In Würzburg wurde er 1750 geboren, in Mainz, Aschaffenburg und Regensburg feierte er seine größten musikalischen Erfolge: Die Rede ist von Johann Franz Xaver Sterkel , der zu den berühmtesten Komponisten seiner Zeit zählte, der von Beethoven bewundert wurde, dessen Werke sogar in Paris aufgeführt wurden. Und heute?
Selbst die Profis kannten ihn nicht
Brigitte Schmidt, die Stellvertretende Schulleiterin der Berufsfachschule Bad Königshofen, die zu einem Gesprächskonzert über Sterkel in den Orgelsaal eingeladen hatte, bekannte in ihrer Begrüßung freimütig, dass sie den Namen noch nie gehört hatte. Den meisten der Zuhörer im Saal erging es ähnlich. Doch das sollte sich schnell ändern. Werner Jaksch, langjähriger Dozent an der BFS für Musikgeschichte, stellte den Werdegang des einst so renommierten Musikers dem Publikum vor.
In Würzburg studierte Johann Sterkel Theologie und arbeitete gleichzeitig als Organist am Stift Neumünster. Vom Mainzer Erzbischof Friedrich Karl Joseph von Erthal wurde er nach Mainz berufen, wo er als kurfürstlicher Kapellmeister wirkte. Er war so erfolgreich, dass man ihm sogar eine Italienreise finanzierte, wobei es in Neapel 1782 eine umjubelte Aufführung seiner einzigen Oper „Farnace“ gab.
Politische Verflechtungen
Wegen der politischen Unruhen im Zuge der französischen Revolution zog der gesamte Hofstaat von Mainz nach Aschaffenburg um, wo Sterkel dann unter Erzbischof Karl Theodor von Dalberg tätig war. All diese Stationen beleuchtete Jaksch in seinen Ausführungen, zeigte die politischen Verflechtungen der Epoche, schilderte die Art und Weise, wie das Leben des Komponisten immer auch von der Suche nach einem sicheren Arbeitsplatz geprägt war, die ihn letztendlich nach Regensburg führte.
Als seine Arbeit dort endete, wollte er über seine Heimatstadt Würzburg nach Sachsen reisen. Mit im Gepäck seine große Messe in C-Dur, die er dem sächsischen König als Einstandsgeschenk überreichen wollte. Dazu aber kam es nicht mehr. Sterkel verstarb im Oktober 1817 in Würzburg. Die große Messe in C-Dur aber spielte schließlich bei seiner Wiederentdeckung noch eine Rolle. Bei seinen Recherchen im Pfarrarchiv Bad Königshofen, das mittlerweile voll digitalisiert ist, stieß Werner Jaksch auf dieses Werk und war von der Musik sehr beeindruckt. Viel zu schade, es im Archiv zu belassen, meinte er.
Musikalische Akzente
Das findet auch Joachim Fischer, der Präsident der Sterkel Gesellschaft Aschaffenburg, der extra wegen des Konzerts nach Bad Königshofen kam. Die Stadt ist heute sehr stolz auf den Komponisten, der zwar nicht dort geboren wurde, aber viele Jahre hier musikalisch seine Akzente setzte, sodass sie ihn gerne als einen der „ihren“ betrachtet.
Mit großem Interesse lauschten die Zuhörer den Ausführungen des Dozenten, der anschaulich und lebendig das Leben dieses Musikers in seinen verschiedenen Stationen vorstellte. Doch nicht nur die Theorie sollte den Abend bestimmen. Im Orgelsaal war der einst so berühmte Komponist auch akustisch zu vernehmen. Deshalb war aus Aschaffenburg nicht nur Joachim Fischer angereist. Mit dabei waren der Pianist Johannes Möller, der an der Wiesbadener Musikakademie unterrichtet, sowie Barbara Pöggeler, Geigenlehrerin an der Musikschule Aschaffenburg.
Gefällige Klänge
Dazu gesellte sich Michael Lörcher, der Klaviervirtuose der BFS. Zur Eröffnung spielten Michael Lörcher und Johannes Möller vierhändige Stücke für Klavier. Gleich bei den ersten Tönen spürten die Zuhörer: Das sind gefällige Klänge, beschwingt und heiter, die leicht ins Ohr gehen. Diesen Eindruck bestätigten auch die weiteren Werke des Abends. Es ist Musik, die gefällt und gefallen will.
Alle Werke Sterkels sind in Dur gehalten, fügte Jaksch hinzu, es gibt nicht ein opus in moll. Das entspricht genau der Stimmung der Rokokozeit im ausgehenden 18. Jahrhundert. Ein paar Jahre später hatte sich der Musikgeschmack unter dem Eindruck der dramatischen politischen Ereignisse geändert. Sterkels Musik war nicht mehr gefragt. Vielleicht erlebt der Würzburger Komponist, der sich gerne bayerisch nennen wollte, ja heute wieder eine Renaissance. An klangvollen heiteren Tönen, die die Stimmung erhellen, kann man sich auch in unseren Zeiten erfreuen.