
Was sich bei der vorausgegangenen Versammlung zur Schaffung eines Nahwärmenetzes in Lebenhan bereits abgezeichnet hat, wurde in der jetzigen Genossenschaftsversammlung bestätigt. In Lebenhan entsteht, zumindest vorerst, kein Nahwärmenetz. In der Versammlung beleuchtete der Vorstand ausführlich die Gesamtentwicklung des Projekts wie auch alle wesentlichen Einflussfaktoren.
Maßgebend war letztlich die zu geringe Teilnehmerzahl von 44 Anwesen zur Errichtung eines Nahwärmenetzes. Mindestens 75 Anwesen bräuchte man nach der auf mindestens 10 Jahre ausgelegten Kalkulation. Dieses Defizit hätte ein Anschluss des Schlossinternats kompensieren können. Jedoch ist dessen Realisierung letztendlich offen und unabsehbar. In der Versammlung wurde allerdings sehr deutlich, dass die Nichtumsetzung des Vorhabens nicht als Scheitern im klassischen Sinn angesehen wurde, sondern als Lernprozess, der eher eine Weiterentwicklung der Idee eines Nahwärmenetzes in Lebenhan erwarten lässt, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
Unsichere gesetzliche Rahmenbedingungen
Die Vorstandschaft hatte in guter Voraussicht die Genossenschaft zunächst in Gründung gehalten, womit für die Beteiligten so gut wie keine Kosten angefallen sind und nun auch keine Rückabwicklung ansteht. Die gesamte Arbeit, welche nach den Erkenntnissen aus der Versammlung enorm war, leisteten Vorstand und Aufsichtsrat ehrenamtlich.
Ausgangpunkt für ein Nahwärmenetz war die Biogasanlage der Familie Schwemin in Lebenhan. Jürgen und Markus Schwemin gestalteten mit der Genossenschaft einen umfassenden Prozess zur Entwicklung einer Nahwärmeversorgung Lebenhans, die technisch nie infrage stand. Als immer problematischer haben sich bei den Überlegungen zur Nutzung der Abwärme einer Biogasanlage die unsicheren gesetzlichen Rahmenbedingungen entwickelt.
Bau einer Ersatzwärmeerzeugungsanlage wäre zu teuer geworden
Wie aus der Vorstandschaft verlautete, können gegenwärtig bei Bestandsbiogasanlagen, deren Geschäftskonzept auf die Produktion und dem Verkauf von Strom und Abwärme beruht, keine sicheren wirtschaftlichen Prognosen mehr gebildet werden. Diese Entwicklung habe großen Einfluss auf die Einbeziehung von Biogasanlagen auf eine Nahwärmeversorgung. Darüber hinaus wollte die Familie Schwemin die Notversorgung bei Betriebsausfall der Biogasanlage sowie für Leistungsspitzen der Genossenschaft überlassen. Dies hätte den Bau einer Ersatzwärmeerzeugungsanlage, etwa mit Hackschnitzeln, durch die Genossenschaft erfordert, was sich wirtschaftlich nicht hätte abbilden lassen, so der Vorstand.
Wie auf der Versammlung weiter zu erfahren war, fand ein umfassender Dialog mit der Stadt Bad Neustadt, vertreten durch Bürgermeister Michael Werner, und der Rhönwärme GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Michael Gottwald, statt. Insbesondere die Fachleute der Rhönwärme sahen nach einer groben Überrechnung der Zahlen keine wirtschaftlich tragbare Lösung bei der relativ geringen Teilnehmerzahl.
Bürger sollen Förderanträge zurückziehen
Aus allen diesen Gründen beschlossen die Genossenschaftsmitglieder zum jetzigen Zeitpunkt auf eine Realisierung eines Nahwärmenetzes zu verzichten und die endgültige Gründung der Genossenschaft nicht weiter zu betreiben. Fast alle Teilnehmer hatten für ihre Nahwärmeanschlüsse erfolgreiche Förderanträge beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gestellt. Die Vorstände rieten, diese Anträge zurückzunehmen, damit die Mittel anderweitig eingesetzt werden können.
Sichtbar wurde bei der Diskussion, dass es vielen Teilnehmern schwerfiel, sich von der Idee einer gemeinsamen Nahwärmeversorgung in Lebenhan zu verabschieden. Dankbar wurde daher aufgenommen, dass sich die bisherigen Vorstände weiterhin mit den technischen Entwicklungen im Bereich der Nahwärmeversorgung beschäftigen und Lebenhan durchaus auch für innovative Modellprojekte offen ist. Der Schulterschluss mit der Stadt Bad Neustadt ist den Verantwortlichen bei allen weiteren Aktivitäten wichtig. Entscheidend werden nach Auskunft der ehemaligen Vorstände die politischen Weichenstellungen hinsichtlich der künftigen gesetzlichen Anforderungen und der Förderpolitik mit verlässlichen zeitlichen Vorgaben sein.
Alexander Vonderau als Sprecher Vorstands und zentraler Akteur des Projekts drückte den Stolz über die sehr gute Zusammenarbeit der Teilnehmer und der Lebenhaner insgesamt in dem anspruchsvollen Projekt aus. Aus der Versammlung wurden sowohl den Vertretern der Vorstandschaft wie auch des Aufsichtsrates für ihren Einsatz gedankt.