
In beispielhafter Weise leistet der TSV Großbardorf in den Abteilungen Fußball und Kegeln für Betreute der Einrichtung Maria Bildhausen Beiträge zur Inklusion.
„Ich betrachte die beiden Sachen als Beiträge zur Inklusion und zur Sporttherapie“, sagt Klaus Lemmer, Vorsitzender des TSV Großbardorf. Für ihn gab es kein Zögern, als vor rund 18 Monaten Sabine Behr, ehrenamtlich im Projekt „Zeit statt Geld“ tätig, und Daniela Bayer, Mitarbeiterin des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW), anfragten, ob sie die Kegelbahn im Sportheim des TSV Großbardorf für Betreute aus Maria Bildhausen benutzen könnten.
Seit der spontanen Zusage durch die Vereinsführung kegeln jeweils sechs Menschen mit Behinderung aus den Gruppen Michael, Elisabeth und Konrad einmal im Monat in Großbardorf zusammen mit ihren Betreuerinnen Birgit Schmitt, Daniela Bayer und Katja Umhöfer. Tatkräftig unterstützt werden sie vor Ort von den aktiven Keglern Sabine Behr, Simone Tüchert und Günther Oswald, die den Betreuten wertvolle fachmännische Tipps geben. „Die Nachfrage ist weitaus größer als die Platzzahl“, sagt Daniela Bayer. „Für unsere Betreuten ist das Kegeln wie ein Ausflug, auf den sie sich immer riesig freuen“, fügt sie hinzu. Neben der sportlichen Betätigung gibt es eine, von den Betreuten selbst bezahlte, Stärkung, wie Pizza oder Pommes. „Das ist total wichtig“, meint Sabine Behr, denn die Kommunikation gehöre auch dazu.
Die Betreuerinnen sind sehr froh, dass sie nach einiger Zeit in Bad Königshofen beim TSV Großbardorf die Kegelbahn kostenlos benutzen können und fühlen sich hier mit ihren Betreuten „bestens aufgehoben und unterstützt.“ Gut erhaltene Trainingsanzüge wurden vom Sportverein zur Verfügung gestellt und damit haben die Kegler auch das passende Outfit, wie die „echten“ Kegler des TSV. „Das Kegeln macht mir viel Spaß, weil ich dabei auch andere Leute kennen lerne“, sagt Michaela Hohn. Peter Keim möchte „oft einen Neuner schieben.“ Rudi Fella ist auf einen Rollator angewiesen. Wenn er an der Reihe ist, packt er erst drei Kugel in den Korb des Rollators, um sie anschließend zu schieben. Er findet Kegeln „spitze“ und freut sich jedes Mal darauf.
„Die Betreuten aus Maria Bildhausen sollen Spaß und hier eine sportliche Abwechslung in ihrer Freizeit haben“, meint Klaus Lemmer. Da ergäben sich oft auch ganz interessante Gespräche über unterschiedliche Themen. Besonders beeindruckt zeigt sich Lemmer von der Freundlichkeit und Dankbarkeit der Betreuten. Der Vorsitzende freut sich auch, dass vier Betreute des DRW, die in Bad Königshofen wohnen, häufig die Heimspiele der TSV-Fußballer in der Bayernliga mit Begeisterung verfolgen. „Das sind echte Fans“, lobt Lemmer. Auch sie wurden mit Trikots und Trainingsjacken ausgestattet. „Wir werden noch eine Lösung finden, dass die vier aus Bad Königshofen regelmäßig zu unseren Heimspielen geholt und wieder nach Hause gebracht werden“, gibt sich Lemmer optimistisch. Wichtig sei, dass sie an Freizeitmöglichkeiten teilhaben könnten und somit zur Sportfamilie gehören.
Im Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung, das am 26. März 2009 in Deutschland in Kraft getreten ist, ist der sperrige Begriff „Inklusion“ ausführlich und detailliert dargelegt. Der Artikel 30 enthält die „Teilhabe am kulturellen Leben sowie an Erholung, Freizeit und Sport.“ Die Konvention ist auch „in leichter Sprache“ veröffentlicht. Unter der Überschrift „Etwas unternehmen und dabei sein“ heißt es: „Jeder Mensch mit Behinderung soll Sport machen können. Jeder Mensch mit Behinderung soll sich erholen können. Es muss Sport-Gruppen für Menschen mit Behinderung geben. Jeder Mensch mit Behinderung soll auch mit Menschen ohne Behinderung Sport machen können. Wenn Menschen mit Behinderung Unterstützung brauchen, sollen sie diese bekommen.“