Geschlossen ist das Bad Neustädter Jugendzentrum nicht. Auf diese Feststellung hatte Bürgermeister Bruno Altrichter im Juni letzten Jahres Wert gelegt, als der offene Jugendtreff mit pädagogischer Betreuung wegen der sinkenden Besucherzahlen eingestellt wurde. Stattdessen sollte das Juze Teil eines neuen Konzepts städtischer Jugendarbeit werden. Acht Monate später ist der gute Wille auf allen Seiten nach wie vor vorhanden. Was fehlt, ist laut Jugendreferent Bastian Steinbach ein vernünftiges Konzept und jemand, der es umsetzen könnte.
Juze-Geld sinnvoller einsetzen
„Wir waren mit der damaligen Auslastung des Jugendzentrums nicht zufrieden“, erklärt der Jugendreferent auf Anfrage die Gründe für die Einstellung des offenen Betriebs. Statistisch gesehen hatten im Juli 2009 durchschnittlich 8,8 Jugendliche pro Tag das Juze besucht. Im März 2010 waren es nur noch fünf gewesen. Nach wie vor stehe er deshalb zu der Entscheidung, den Jugendtreff einzustellen, so Steinbach. „Wir waren der Meinung, dass man das viele Geld sinnvoller einsetzen kann für den Bereich Jugend. Natürlich wollten wir nicht Schlaglöcher mit dem Etat vom Juze schließen.“
Ausgehen sollten die Lichter mit dem Ende des offenen Jugendtreffs im Jugendzentrum sowieso nicht. Geplant war, die Räume weiterhin für Projektarbeit zur Verfügung zu stellen. Dies sei auch so eingetreten, so Joachim Stöhr, der bei der Stadt unter anderem für die Jugendarbeit und die Betreuung des Jugendzentrums zuständig ist.
Auf Anfrage zählt er die Projekte auf, die seit Schließung des Jugendtreffs im Jugendzentrum stattfanden: Die Kinder- und Jugendakademie Saaletal habe in den Räumen vier Angebote im Kreativbereich gemacht. Eine Tagung des Verbands Deutsche Jugend in Europa (djo), der unter anderem Integrationsprojekte für Aussiedler unterstützt, fand statt. Regio, die Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit, hielt dort ihre Vollversammlung. Der Grabfelder Pakt, eine Organisation von Live-Rollenspielern, seine Jahreshauptversammlung. Eine Silvesterparty habe stattgefunden, außerdem veranstalten die Jesus Freaks am 19. Februar ein Konzert.
Projektarbeit im Juze
Regelmäßig nutzen das Jugendzentrum laut Stöhr die Rollenspieler und Breakdance-Interessierte. Allerdings handle es sich bei den Breakdancern bereits um eine Nachfolge-Gruppe. Mit der Ursprungstruppe habe es Probleme wegen Vandalismus gegeben. Interesse sei auch von Seiten der Lebenshilfe und der Realschule an der Nutzung des Juzes signalisiert worden.
„Wir sind zufrieden mit dem, was da läuft“, so Stöhr. Die Liste zeige, dass Initiativen da sind. Auch wenn er nicht verschweigt, dass das Ganze natürlich ausbaufähig sei. „Die Stadt versteht sich als Anlaufstelle. Wir stehen als Ansprechpartner zur Verfügung.“
Er spielt damit auf die Neukonzeption der Jugendarbeit an, die sich die Stadt mit Schließung des Jugendtreffs vor acht Monaten auf die Agenda geschrieben hatte: Statt eine Vielzahl von eigenen, möglicherweise schlecht besuchten Attraktionen zu schaffen, die eventuell auch noch in Konkurrenz zu Vereinsangeboten stünden, wollte die Stadt auf die Vernetzung mit bereist vorhandenen Angeboten – von Schulen, Schülerhorten, Vereinen, dem Kreisjugendring und kirchlicher Seite – setzen.
„Jeder kocht sein eigenes Süppchen“, sagt Bastian Steinbach. Idee der Stadt war es, ein Portal oder eine Stelle zu schaffen, die diese Angebote zusammenführt. Im Juni letzten Jahres hatte der Stadtrat von einer Internetplattform gesprochen, die eingerichtet werden soll. Für eine Umsetzung, räumt der Jugendreferent heute ein, fehle es an einem vernünftigen Konzept und an Leuten, die Verantwortung übernehmen. „Ich will nicht noch eine schlecht gepflegte Website in Rhön-Grabfeld.“
Jugendreferent Bastian Steinbach über die angedachte Plattform
Es sei äußerst schwierig, junge Leute für etwas zu gewinnen, so Steinbach weiter. Er denkt an das Forum junger Bürger, das nur schlecht besucht war, auch an das Projekt Jugendrat, das unter anderem deshalb auslief, weil die jungen Leute es nicht schafften, an vier Terminen im Jahr zuverlässig zusammen zu kommen.
„Es scheitert nicht am Geld“, ist Steinbach überzeugt. Gebe es da ein vernünftiges Konzept, ist sich der Jugendreferent sicher, würde das im Stadtrat auch durchgehen. „Was genehmigbar ist, wurde im Jugendzentrum genehmigt.“Allerdings gebe es kaum Projektanträge. „Es fragt auch keiner.“
Mit dem Ende des Jugendtreffs hieß es im Stadtrat: Die bis dato für das Juze aufgewendeten 70 000 Euro an Personalkosten für zwei Erzieher und ein Teil der Betriebskosten von 90 000 Euro könnten künftig für die Internetplattform oder für die Jugendarbeit anderer Gruppierungen eingesetzt werden. Das war in besagter Stadtratsitzung vor acht Monaten.
Auf die Frage, wofür das Geld eingesetzt wurde, erklärt Stöhr: „Es sind vor allem Sachleistungen erbracht worden.“ Schülerhorte und Schulen mit Nachmittagsbetreuung seien beispielsweise mit Mobiliar und Spielen unterstützt worden. Auch der kirchliche Jugendarbeit seien Sachspenden zugute gekommen. Gerade im kirchlichen Bereich, so Stöhr, gebe es „super Initiativen und eine lebendige Jugendarbeit.“