Die Jagd in Schönau ist kein einfaches Thema. Jagdpächter, Jagdgenossen, Bürgermeisterin und Gemeinderäte ringen um die beste Lösung in Anbetracht der Herausforderungen, die der Klimawandel an Waldbesitzer und Jäger stellt. Waldumbau ist dringend notwendig, gleichzeitig ist der Verbiss zu hoch. Der Zuschnitt der Reviere und die geografische Lage bringen weitere Problemstellungen mit sich.
William Holzheimer hat seit 18 Jahren die Jagd in Schönau gepachtet. Rund 1000 Hektar teilen sich auf vier Reviere auf: die Gemeinschaftsjagdreviere Nord und Süd und die Eigenjagdreviere 1 und 2, die der Gemeinde Schönau gehören. Die Jagdgenossenschaft Schönau stellte an den Gemeinderat den Antrag, dass die Abschüsse im Gemeinschaftsjagdreviers Süd und den beiden Eigenjagdrevieren künftig gemeinsam betrachtet werden. Der Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt.
Ins falsche Licht gerückt
William Holzheimer und Armin Märkert, der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft Schönau, kritisieren die Vorgehensweise von Bürgermeisterin Sonja Rahm im Zusammenhang mit diesem Tagesordnungspunkt. Sie habe den Gemeinderäten nicht alle Fakten zukommen lassen. Daraus resultierend sei auch die Berichterstattung fehlerhaft und unvollständig gewesen. Holzheimer: "Ich fühle mich als Jagdpächter ins falsche Licht gerückt."
Holzheimer und Märkert erklären in einem Pressegespräch ihr Vorhaben und ihre Überlegungen: Die beiden Eigenjagdreviere der Gemeinde werden im Krummbachtal durch einen schmalen Streifen entlang des Baches durchschnitten, der zum Gemeinschaftsjagdrevier Süd gehört. Das Rehwild komme aus dem Wald, um auf diesen Wiesenflächen zu äsen und werde von Holzheimer auf diesen Flächen erlegt. Im Nachweis über erlegtes Wild müsse er zwangsläufig eintragen, dass das Wild im Bereich des Gemeinschaftsjagdreviers und nicht im gemeindlichen Eigenjagdrevier erlegt wurde. Dennoch komme das Wild natürlich auch aus dem Wald der Eigenjagdreviere auf die Wiesenflächen und zum Bach, betonte Märkert.
Eigene Abschusspläne
Der Antrag der Jagdgenossen sollte nun die Möglichkeit bieten, dass künftig die Summe der Abschüsse beider Eigenjagdreviere und Gemeinschaftsjagdreviers Süd gemeinsam betrachtet werden. Natürlich werde weiterhin für jedes Revier ein eigener Abschussplan aufgestellt. Die Annahme der Bürgermeisterin, dass Holzheimer in den Eigenjagdrevieren der Gemeinde nicht mehr jagen möchte, sei falsch. "Ich kann das Rehwild nur dort jagen, wo es auch ist. Das heißt nicht, dass ich im Eigenjagdrevier nicht mehr jage", betonte Holzheimer. "Lediglich wenn die Erfüllung der Abschlusspläne nicht in allen drei Revieren gelingt, soll die Abschusserfüllung für alle drei Reviere in Summe betrachtet werden", erläutert Märkert die Überlegungen.
Diese Thematik sei seit Frühjahr diesen Jahres mehrfach Gesprächsthema zwischen Holzheimer, Märkert und der Bürgermeisterin gewesen. Auch fand ein Gespräch mit Forstdirektor Hubert Türich vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten statt, in dem dieser Vorgehensweise von allen Beteiligten zugestimmt wurde. Auch von Seiten der unteren Jagdbehörde am Landratsamt Rhön-Grabfeld besteht, laut Schreiben an die Bürgermeisterin "gegen diese mit der Forstverwaltung abgestimmte Vorgehensweise keine Bedenken."
Rechtliche Seite geklärt
Bürgermeisterin Rahm ließ die rechtliche Seite über die obere Jagdbehörde an der Regierung von Unterfranken klären. Demzufolge sei es laut Bayerischem Jagdgesetz durchaus möglich, das Revierprinzip zu durchbrechen und den Abschuss an andere Reviere in einer Hegegemeinschaft weiter zu geben. Voraussetzung sei der Konsens der Beteiligten, der laut Märkert erzielt worden sei.
Dass der Verbiss in den Wäldern zu hoch sei, wissen Märkert und Holzheimer. Dementsprechend sei der Abschussplan angepasst worden. Märkert: "Wenn das Wild auf den Wiesen im Krummbachtal geschossen wird, dann zieht dieses Wild nicht mehr in den Wald."
Bürgermeisterin Sonja Rahm verwahrt sich gegen den Vorwurf die Gemeinderäte nicht umfassend informiert zu haben. "Ich habe den Gemeinderäten keine Informationen vorenthalten."
Verweis auf Zuständigkeiten
Rückwirkend habe sie der gemeinsamen Betrachtung der drei Reviere für die Jahre 19/20/21 zugestimmt. "Ich bin hier schon sehr entgegen gekommen, wie auch bei der Abschlussplanung", betonte Rahm. Keinesfalls könne im voraus solch eine Vereinbarung getroffen werden. Es müsse jedes Revier für sich betrachtet und dort auch geschossen werden. "Es ist im Interesse der Gemeinde, dass im Eigenjagdrevier gejagt wird. Sollten künftig die Abschusszahlen in den gemeindlichen Eigenjagdrevieren nicht erreicht werden, können wir erneut über eine gemeinsame Betrachtung sprechen", zeigte sich Rahm weiterhin gesprächs- und kompromissbereit.
Allerdings verwies sie in diesem Zusammenhang auch auf die Zuständigkeiten. Die liegen für die Eigenjagdreviere bei der Gemeinde und nicht bei der Jagdgenossenschaft.