Von Bach bis zu modernem Pop – Jack Day ist ein Kirchenmusiker mit vielen Talenten. Als Kurkantor bespielt er momentan drei Wochen die Orgeln der Christus- und Karmelitenkirche in Bad Neustadt.
1979 in der Nähe Birminghams in England geboren, studierte Jack Day Kirchenmusik und Musikwissenschaften unter anderem in Cambridge und Tübingen. Seit knapp 20 Jahren lebt er nun in Deutschland und arbeitet mittlerweile an der Luisenkirche in Berlin-Charlottenburg. Ab Oktober wird er an der Musikhochschule Stuttgart einen Master in Orgelimprovisation machen.
Bei den jährlichen Stellenausschreibungen für Kurkantoren und Kurkantorinnen der bayerischen Landeskirche fiel Day das Baujahr der Orgel in der Karmelitenkirche, nämlich 1722 direkt ins Auge. Denn besonders historische Orgeln faszinieren ihn. In den letzten 13 Jahren im Kantorendienst spielte er unter anderem viele Konzerte auf einer Barockorgel in Angermünde, gab Meisterkurse und Konzerte mit Orchester. In der Berliner Luisenkirche darf sich der Organist in zwei Jahren über den Bau einer neuen Orgel freuen. "Die Orgel wird historisiert und bekommt ein spätbarockes Klangprofil", erzählt er über den anstehenden Neubau, bei dem besonders historische Orgelklänge als Inspiration dienen sollen.
Improvisationen auf der Orgel
Ein anderer großer Interessenschwerpunkt Jack Days ist die Orgelimprovisation. Das kann er auch in Bad Neustadt gut nutzen. Denn Day spielt die "30 Minuten Orgelmusik", die regelmäßig samstags um 11 Uhr in der Karmelitenkirche stattfinden. Zur Musik gibt es immer einige Impulse und Gedanken. Darauf kann Day mit seiner Improvisation eingehen und sich vom Text inspirieren lassen. Die Improvisation auf der Orgel nutzt er außerdem auch bei Stummfilmvertonungen. Den Film sieht er dann "anstelle der Noten" – am liebsten Buster Keatons "Sherlock, jr." aus dem Jahr 1924.
Besonders sind vor allem die verschiedenen Einflüsse auf die Improvisation. Dabei spielen diverse musikalische Zitate aus jeglichem Genre der ganzen Welt eine wichtige Rolle. Von Zitaten von Bach, über Barock aus Peru bis Pop und "Teenage Dirtbag" von den Wheatus. Die unterschiedlichen Musikstile bieten viel Inspiration und ergeben zusammen ein neues Klangbild – passend zum Stummfilm beispielsweise. Jack Day ist außerdem Mitglied der British Society of Women Organists, eine Organisation, die sich für Frauen im Orgelberuf einsetzt, sie fördert und die Gleichberechtigung auch hinter den Pfeifen vorantreibt.
Besuch im Ostheimer Orgelbaumuseum
Hier in der Rhön besuchte der Organist natürlich auch das Orgelbaumuseum in Ostheim und spielte dort ein Konzert auf einer 1646 gebauten Orgel. "Das war eine Art Organistenfunpark für mich", freut sich Day über die vielen Instrumente vor Ort. Als Kantor begleitet er auch einige der Gottesdienste in der Christuskirche und fühlt sich in "der kurzen Zeit als Neustädter" in der Gemeinde sehr aufgenommen und schätzt seine Kollegen und Kolleginnen.
Am 28. August ist Jack Day um 11 Uhr nochmals in der Karmelitenkirche bei "30 Minuten Orgelmusik" zu hören. Die Impulse gibt Pfarrer Jochen Barth.