
"Jung gefreit, hat nie gereut." Diese Redensart können Karl ("Kappes") und Ingrid Kehm nur bestätigen. Ingrid war noch keine 20 Jahre alt, Karl auch erst 22, als für das Paar in der St. Konrad-Kirche in der Gartenstadt die Hochzeitsglocken läuteten. "Es war ein herrlicher Tag bei schönem Wetter", erinnern sich beide gerne zurück. 50 Jahre sind seitdem vergangen. An diesem Samstag, 21. August, können sie goldene Hochzeit feiern.
Kennengelernt haben sie sich beim Zahnarzt. Und das zeigt, dass Zahnschmerzen auch etwas Gutes haben können. Von solchen geplagt, suchte Karl den Notdienst auf. In dieser Praxis arbeitete die junge Ingrid als Zahnarzthelferin. Schnell waren seine Schmerzen gelindert. Und gefunkt hat es auch.
Ingrid wuchs als drittes von vier Kindern ihrer Eltern Karl und Hedwig Lorenz in der Gartenstadt auf. Nach dem Besuch der Schule absolvierte sie ab 1965 eine Lehre als Zahnarzthelferin. Einen Beruf, den sie fast 25 Jahre ausübte. Dann wünschte sie sich eine neue Herausforderung und fand sie als Pflegehelferin im BRK-Alten- und Pflegeheim. "Es hat mir dort viel Spaß gemacht", denkt sie gerne an diese Zeit zurück.
Sie kümmerte sich in ihrer fürsorglichen und freundlichen Art über 24 Jahre lang um die alten Menschen. Bei ihrem Eintritt in den Ruhestand am 1. September 2014 waren insgesamt über 49 Berufsjahre zusammengekommen. Sie pflegt noch den Kontakt zu ihren ehemaligen Arbeitskolleginnen und -kollegen beim BRK.
Ingrid ist ein Bücherwurm
Und heute? "Ich genieße das Rentnerdasein", sagt sie. Sie liest sehr gerne und viel, sie ist ein regelrechter Bücherwurm. Krimis sind ihre Lieblingslektüre. Sie löst zudem mit großer Leidenschaft Kreuzworträtsel, "das hält den Geist fit". Zusammen mit ihrem Mann hegt und pflegt sie den Garten ihres Hauses, in das sie 1979 einzogen. Sie erfreut sich vor allem an der Rosenpracht. In der Tageszeitung informiert sie sich, was vor Ort und in der ganzen Welt geschieht.
Karl Kehm erblickte als sechstes von sieben Kindern von Vinzenz und Maria Kehm das Licht der Welt. Das Ehepaar lebte in Reußendorf – ein Ort, der dem Bau des Truppenübungsplatzes in Wildflecken (ab 1938) weichen musste und die Bewohner zum Verlassen ihrer Heimat zwang. In Brendlorenzen fanden sie ein neues Zuhause. "Mein Traumberuf war es nicht", wollte Karl Kehm nicht unbedingt Metzger werden. Er absolvierte die Lehre von 1963 bis 1966 bei der Metzgerei Dotterweich in Bad Neustadt und blieb dort noch zwei Jahre als Geselle.
Er suchte die berufliche Veränderung und fand eine Anstellung bei der Firma Kunert Wellpappe in Bad Neustadt, wo er bis 2006 tätig war. Danach unterstützte er die Familie seiner Tochter Alexandra. Die Enkelin des goldenen Jubelpaares ist an Mukoviszidose erkrankt. Da sprangen beziehungsweise springen Opa und Oma gerne helfend ein – auch bei Enkel Yannick, wenn es um Fahrdienste oder sein leibliches Wohl geht.
Sein Herz schlägt für den TSV
Hobby? Da schlägt bei Karl Kehm das Herz für den TSV. Als Schüler und Jugendlicher jagte er dem runden Leder hinterher ("damals noch in normalen Schuhen"), später in der 1. und 2. Mannschaft. Knieprobleme, die ihn bereits in der Jugend plagten, zwangen ihn, die Fußball-Laufbahn zu beenden. Umso mehr setzte er sich danach ehrenamtlich für den TSV ein. In seiner zwölfjährigen Tätigkeit im Wirtschaftsausschuss (1991 bis 2003), der Events wie den Rhöner Kuppenritt und das Gemeindesportfest vorbereitete, waren sein Organisationstalent und das seiner Helfer gefragt.
Den vielen Gästen – in Spitzenjahren waren es über 3000 Starterinnen und Starter beim Kuppenritt – sollte es schließlich an nichts fehlen. Aktuell gehört er dem Ältestenrat des TSV an (seit zehn Jahren), ebenso ist er Mitglied im Reha-Versehrten-Sportverein Bad Neustadt. Die Fußballmannschaft kann auf seine Unterstützung bei Heim- wie auch Auswärtsspielen regelmäßig bauen.
Bei ihm dreht sich nahezu alles um den Sport, in erster Linie um den Fußball. Der Fernseher läuft oft und lange, von der 3. Liga bis hinauf zur 1. Liga wird das Angebot an Liveübertragungen reichlich genutzt. Vor sieben Jahren hat er auch das Radfahren als Hobby entdeckt. "Das macht Spaß, auch die anschließende, gemütliche Einkehr", sagt er mit einem Augenzwinkern.
Woher der Name "Kappes" kommt
Wäre nur noch zu klären, woher sein Spitzname "Kappes" kommt. Den, so sagt er, wurde ihm von einer Bekannten im Alter von 15 Jahren bei einer Veranstaltung im TSV-Sportheim verpasst. "Sie hat zu mir plötzlich Kappesle gesagt." Daraus wurde dann, mit zunehmendem Alter, der "Kappes" und dieser Name ein Selbstläufer. "Ich war dann die Kappesine", lacht Ingrid. Dem goldenen Jubelpaar gratulieren zum Ehrentag vor allem die Tochter, ihr Mann Torsten und die beiden Enkelkinder.