
Auch im neuen Jahr warten wieder viele Herausforderungen auf uns. Zum Beispiel auf Eltern von schulpflichtigen Kindern. Egal, wie viel Mühe sie sich auch geben, ihrem Kind Hochdeutsch beizubringen: Sobald es in der Schule und fest in eine Gruppe integriert ist, bröckelt die Front. Da heißt es plötzlich „Mandel“ und „Audo“ und in der Pause wird „Versteggeles“ gespielt.
„Nicht“ heißt jetzt „net“ und „wenig“ heißt „a weng“ Jahrelang hat man sich Mühe gegeben, seinem Kind den Schulalltag leichter zu machen, bringt ihm deutliches Sprechen bei, damit es beim Schreiben weniger Schwierigkeiten hat und jetzt das! Solange er wisse, wie die Wörter richtig heißen, könne er so sprechen wie alle anderen, habe ich meinem Jüngsten gesagt, in der Hoffnung, dass er nicht so weit geht, irgendwann vom harten und weichen B und vom harten und weichen D zu sprechen.
Während selbst Fachleute sich nicht darauf einigen können, ob Hochdeutsch synthetisch und Mundart eigentlich die „richtige“ Sprache ist, tröste ich mich damit, dass es viele berühmte Franken gab, die es in ihrem Leben weit gebracht haben: Der Maler und Grafiker Albrecht Dürer, der Meistersinger Hans Sachs, der Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner, der Industrielle Lothar von Faber, der Erfinder der Jeans Levi Strauss, der Ingenieur Carl von Linde, der Erfinder der Rücktrittbremse am Fahrrad Ernst Sachs, die Unternehmer Gustav Schickedanz und Max Grundig und der ehemalige Bundeskanzler Ludwig Erhard.
Allerdings sind das alles Maler, Politiker, Erfinder und Unternehmer, kein einziger Schriftsteller, Dichter oder Philosoph! Diese berühmten Franken mussten wahrscheinlich nicht selbst schreiben, sondern konnten schreiben lassen oder sie haben es irgendwann doch gelernt, dass man anders schreibt als sie sprechen.