
Mehr als 150 Mitarbeiter der Pecht GmbH sind stets bestrebt, rund eine Viertelmillion Artikel zeitnah an die geschätzte Kundschaft zu veräußern. Doch das geht zur Zeit nicht, die Corona-Krise mit ihren Schließungen macht auch vor der Pecht Shoppingwelt nicht halt. Die Geschäftsführer Bernd Titius und Björn Tischer hoffen, Ende April das Haus wieder öffnen zu können. Die bereits im Herbst vergangenen Jahres bestellten Frühlings- und Sommerkollektionen warten schon auf Käufer. Bei aller Unsicherheit in den kommenden Monaten bleiben die Geschäftsleiter optimistisch, weil Pecht ein gewisses Polster in die derzeitige Krise mitbringt. „Wir haben in den letzten Jahren gut arbeitet“, betonen Titius und Tischer.
„Am 20. April wieder aufmachen, das wäre unser Wunsch“, sagt Bernd Titius, „Dann wären wir mit einem blauen Auge davon gekommen.“ Gemeinsam mit seinem Geschäftsführerkollegen Björn Tischer geht Titius mit Blick auf die aktuellen Meldungen in Sachen Corona nicht davon aus, dass eine Öffnung zu einem früheren Zeitpunkt machbar sein wird. Das bedeutet mehrere Wochen Stillstand in einer Zeit, in der die Kunden in die Geschäftsräume strömen um die neuen Kollektionen für die wärmere Jahreszeit zu kaufen. Momentan ist der große Parkplatz rund um die Shoppingwelt aber verwaist.
Rechnung mit vielen Unbekannten
„Derzeit haben wir Osterhasen in der LivingWelt stehen“, sagt Björn Tischer. Die braucht es nach Wiedereröffnung Ende April oder im Mai aber nicht mehr. Festliche Kleidung für Kommunion, Konfirmation und natürlich die Hochzeiten im Frühling und Frühsommer können derzeit auch nicht verkauft werden. „Die werden wir im Mai nur dann verkaufen können, wenn Hochzeiten und andere Feierlichkeiten mit vielen Gästen überhaupt stattfinden dürfen“, so Titius.
Es ist eine Rechnung mit vielen Unbekannten, die Bernd Titius und Björn Tischer derzeit für die Pecht GmbH erstellen müssen. Mode und Textil sind keine kurzfristigen Branchen, die Ware wird schon viele Monate bevor sie in die Regale der Shoppingwelt kommt, eingekauft. Durch die Langfristigkeit des Bestell- und Einkaufsvorgangs ist ein kurzfristiges Stoppen oder Stornieren des Wareneingangs kaum möglich. „Mit einigen Lieferanten konnten wir natürlich reden.“ Da wurde Ware gegen andere Ware ausgetauscht. Aber das geht nur in Ausnahmefällen. Obendrein muss es weitergehen: „Wir müssen im Mai schon die Ware für Januar, Februar und März 2021 bestellen.“ Doch was bestellen, wenn noch gar nicht klar ist, wie es nach Corona weitergeht. „Das ist ein Riesenproblem!“, sagt Tischer. „Jeder Tag zählt für uns!“
Nicht existenzbedrohend
Existenzbedrohend ist die derzeitige Schließung für die Pecht GmbH aber nicht. Der große Vorteil des Hauses liegt darin, dass die Gebäude zum Betriebsvermögen gehören. Die Shoppingwelt muss für die 7000 Quadratmeter Verkaufsfläche keine Miete zahlen, was sich in Krisenzeiten natürlich als großer Vorteil erweist. Ohne Spuren geht eine solche Schließung über Wochen aber auch an einem solide aufgestellten Haus nicht vorbei. Schließlich wollen die 153 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jeden Monat ihr Geld auf dem Konto haben. Staatlich unterstützte Kurzarbeit dürfte eines der Mittel sein, die Krise zu überwinden. Zunächst arbeitet die Belegschaft aber ihre Überstunden ab. „Wir sind gut aufgestellt“, sagt Titius und erwähnt ein deutliches Umsatzplus in den letzten Monaten. „Wegen einem Monat Schließung werden wir nicht schwach!“

Möglichkeiten auf andere Geschäftsmodelle auszuweichen, hat die Pecht GmbH kaum, einen Onlineshop gibt es nicht. Als regional agierendes Modehaus hat die Pecht Shoppingwelt dies ganz bewusst in der Vergangenheit abgelehnt. Dennoch kommen jetzt Anfragen per Mail, Telefon oder Instagram. Werdende Mütter haben angefragt, ob sie nicht wenigstes einen Maxi Cosi fürs Auto kaufen könnten. Das Kind kommt bald zur Welt und will wenige Tage später aus dem Krankenhaus nach Hause gebracht werden. „Da finden wir natürlich eine Lösung, obwohl es für uns ein Riesenaufwand ist. Wir nehmen das für unsere Kunden gerne auf uns, auch wenn dieser Aufwand rein wirtschaftlich kaum ins Gewicht fällt.“
Oder der Kunde, der für seinen Sport dringend neue Laufschuhe benötigt und per Instagram angefragt hatte. Im Kundenregister steht seine Schuhgröße drin, und so sollte die sportliche Betätigung des Kunden schon bald durch die Unterstützung der Pecht Shoppingwelt möglich werden. Kostentechnisch rechnen sich solche Aktionen aber praktisch nicht.
Planungen fürs Jubiläm auf Eis gelegt
Auch in Sachen Werbung, Events, Veranstaltungen, Modeschauen und vielem mehr treten Titius und Tischer jetzt erst mal kräftig auf die Bremse. „Es ist für uns glasklar, dass nach der Wiedereröffnung in einigen Wochen nie mehr alles so sein wird wie vorher“, ist sich Bernd Titius sicher. „Das alles ist heute noch sehr schwer einzuschätzen.“ Sollten am 20. April die Türen wieder geöffnet werden dürfen, dann wird der Betrieb zunächst wohl erst langsam hochgefahren werden. Wie das alles funktionieren soll, ist derzeit noch Spekulation.
Spekulation ist ein besonderes Datum in zwei Jahren aber nicht mehr. Die 150-Jahrfeier. „Im Mai sollte eigentlich der Festausschuss zusammenkommen“, sagt Titius. Auch im Haus waren schon in diesem Jahr erste Veränderungen und Neuerungen für das große Jubiläum in zwei Jahren eingeplant. Diese Planungen liegen aber erst mal auf Eis, so ein Jubiläum braucht viel Vorbereitung. Ob das in diesem Jahr schon passieren wird, steht in den Sternen. „Wir benötigen jetzt alle Kraft, um aus dieser Situation wieder herauszukommen.“