Viele Hände musste Domkapitular Thomas Kessler nach dem feierlichen Gottesdienst aus Anlaß seines Priesterjubiläums schütteln. Er war vor 40 Jahren geweiht worden. Den Festgottesdienst feierte Kessler mit Generalvikar Jürgen Vorndran und Prälat Bernold Rauch in seiner Heimatkirche in Brendlorenzen.
In seiner Predigt stand die biblische Geschichte von Abraham im Mittelpunkt. Diese stehe auch heute noch für das Priestertum. Als Gott ihm sagte, "verlass alles, brich auf", habe er sich sogar in die Wüste schicken lassen, immer im Vertrauen auf Gott. Er selbst, so Kessler, habe versucht in der Spur von Abraham zu gehen und erkannt: "Glauben ist ein langer Weg."
Bei seiner Primiz in Bad Neustadt habe der damalige Stadtpfarrer, Josef Wirth, ihm gesagt, wir feiern nicht dich, sondern ein Christusfest. Das sei ihm heute bei jedem Gottesdienst wichtig. Heute würden Glauben und Kirche nicht mehr die Gesellschaft prägen und gerade deswegen seien Gelassenheit und Leidenschaft wichtig und die Erkenntnis: Gott geht mit uns, er gibt nicht auf.
Kessler sprach vom geistlichen Mut zu Lücken. Jeder sollte wissen: Jede Gemeinde ist Kirche, aber keine Gemeinde muss vollständig sein. "Schenken wir uns Zeit, obwohl wir keine haben," sagte der Geistliche auch im Blick auf sein Amt als Notfallseelsorger. Wenn der Piepser geht, habe er oftmals Termine umwerfen müssen. "Zeit haben ist der Zeitmesser unseres Glaubens," sagte Pfarrer Kessler und fügte an: "Die Kirche ist nicht Gott, sie ist das Haus Gottes." Erforderlich sei in der heutigen Zeit ja zum Volk Gottes zu sagen, das sich von Gott auf den Weg schicken lässt. "So können wir alle Segen sein."
Günter Henneberger, Vorsitzender der Pfarreiengemeinschaft St. Martin, und Alexandra Katzenberger, Vorsitzende des Rats im Pastoralen Raum, gratulierten ihrem Pfarrer und sagten, dass die Gemeinden der Pfarreiengemeinschaft ihn schnell ins Herz geschlossen haben. Herausgestellt wurde die Bereitschaft des Jubilars, dort zu sein, wo er gebraucht wird. Dies gelte für alle 25 Gemeinden im Pastoralen Raum Bad Neustadt.
Als Präsent gab es symbolisch einen gebackenen "Reisebus" für eine Fahrt zu seiner ersten Pfarrstelle Mürsbach (Lkr. Bamberg). Hinzu kam ein Gratulationsbuch von den Gemeinden Brendlorenzen, Dürrnhof, Herschfeld, Lebenhan und Rödelmaier. Da Thomas Kessler als Geschenk nichts Materielles wollte, waren Spendenboxen für den Bonifatiusverein in der Kirche aufgestellt.
Für die Ministranten, die zum Gottesdienst aus den verschiedenen Gemeinden gekommen waren, überreichte Katja Rödiger, Mitglied der Pfarreiengemeinschaft, ein Bild mit den Fingerabdrücken aller Ministranten. Eine Kerze gab es von der Bezirks-Kolpingsfamilie, deren Präses Thomas Kessler ist. Landrat Thomas Habermann überbrachte die Grüße des Landkreises und stellte fest: "Deine Predigt war ein Meisterwerk, bei dem du treffend die heutige Situationen der Kirche und Christen aufgezeigt hast."
Den Abschlusder Redner machte Generalvikar Jürgen Vorndran, der die Frage stellte, wo denn die 40 Jahre hingekommen sind. Im Jahr 1984 habe man sich nicht vorstellen können, mit welchen Problemen Kirche und Welt heute zu kämpfen haben. Er dankte Kessler für den Einsatz als Notfallseelsorger und die Idee die Notfallseelsorge im Bistum Würzburg zu etablieren. "Es braucht Menschen, die da sind, wenn es brennt." Das gelte auch für die Kirche in der heutigen Zeit.
Vorndran überbrachte auch die Glückwünsche von Diözesanbischof Franz Jung und überreichte ein Präsent. Thomas Kessler dankte für die vielen lobenden Worte, obwohl er doch gebeten hatte, keine großen Reden zu halten. Im Anschluss gab es einen Empfang im Pfarrzentrum in Brendlorenzen. Davor spielte eine Musikapelle auf, die Musikern der einzelnen Pfarreiengemeinschaften gebildet hatten.