
Der Freistaat Thüringen steuert auf eine rot-rot-grüne Koalition zu – mit Bodo Ramelow (Linke) als Ministerpräsident. Diese Entwicklung wird auch in Berlin verfolgt – und zwar kritisch. Herbert „Jimmy“ Fell, gebürtig aus Niederlauer, will sein Kunstwerk „Wir sind das Volk“ an der früheren Grenzanlage auf der Schanz abbauen, wenn Ramelow Ministerpräsident wird.
Sie wirkt schon sehr imposant, dieses Kunstwerk: ein Tor aus rostrotem Eisen und blauem Glas, 7,5 Meter breit und 3,6 Meter hoch. Aufgestellt hat Fell es im Skulpturenpark Deutsche Einheit vor vier Jahren; Bundeskanzlerin Angela Merkel übernahm die Schirmherrschaft. Die Skulptur steht auf thüringischem Gebiet – im ehemaligen Todesstreifen – circa 30 Meter von der bayerischen Grenze entfernt.
Eigentlich hat Jimmy Fell gegen Bodo Ramelow persönlich gar nichts. Als gebürtiger Niedersachse trat der erst im April 1999 der PDS als Vorgängerpartei der Linken bei. Er hat mit den Verbrechen der SED-Herrschaft in der DDR nichts zu tun.
- Weitere Informationen zum Skulpturenpark Deutsche Einheit
- Hier finden Sie den Skulpturenpark (Google-Map-Karte)
Auch sprach Ramelow einst in Bezug auf die vielen Opfer kommunistischer Schreckensherrschaft von der „Blutspur des Kommunismus“. Fell selbst hat auf der Schanz aus einem kleineren Steinhügel einen ganzen Haufen gemacht und rot angestrichen. Besucher sollen an einer Stelle Steine hinzulegen – und so die kommunistische Blutspur fortführen.
Der in Berlin lebende Künstler fordert Bodo Ramelow auf, an seinem Mahnmal für die Opfer des Kommunismus „don't forget us“ einen roten Stein zu hinterlegen – als Bezug zu dessen Blutspur-Ausspruch.
Aber Fell wendet sich nach eigenem Bekunden mit seiner Protestaktion gegen die Altvorderen bei den Linken. Diejenigen, die Millionen Opfer unter den Teppich kehren.
Und wenn Fell „Wir sind das Volk“ nur 30 Meter ins Bayerische rückt? Selbst dann ginge die Symbolik der Skulptur verloren, gibt er zu.
Das Kunstwerk steht im Schussfeld des früheren Wachturms auf Thüringer Seite. Es stellt vier Elemente der früheren Berliner Mauer in Originalgröße dar. Wobei die zwei Teile aus verrostetem Eisen die Vergangenheit und die zwei Glasteile die Zukunft im neu zusammenwachsenden Europa repräsentieren.
Die Skulptur ist als Durchgang angelegt: „Das Symbol der Trennung wird zu einem Tor, zu einem Symbol der Offenheit und Gemeinsamkeit.“
Zentral und unübersehbar geschrieben steht der Satz „Wir sind das Volk“. Hat sich durch die zwölf Zentimeter dicke Eisenplatte geschmolzen – wie sich einst die Menschen unaufhaltsam durch die Berliner Mauer arbeiteten. Der Satz steht in weiteren Sprachen auf der Rückseite der Skulptur geschrieben.
Wenn er sein Kunstwerk entfernt, wäre für ihn „das einzige Denkmal für Einheit und Freiheit in Deutschland nicht mehr existent“. Berlin und Leipzig hätten dergleichen noch nicht zustande gebracht.
Hanns Friedrich ist Kulturreferent des Landkreises und steht dem Verein für Heimatgeschichte im Grabfeld vor. Er fände es schade, wenn „Wir sind das Volk“ aus dem Skulpturenpark verschwindet: „Es gehört dort hinauf, als wichtiges, ausdrucksstarkes Zeichen der Einheit.“
Die Landkreise Rhön-Grabfeld und Schmalkalden-Meiningen teilen sich die Verantwortung für den Skulpturenpark. Wie SM-Landrat Heimrich (SPD) auf Anfrage mitteilt, treffen er und Amtskollege Thomas Habermann (CSU) sich am 7. November mit Fell vor Ort. Astrid Hedrich-Scherpf, Leiterin der Kulturagentur Rhön-Grabfeld, hofft,, „ihn überzeugen zu können, dass die Skulptur bleibt“.