jahre. 2005 traten die Musikanten der „Haubach-Rebellen“ an seine Stelle und setzen den Brauch fort.
Auch die Ortsbevölkerung steht hinter dem Nothelfer-Bildstock. Sie spendete 2003 eine ganze Menge Geld für die Restaurierung. Eine Sammlung fand statt, und der Erlös eines Dorffestes wurde dazu verwendet. Die Großeibstädter Vierzehnheiligen-Wallfahrer hatten die Idee, eine Benefizaktion durchzuführen. Der einstige Bürgermeister Emil Sebald lobte 2003 bei der Segnung des renovierten Denkmals durch den damaligen Pfarrer Peter Herrmann die Spendenaktion. Sebald dankte auch Armin Then für eine Spendeninitiative und besonders den Nachkommen der Bildstock-Stifter, Urenkelin Elisabeth Dömling und der Familie Ziegler, für eine großzügige Spende.