Danach trat das Überlandwerk Rhön in Aktion. Zuerst wurden die Nist-Plattformen mittels vorgefertigter Metall-Halterungen auf 13 Meter langen, gebrauchten, aber gut erhaltenen Holzmasten montiert. Dann erfolgte die Ausbaggerung der zwei Meter tiefen Standlöcher für die Masten. Mit dem betriebseigenen Spezial-Unimog wurden anschließend von dem erfahrenen Team des Überlandwerks die kopflastigen Masten professionell und problemlos in die Standlöcher bugsiert und die Mast-Fußbereiche mit Erdmaterial verdichtet. Um den Ansprüchen der Störche im Hinblick auf ihren Lebensraum gerecht zu werden, wurden die Storchenmast-Standorte bei Niederlauer und Irmelshausen nach artgerechten Kriterien ausgewählt. Wichtig sind großräumige Auenbereiche, damit die Nahrungsgrundlage der Schreitvögel (Frösche, Mäuse, Schnecken, Würmer und große Insekten) gewährleistet ist. Außerdem wurde darauf geachtet, dass die Masten abseits von Stromleitungen errichtet wurden, um Kollisionen der großen Vögel möglichst auszuschließen. Letztlich wurden auch weitestgehend störungsfreie Bereiche, abseits stark frequentierter Erholungswege ausgewählt, damit es während der Brut- und Huderphase nicht zur Gefährdung des Brutgeschäftes kommt. Lange war der schwarz-weiß-rote „Kinderbringer“ nicht mehr Brutvogel im Kreis Rhön-Grabfeld. Als in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts bundesweit der Weißstorch-Bestand zusammenbrach, verschwand auch das letzte Storchenpaar aus dem Grabfeld.
Gegenwärtig erfährt der Storchenbestand in Deutschland erfreulicherweise wieder einen Zuwachs, was sich auch darin widerspiegelt, dass in den Auenbereichen des Landkreises während der Zugzeit wieder vermehrt rastende Adebare beobachtet werden.
2007 wurde sogar ein „Übersommerer“ (ein Storch, der hier geblieben ist) in den Saalewiesen bei Bad Neustadt beobachtet. Außerdem wurde festgestellt, dass andernorts die Weißstörche bevorzugt auf so genannten Auenmasten zu brüten pflegen.
Brutwillige Altstörche werden von Nestern, die den Anschein erwecken, früher bereits als Brutquartier benutzt worden zu sein, besonders angezogen. Um die neuen Grabfelder Storchenmaste entsprechend attraktiv zu machen, kleckste Scheffler abschließend weiße Fassadenfarbe auf das Weidengeflecht des Horstes und imitierte so die Kotspuren eines früher besetzen Horstes.
Diese kosten- und personalintensive Artenschutz-Maßnahme wäre ohne die Unterstützung und den Spezial-Fuhrpark des Überlandwerks Rhön kaum möglich gewesen. Daniel Scheffler vom LBV bedankte sich deshalb ganz herzlich beim Team des Überlandwerkes für die vorzeigbaren Artenschutz-Maßnahmen, die nicht nur qualifiziert sondern auch kurzfristig und witterungsgerecht realisiert wurden.