Beim Durchblättern alter Zeitungen stößt man immer wieder auf Besonderheiten. So auf den ersten nordfränkischen Katholikentag am 8. August 1920 in Neustadt an der Saale. Berichtet wird dabei unter anderem, dass Sonderzüge von Königshofen im Grabfeld und Bischofsheim eingesetzt werden sollten. Allerdings waren die Kosten zu hoch, so dass man diese Idee nicht durchführen konnte. Interessant: Der damalige Dechantpfarrer von Neustadt, Friedrich, schlug vor, alljährlich einen Katholikentag in Neustadt an der Saale zu veranstalten. 4000 Besucher, darunter 70 Vereine mit Fahnenabordnungen, waren gekommen.
In der örtlichen Zeitung vom 5. August 1920 liest man die Einladung und findet gleich die Tagesordnung dazu. ½ 9 Uhr vormittags Festgottesdienst in der Stadtpfarrkirche (Festprediger Dechantpfarrer Freiherr von Hausen aus Scheinfeld), ½ 11 Uhr erste öffentliche Versammlung im Löwensaal. Thema: Kirche und Schule (Redner: Reichstagsabgeordneter Oberlehrer Hofmann von Ludwigshafen a.Rh). ½ 2 Uhr Aufstellung des Festzugs auf dem Marktplatz, 2 Uhr Abmarsch nach der Salzburg. ½ 3 Uhr zweite öffentliche Versammlung auf der Salzburg. 1. Thema: Kirche und Staat, (Redner: Freiherr von Frankenstein). 2. Thema: Kirche und Karitas, (Redner: Oberbürgermeister Grieser-Würzburg). Weiter heißt es: Die Zwischenpausen werden durch Gesangs- und Musikvorträge des Kirchenchors Neustadt und einer Musikkapelle ausgefüllt. Der Eintritt zur Veranstaltung lag bei einer Mark.
Herrlichstes Sommerwetter und "wohlgelungener Verlauf"
Im Nachgang berichten die Zeitungen, dass der erste nordfränkische Katholikentag bei herrlichstem Sommerwetter einen wohlgelungenen Verlauf nahm. Der Gottesdienst wurde auf den Marktplatz verlegt, "an welchem die bereits erschienenen Vereine mit ihren Fahnen (etwa 30) teilnahmen." Die Festpredigt hielt Herr Dechantpfarrer Freiherr von Hausen aus Scheinfeld. Darauf sprach im Löwensaale, nachdem Herr Rechtsanwalt Mauer die Teilnehmer namens des Komites und Herr Bürgermeister Hahn namens der Stadt willkommen geheißen hatte, Herr Oberlehrer Hofmann aus Ludwigshafen in recht wirkungsvoller, packender Weise über "Kirche und Schule".
Der Nachmittag vereinigte die Teilnehmer auf der altehrwürdigen Salzburg. Schon lange nicht mehr oder wohl niemals hatte sich eine derartige Menschenmenge im Burghofe der alten Kaiserpfalz eingefunden. Man schätzt ihre Zahl auf über 4000. Über 70 Vereine mit Fahnen nahmen am Festzug teil. Herr Dechantpfarrer Friedrich von Neustadt eröffnet hier die Tagung mit dem christlichen Gruß "Gelobt sei Jesus Christus" und gab bekannt, dass angeregt worden sei, alljährlich einen Katholikentag in Neustadt zu veranstalten. Vorträge erstatteten Herr Freiherr von Frankenstein und Herr Oberbürgermeister Grieser von Würzburg. Beide Redner ernteten verdienten Beifall.
Da am Vormittag etwa ein Drittel der Zutrittsuchenden keinen Platz mehr finden konnten, wiederholte Herr Oberlehrer Hofmann seinen Vortrag in gekürzter Form und wusste auch hier wieder seine Zuhörer zu fesseln. Sehr gut zum Vortrag gebrachte Lieder des Kirchenchores Neustadt verschönten die Feier.