Der Druck auf die konventionelle Landwirtschaft wird immer größer: Einerseits durch einen Preisverfall vieler Produkte, andererseits durch verschärfte Auflagen im Düngemittelbereich. Zunehmend stellen Landwirte daher auf ökologische Betriebsführung um. Damit sie bei dem Prozess nicht alleingelassen werden, bietet die Arbeitsgemeinschaft Biobauern Hilfestellung an und lud zu einem Umstellertag auf den Hof von Eberhard Räder in Bastheim.
„Wir wollen nicht mit erhobenen Finger zeigen, wie es besser geht“, beteuerte Eberhard Räder, der seinen Hof schon vor knapp 20 Jahren umgestellt hat. Die bald 100 Zuhörer, von denen nach Schätzung eines Mitarbeiters des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten rund die Hälfte aus dem konventionellen Bereich kommen, vernahmen außerdem, dass er nicht nur eine Biogasanlage betreibt, sondern mit einer Vielzahl von Feldfrüchten arbeitet, um möglichst flexibel zu sein. Das erfordere jedoch eine erhöhte Aufmerksamkeit und individuelle Strategien zur Bearbeitung, die er bei einem Sojafeld bei Unsleben demonstrierte.
GPS-gesteuerte Maschinen
Auf dem Feld unterhalb der Windräder stellte ein Mitarbeiter des Landwirts eine GPS-gesteuerte Hackmaschine vor. Zentimetergenau zieht der Schlepper ohne Eingreifen des Fahrers das schwere Gerät durch die Reihen und optimiert damit die Aufwachsbedingungen.
„Sagenhaft“, schwärmt Manfred Mültner. Der Landwirt aus Mellrichstadt hat im vergangenen Jahr umgestellt, „aus Überzeugung“, wie er beteuert. Mültner schwört auf biologische Lebensmittel. Darüber hinaus stecken aber auch wirtschaftliche Überlegungen hinter der Entscheidung. „Bei einigen Getreidearten werden durch den Erlös gerade mal die Benzinkosten gedeckt.“ Für ihn sei der konventionelle Anbau inzwischen ein Auslaufmodell. Außerdem sei der Markt für ökologische Produkte vorhanden.
Immer mehr ökologische Anbauflächen
Das kann Bernhard Schwab vom Fachzentrum für Ökolandbau am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg bei der Rückkehr in die Hofanlage anschließend bestätigen. Der Fachberater registriert eine deutlich steigendes Interesse an der Umstellung von Betrieben. So habe sich die ökologische Anbaufläche in Unterfranken in den vergangenen sieben Jahren fast verdoppelt und die Zahl der Biobetriebe verdreifacht. In Rhön-Grabfeld sind seit dem Start der Ökomodellregion im Jahr 2015 etwas über zwei Prozent auf ökologischen Anbau umgestellt worden.
Vor allem interessierte die Landwirte, ob auch noch der Markt für ökologische Produkte vorhanden sei, was Schwab bestätigte. Nach wie vor importiere die Bundesrepublik einen nicht unerheblichen Teil biologischer Erzeugnisse aus dem Ausland. Landwirten, die zur Umstellung bereit seien, empfahl er, sich jedoch frühzeitig genau zu informieren. Das Umstellen sei nicht nur eine Frage der Technik, sondern auch der Anbaupraxis, zu der jedoch erfahrene Landwirte Tipps geben können.
Zwei Jahre Umstellungsphase
Vor allem die zwei Jahre Umstellungsphase seien kritisch, weil die Erzeugnisse noch nicht als biologische Ware auf den Lebensmittelmarkt gebracht, sondern lediglich als Tierfutter eingesetzt werden können, sagte Schwab. Im Rahmen der Ökomodellregion würden Kandidaten jedoch von Beratern Unterstützung erhalten. Außerdem verwies Schwab auf den nächsten Vortrag im Rahmen der Umstellertage, der für den Winter vorgesehen ist.