So, jetzt hatten sie ein paar Tage zum Überlegen, nachdem am vergangenen Dienstag die erste Aufgabe unseres Sommerrätsels "Versteckte und verlassene Orte" erschienen ist. Das historische Foto mit den Keglern war eine harte Nuss, die zu knacken war, trotzdem war die Resonanz gewaltig und verblüffenderweise waren alle Antworten richtig.
So haben sie herausgefunden, dass sich die gesuchte Anlage recht versteckt am Rande von Oberstreu an der Straße nach Bahra befindet und nur noch selten benutzt wird. Aber es gibt ihn noch, den "Finzekaler", wie er im Volksmund heiß. Es ist ein idyllisches Plätzchen aus vergangenen Zeit.
Unter mächtigen Kastanien
Als ob morgen Gäste kommen würden, kümmern sich die Besitzer Helga und Roland Albert um die historische Einrichtung in der Nähe des Mönchshofs. Die 81- und 84-Jährigen pflegen liebevoll die Kegelbahn und erhalten somit ein Stück Vergangenheit, das ihres Gleichen sucht. Beschaulich liegt die Anlage unter mächtigen Kastanien und Linden.
Die halb offene Kegelbahn mit ihrem Fachwerkgebälk ist topp in Schuss, selbst die alten, von Hand geschnitzten Kegel tun noch ihren Dienst. Angebaut ist ein Ausschank- und Gastraum für eine größere Gesellschaft. Jede Menge weiterer Sitzgelegenheiten sind vorhanden, alles noch original aus der Anfangszeit. In einem Brett einer Seitenwand ist die Jahreszahl 1888 eingeschnitzt.
Als es noch wenig Möglichkeiten gab, die Freizeit zu verbringen, war die Kegelbahn ein beliebter Ausflugsort und regelmäßiger Treffpunkt für Kegelgruppen, erzählt das Ehepaar, das bis zum Frühjahr das Gasthaus "Zum Hirschen" in Oberstreu betrieben hatte, bis die Corona-Krise zur Aufgabe zwang.
Auch der Bundeskanzler war mal da
Gäste kamen aus allen Teilen des Landkreises. Bewirtet wurde sie mit kühlen Getränken aus dem riesigen Eiskeller direkt unter der Anlage. In den 1960er Jahren kam dann immer stärker der Fußball auf und verdrängte das Kegeln, so dass 1965 der Betrieb weitgehend eingestellt wurde. Nur die Vereine oder mal Gesellschaften aus dem Dorf kehren ab und zu ein, im Rahmen des Ferienprogramms waren auch schon einmal Kinder zu Gast.
Unter den Benutzern war allerdings auch ein ganz besonderer Prominenter. Wahrscheinlich hat Ludwig Erhard, der ehemalige Bundeskanzler, auf der Anlage schon die Kugel geschoben. Der "Vater" des deutschen Wirtschaftswunders gehörte zur weitläufigen Verwandtschaft und war als Bub öfters einmal in den Ferien in Oberstreu.
Diesen Zeiten trauern die beiden überaus rüstigen Senioren nach, denn zur Ruhe wollen sich die beiden nicht setzen. Es gibt aber ohnehin mit der Pflege der Einrichtung genug zu tun, dazu gehört schließlich auch noch eine größere Streuobstwiese, und um einen Gemüsegarten müssen sich die beiden ebenfalls kümmern.
Wo stand diese Fabrik?
Wir wollen uns um die nächste Folge der Sommerserie kümmern. Diesmal wird es etwas leichter. Wir stützen uns wieder auf eine historische Aufnahme, die ganz augenscheinlich ein Fabrikgelände zeigt, dessen Reste noch heute vorhanden sind – allerdings in einem recht trostlosen Zustand. Jeder kennt es, der schon einmal über das Streutal einen Ausflug in die hohe Rhön gemacht hat. Ist der Groschen schon gefallen?
In unserer Sommerserie präsentieren wir vergessene oder verlassene Plätze oder Stätten im Landkreis und fragen, wo sie sich befinden. Antworten bitte per E-Mail an redaktion.rhoen-grabfeld@mainpost.de (Einsendeschluss ist Montag, 3. August, 23.30 Uhr) oder als Postkarte an Main-Post, Industriestraße 8, 97616 Bad Neustadt (Einsendeschluss: Montag, 3. August). Unter allen Teilnehmern verlosen wir am Ende der Sommerserie NES-Euro-Gutscheine. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung des Preises nicht möglich.