Müll ist ein globales Umweltproblem. Die ungeheuren Massen an Plastik, die weltweit produziert werden, verseuchen vor allem die Meere. Nach aktuellen Berechnungen der Forscher schwimmen derzeit etwa 150 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen. Jährlich kommen acht Millionen Tonnen dazu, darunter allein 500 Milliarden Einweg-Plastiktüten.
Mit diesen erschreckenden Zahlen konfrontierte Kerstin König, Referentin für Hauswirtschaft und Ernährung, die Zuhörer bei ihrem Vortrag zur Vermeidung von Plastikmüll im Pfarrheim St. Kilian in Fladungen. Zur Infoveranstaltung hatte der Katholische Frauenbund Fladungen eingeladen. Im Mittelpunkt stand die Frage, welche Alternativen es gibt und wie jeder einzelne im alltäglichen Leben Plastik vermeiden kann.
Umdenken gefordert
Um eine Vorstellung über das Ausmaß der Plastikverseuchung auf der Erde zu vermitteln, zeigte König den Trailer zum Kinodokumentarfilm „Plastic Planet“ von Werner Boote. Der vielfach prämierte Film aus dem Jahr 2009 zeigt die Gefahren von Plastik und synthetischen Kunststoffen in ihren verschiedensten Formen und ihrer weltweiten Verbreitung. Außerdem macht der Regisseur deutlich, dass in Bezug auf eine sorglose Verwendung von Plastik dringend ein Umdenken stattfinden muss.
Denn die riesigen und weiter wachsenden Plastikmüllberge sind nicht nur ein Umweltproblem. Durch die Meeresströmungen haben sich in den Ozeanen bereits fünf große Plastikinseln gebildet, zeigte Kerstin König auf, wobei die Plastikinsel im Nordatlantik bereits eine Größe von Europa erreicht hat. Höchst gefährlich seien aber vor allem die oft mit dem bloßen Auge kaum noch erkennbaren Mikroplastikteilchen, die von Tieren gefressen werden, und, weil sie wie Magnete Giftstoffe anziehen, auch für den Menschen höchst gesundheitsschädlich sind.
Viele Kunststoffe enthalten zusätzlich Plastikchemikalien, die nachweislich verheerende Auswirkungen auf den menschlichen Organismus haben, so zum Beispiel hormonhaltige Biphenyle oder krebserregende Weichmacher, darunter das viel verwendete Polyvinylchlorid (PVC), das zum Beispiel in der Mikrowelle beim Erhitzen von Nahrungsmitteln in Plastikbehältern freigesetzt wird.
Plastik ist langlebig. Bis zur völligen Zersetzung können Jahrhunderte vergehen. Und da Kunststoff nicht gleich Kunststoff ist, sei auch ein Recycling schwierig, da die unterschiedlichen Plastikarten nicht einfach zusammen verarbeitet werden können, erklärte die Referentin. Daher sei es Augenwischerei, dass die im Gelben Sack gesammelten Kunststoffe getrennt und dann wiederverwertet werden. Dies sei bis auf einen Bruchteil gar nicht möglich. Vielmehr werde der Plastikmüll in den Gelben Säcken einfach verbrannt.
Die einzige Möglichkeit, dem Problem zumindest die Spitze zu nehmen, liege schlicht in der Vermeidung von Plastikmüll, bilanzierte Kerstin König und zeigte einige Beispiele auf, wie dies im Alltag umgesetzt werden kann. In der Küche könne man nach und nach Plastikschüsseln und andere Plastikgegenstände durch Porzellan oder Metall ersetzen, in der Kosmetik gelte es, bewährte Hausmittel wiederzuentdecken. Shampoo, Cremes und Waschmittel könne man nicht in Plastiktuben, sondern in Dosen und Flaschen kaufen, und beim Versand von Bestellungen könne man um plastikarme beziehungsweise plastikfreie Verpackungen bitten. Für den Einkauf gibt es Stofftaschen, und auch beim Obststand im Supermarkt könne man auf Einwegplastiktüten verzichten.
Sie selbst habe da immer Baumwollsäckchen dabei, sagte König. An der Kasse ernte sie dafür hin und wieder amüsierte Blicke, in der Regel aber werde das eher positiv wahrgenommen.
Ganz kunststofffrei geht nicht
Dass es heute nicht mehr möglich ist, absolut kunststofffrei zu leben, darüber ist sich Kerstin König im Klaren. Allein in der ersten Stunde vom Aufstehen bis zum Verlassen des Hauses hat der Mensch bereits über 50 Mal Kontakt zu verschiedensten Kunststoffen, vom Lichtschalter über den Fußbodenbelag und der Zahnbürste bis hin zur Duschgel-Flasche oder dem Plastikeierlöffel.
König beendete ihren informativen Vortrag mit einem Zitat eines unbekannten Autors: „Es ist doch bemerkenswert, dass unsere Gesellschaft einen Punkt erreicht hat, wo der Aufwand, der benötigt wird, um Öl aus dem Boden zu holen, zu einer Raffinerie zu verschiffen, zu Plastik zu verarbeiten, zu einem Laden zu karren, zu kaufen und nach Hause zu bringen, als geringer betrachtet wird als der, einen Löffel einfach abzuwaschen, wenn er benutzt wurde.“