Es hatte sich angesichts etlicher Schaulustiger offenbar herumgesprochen, dass pünktlich zur Mittagszeit, um 12 Uhr, am Donnerstag am neuen Kreisverkehr die Kreisstraße NES 8/55 in der Ortsdurchfahrt von Brendlorenzen offiziell eröffnet wird. Noch nicht herumgesprochen hatte sich bei einem Autofahrer aber die Tatsache, dass die Verkehrsfreigabe in Richtung Bundesstraße erst nach dem obligatorischen Durchtrennen des Bandes erfolgte. Der Fahrer nutzte verdutzt kurzerhand ein Stück Radweg in Richtung Ortsausgang, um dann ob der noch vorhandenen Sperrung wieder auf die B279 umzukehren - unter den verwunderten Blicken der politischen Prominenz.
Das erste Wort im Reigen der Redner hatte Landrat Thomas Habermann, der sich es trotz Urlaub nicht nehmen ließ, als Bewohner Brendlorenzens an der Eröffnung teilzunehmen. Der Landkreischef gab zu dieser "wesentlichen Baumaßnahme" zunächst einen kurzen historischen Abriss. Der Bereich habe eine wechselvolle Geschichte, sei 1989 von einer Bundes- zu einer Ortsstraße herabgestuft worden, um jetzt als Kreisstraße zu gelten.
8000 Fahrzeuge täglich durch die Hauptstraße
2014 hat die B279 als Entlastung für Brendlorenzen beim Umspannwerk eine Abfahrtsrampe erhalten, die die Autofahrer seitdem über die Besengaustraße in die Innenstadt führen soll. "Das war vorher völlig unzumutbar", wurde der Landrat deutlich. Durchschnittlich 8000 Fahrzeuge seien laut Habermann zuvor täglich durch die Hauptstraße von Brendlorenzen gefahren - "und das war der Normalfall". Er bedankte sich unter anderem beim ehemaligen Bad Neustädter Bürgermeister Bruno Altrichter und dem früheren Stadtrat für die Unterstützung bei der Baumaßnahme und bei den Anwohnernfür ihre Geduld in den vergangenen Jahren.
Das Ziel der gesamten Baumaßnahme sei es, den Durchgangsverkehr auf die B279 zu leiten und die Fahrt durch die Hauptstraße von Brendlorenzen zu erschweren. Geändert hat sich bekanntlich die Vorfahrtsregelung von der Hauptstraße zur Einmündung Leutershauser Straße. Die Pkw, die von Leutershausen kommend über die abknickende Vorfahrtsstraße in Richtung Kreisverkehr fahren, genießen Vorfahrt. Zudem ist die Fahrbahnbreite der Hauptstraße zugunsten von breiteren Gehwegen verkleinert worden.
Rund 2,7 Millionen Euro Baukosten
Die Gesamtkosten der Baumaßnahme, die aus Rücksicht auf die Bevölkerung und die Erreichbarkeit des Wertstoffhofes in drei Teilabschnitten erfolgte, belaufen sich auf rund 2,7 Millionen Euro. Rund eine Million Euro davon müssen Stadt und Landkreis aus eigener Tasche zahlen, der Rest stammt aus staatlichen Zuwendungen.
Einen Namen für den neuen Kreisverkehr brachte der gut aufgelegte Landrat vor der Segnung durch den scheidenden Brendlorenzener Pfarrer Hans Beetz auch gleich ins Gespräch. Man könne ihn doch "Pfarrer-Beetz-Kreisel" nennen, rief er Bad Neustadts Bürgermeister Michael Werner als Anregung zu. Dieser zeigte sich auf Nachfrage nicht abgeneigt. Er werde den Vorschlag in den Stadtrat einbringen.
Gewohnter Weg in die Rhön wieder frei
Im Anschluss hielt sich Werner auch aufgrund der heißen äußeren Bedingungen in seinen Worten kurz. "Ich freue mich, dass der gewohnte Weg in die Rhön beispielsweise für Ausflüge wieder kurzweilig möglich ist", so das Stadtoberhaupt. Für das Tagesgeschäft sei die Umlenkung der NES 8 in Richtung Leutershausen für Brendlorenzen und die Anwohner der Hauptstraße ein Vorteil. Zudem erhofft er sich, dass sich gerade in Richtung Wochenende der Verkehrsfluss zum Wertstoffhofgut entwickele. Auch er dankte den Anwohnern, die Lärm und Staub aushalten mussten, für das Verständnis.
Klaus Gundelach von der Firma Schick untermauerte das anspruchsvolle Projekt abschließend mit einigen Zahlen. Drei Kilometer Kanal- und Kabelleitungen seien verlegt, 2000 Quadratmeter Gehwege gepflastert, 10 000 Quadratmeter Apshaltflächen hergestellt und mehrere tausend Kubikmeter Erdreich bewegt worden. Nicht nur die leidgeplagten Bewohner hätten sich, so Gundelach, eine kürzere Bauzeit erhofft. "Aber Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden", sorgte er für einen Lacher zum Abschluss.