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HERSCHFELD
Italien, ich komme
Von unserer Mitarbeiterin Brigitte Chellouche
 |  aktualisiert: 02.09.2012 12:04 Uhr

„Eigentlich bin ich mehr zögerlich bei Entscheidungen“, sagt Jens Vey aus Herschfeld. Auch beim Angebot vom Fraunhofer Institut, sich für eine Fortbildung in Thiene - Veneto zu bewerben, überlegte sich der junge Mann, der von Beruf Steinbildhauer mit Meisterprüfung ist, länger, ob er daran teilnehmen will und soll.

„Als ich mich aber entschlossen habe, für drei Monate nach Italien zu gehen, ging es recht schnell“, strahlt Jens fröhlich. Die Bewerbung sei sehr umfangreich gewesen.

„Einen großen Aktenordner voll Nachweise und Dokumentationen über meine bisher geleistete Arbeit in der Denkmalpflege schickte ich dann nach Berlin zur Stiftung für Begabtenförderung im Handwerk, die unter dem Dach des Bundesministeriums für Bildung und Forschung residiert“, erzählt er weiter.

„Eine positive Antwort kam prompt“, sagt der 24-Jährige und seine Freude und die der ganzen Familie sei groß gewesen. Denn er durfte nicht nur an der Fortbildung am Europäischen Zentrum für die Berufe der Denkmalpflege teilnehmen, sondern er wurde dafür auch noch mit einem Stipendium von 10 000 Euro ausgestattet. Davon würden zwar mit über 9000 Euro die Fahrtkosten, Unterkunft, Verpflegung und Kursgebühren abgedeckt. Doch es bedeutet auch, dass Jens Vey keinerlei finanzielle Mittel für diese hochkarätige Weiterbildung aufwenden muss, also sozusagen Villa Fabris in Thiene mit „All inclusive“. Er bekommt sogar noch 200 Euro Taschengeld im Monat. Darüber ist der junge Mann überglücklich und auch noch „über Italien, Thiene - 90 Kilometer vom Gardasee entfernt. Da wollte ich schon immer mal hin.“

Aber am meisten freue er sich darauf, neue Leute kennen zulernen aus seinem und anderen denkmalpflegerischen Berufen. So könne er in die Handwerkskunst anderer Kulturen hineinschauen und deren Gepflogenheiten kennenlernen.

„Drei Monate dauert die Fortbildung. Mitte September geht es los, vor Weihnachten bin ich wieder da, um Erfahrungen reicher und mit einem Zeugnis und einer Urkunde“, lächelt Jens Vey verschmitzt.

Insgesamt werden in der Klasse 25 junge Menschen aus ganz Europa sitzen, Tischler, Stuckateure, Maler und Lackierer, Steinmetze und Steinbildhauer. Zehn davon kommen aus Deutschland, einer davon ist Steinbildhauermeister Jens Vey, die anderen stammen aus England, Frankreich und Italien. Sie sind in der Villa Fabris in Thiene-Veneto in Zimmern untergebracht, werden dort verköstigt und auch der Unterricht findet in diesem Komplex statt. Die Fondazione (Stiftung) Villa Fabris hat keinen Gewinnzweck und ist im Bereich der Ausbildung und Förderung des kulturellen Erbgutes tätig. Von ihr wird auch das Europäische Zentrum für die Berufe in der Denkmalpflege verwaltet.

Der Unterricht wird theoretische und praktische Teile beinhalten und in vier Sprachen stattfinden, italienisch, deutsch, englisch und französisch. Außerdem stehen für jede Sprachgruppe Dolmetscher bereit.

Große Erwartungen hat Jens Vey an die praktischen Übungen. Denn der Schwerpunkt liegt auf dem Erlernen historischer Techniken. Spannend wird für ihn auch der Italienisch-Unterricht, denn „ich bin nicht so sprachbegabt“. Aber für den normalen Umgang mit den italienischen Einheimischen werde es schon langen, hofft er.

Ein Satz in der Einladung sprach den jungen Mann aus Herschfeld besonders an: Es wird ernste Arbeit geben, die Theorie wird nicht einfach sein, das Leben in einer mehrsprachigen Gruppe wird Anpassung verlangen, aber es wird auch fröhliche Momente geben, darunter Stadtfeste, Besuche und Ausflüge. Und genau das war es, was Jens zu seiner Bewerbung lockte.

Übrigens: Jens Vey stammt aus der Steinbildhauerfamilie Vey in Herschfeld in fünfter Generation. Sein Vater Bernhard absolvierte 1980 den gleichen Lehrgang, nur ohne Stipendium. Er empfand die Fortbildung damals als wichtig und würde sie nicht missen wollen. „Und Spaß gemacht hat es auch“, sagt Senior Bernhard Vey und lässt daher seinen Sohn Jens gerne gen Süden ziehen.

 
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