Kaum hat das Publikum im Bildhäuser Hof Platz genommen, ist es vorbei mit der Ruhe im Karton. Schnarch- und Pfeiftöne, ein Wecker, der schrill klingelt und das bunt bemalte Schachtelhaus wackelt und ruckelt. Dessen Dach öffnet sich und heraus räkelt sich Clown Lo, lang wie eine Bohnenstange. Der wohnt in Kartonhaus Nummer acht wie auf der Vorderseite zu lesen ist. Viele Zeitgenossen sind ja morgens ziemlich muffig und schlecht drauf. Nicht so Clown Lo. Gut gelaunt und sofort auf Betriebstemperatur vollführt er seine Morgenrituale. Dabei läuft dauernd was schief.

Kinder und Eltern kennen das ja. Trödelig, verspielt, zerstreut - und schon nimmt das Chaos seinen Lauf. Auf der rotierenden dreifach Zahnbürste von Lo landen Senf und Tomatenmark statt Zahncreme, sein Waschlappen entpuppt sich als Klappmaulfigur, die ihn einseift, seine Wasserflasche wird zum Fernrohr, in dem er Traumstrände sieht, bis ein Wasserstrahl ins Gesicht ihn wieder in die Wirklichkeit zurückholt.

Dann folgt die Prozedur des Ankleidens. Verschiedenfarbige Ringelsocken, Schuhe, Schnürsenkel, Schlabberhose, Ringelhemd. Ach je. Bevor alles richtig sitzt, geht alles daneben. Verknotet, verdreht, verwechselt, verflixt, verschwunden. Man weiß nicht, ob man lachen oder heulen soll. Schnürsenkel richtig zu binden, ist tatsächlich eine halbe Wissenschaft. Clown Lo bindet die der beiden Schuhe nicht nur ineinander, nö - er bindet sie auch noch ans Stuhlbein. Wie soll er da wieder freikommen? Etwa so: er muss sich einfach unter dem Stuhl durchwickeln und versuchen, mit einer Yogahaltung mit den Armen nach hinten... Es reicht. Man hört den Stein plumpsen, als er es endlich geschafft hat, freizukommen.

Lothar Lempp aus Bad Mergentheim gelingt es mit Liebe zum Detail und ohne jeden Klamauk zu spiegeln, was Menschen durchleben, wenn sie an den ständig wiederkehrenden Alltagsanforderungen und an der Tücke des Objekts scheitern und doch Wege finden, sich daraus zu befreien, sei es mit Witz, Gelassenheit, Humor oder Erfindungsreichtum. Am Ende war eine kurzweilige, erheiternde Stunde um, in der eigentlich nichts Spektakuläres passiert war. Und doch strahlten viele Gesichter, selbst die der sonst eher Miesepetrigen.

Von: Armin Meisner - Then (für die Stadt Bad Neustadt)