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BAD NEUSTADT
Junge Syrer: Vom Praktikum zur Ausbildung
Zufrieden mit ihrem syrischen Lehrling: Karl-Otto Behrmann (links) und sein Sohn Dominic (hinten rechts) beobachten Amjad, der unter Anleitung des Gesellen Domenic Hültner an einem Fahrzeug Servo-Öl nachfüllt.
Foto: Hanns Friedrich | Zufrieden mit ihrem syrischen Lehrling: Karl-Otto Behrmann (links) und sein Sohn Dominic (hinten rechts) beobachten Amjad, der unter Anleitung des Gesellen Domenic Hültner an einem Fahrzeug Servo-Öl nachfüllt.
Bearbeitet von Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:40 Uhr

Im Juli 2015 sind Amjad und Mohammad mit ihrem Cousin aus Syrien geflüchtet. Sie kamen in die Notunterkunft nach bad Neustadt. Nun haben sie Fuß gefasst und haben Lehrverträge als Kfz-Mechatroniker in der Tasche.

Die drei jungen Syrer waren damals unter 18 Jahre alt und in Damaskus zu Hause. Über die Türkei gelangten sie nach Griechenland. Von dort führte ihr Weg quer durch Deutschland bis zur Sammelstelle in Schweinfurt und schließlich zur Notunterkunft nach Bad Neustadt. Die drei Syrer wussten damals nicht, wie es für sie in Deutschland weitergehen wird, ob sie eine Aufenthaltsgenehmigung bekommen, ihre Familie nachkommen kann oder sie wieder zurückgeschickt werden.

Gute Deutsch-Kenntnisse

Das alles gerät in den Hintergrund, denn Amjad und Mohammad haben in Rhön-Grabfeld Fuß gefasst, sprechen gut deutsch und sie haben Lehrverträge als Kfz-Mechatroniker in der Tasche. Mohammad absolviert seine Ausbildung bei Kehm (Bad Neustadt), Amjad im Autohaus Behrmann in Bad Neustadt.

Karl-Otto und Dominic Behrmann waren bereits beim Praktikum der beiden rundum zufrieden. „Sie sind zuverlässig, freundlich, wissbegierig, lernen schnell, fragen nach und passen in unsere Mannschaft“, sagen beide. Die Behrmanns mussten nicht lange überlegen, als Amjad nach einer Ausbildung anfragte. „Natürlich haben wir uns in der Familie kurz beraten, dann aber schnell entschieden, den jungen Mann aus Syrien bei uns als Lehrling einzustellen“, so Dominic Behrmann. „Das Praktikum war damals Donnerstag und Freitag bei uns in der Firma, drei Tage waren Amjad und sein Bruder Mohammad in der Schule. Diese Nachfrage und das Interesse am Beruf hat schon beeindruckt“, erzählen Karl-Otto und Dominic Behrmann.

In der Werkstatt des Autohauses führt Amjad unter Aufsicht des Gesellen Domenic Hültner den Kundendienst an einen Fahrzeug durch. „So jetzt schauen wir nach dem Ölstand und füllen, wenn es sein muss, Öl nach.“ Dann darf er unter den Augen von Ausbilder Dominic Behrmann das fehlende Servo-Öl nachfüllen. „Genau so geht das“, sagt ihm sein Geselle und hat gleich weitere Aufgaben für ihn. Dass Amjad Ahnung von dem Beruf hat, den er erlernen möchte, erkennt man schnell. „Ich habe beim Praktikum schon viel gesehen und aufgepasst und da habe ich mir einiges gemerkt“, sagt der 17-Jährige.

Krieg: Studium abgebrochen

Außerdem habe er sich als Kind oft mit Autos befasst. Sein Bruder hatte in Damaskus schon ein Studium begonnen, das er durch den Krieg und die Flucht abbrechen musste. Er entschied sich in der Ausbildung für das Autohaus Kehm. „Wenn mein Bruder Kfz-Mechatroniker wird, mache ich das auch, denn es macht mir viel Freude“, sagt Amjad mit Leuchten in seinen Augen. Schnell erzählt er, dass er schon die Bremsflüssigkeit überprüft sowie Öl- und Luftfilter mit Hültner ausgetauscht hat. Der Geselle erklärt alles ausführlich. „Das ist wichtig, damit ich das alles auch alleine machen kann.“ Dreieinhalb Jahre dauert die Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker. Ob er im Autohaus Behrmann bleiben möchte? „Würde ich schon gerne, aber da muss mein Chef entscheiden. Und wenn er das will, gerne!“

„Deutschland ist schön“

Traurig wird er, wenn er nach seiner Heimat gefragt wird. Immer wieder sieht er Bilder von seiner zerstörten Stadt im TV. „Das ist so schlimm, furchtbar. Und es ist immer noch Krieg, sieben Jahre lang schon.“ Wenn eines Tages wieder Friede in seinem Land herrscht, Damaskus wieder aufgebaut wird, würde er da zurück in seine Heimat gehen? „Das weiß ich nicht so genau, Deutschland ist schön, mir gefällt es hier und ich selbst würde gerne in meinen Ausbildungsbetrieb bleiben.“ Karl-Otto und Dominic Behrmann, die mit Amjad sehr zufrieden sind, hoffen natürlich dass er bleibt. „Es wäre schade, wenn er gehen würde, denn er macht sich sehr gut als Lehrling.“

 
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