Obwohl Pastor Eugen Hellmuth von 1886 bis 1892 nur sechs Jahre in Waltershausen tätig war, wurde er in dieser kurzen Zeit gleich zweimal Retter in der Not. Nach seiner Hilfsaktion infolge Hagelschlags folgte ein Jahr später, 1890, die Rettung für das örtliche Schloss. Es war von einer Insolvenz bedroht. 125 Jahre ist es nun her, dass er damals dessen finanziellen Zusammenbruch verhinderte.
Wie er das bewerkstelligte? Eugen Hellmuth rief eine Grund-Erwerbsgenossenschaft ins Leben und verkaufte auf dieser Basis das Schloss mit aktuellem Zeitwert. Hellmuth integrierte Landwirte in die Genossenschaft, die Teile des Schlossgutes und dessen benachbarte Grundstücke erwarben. Bauern, die bisher Flächen vom Schlossbesitzer nur gepachtet hatten, kamen so zu weiterem Grund und Boden und schufen sich damit eine bessere Lebensbasis – dank Eugen Hellmuth.
„Damit wurde auch Freiherrn Wilhelm von Feilitzsch aus Altbayern geholfen, dem der Erwerb des Schlossgutes nach der Fast-Insolvenz eine Nummer zu groß erschienen war“, wie die Historie erzählt. Die Geschichte wurde von Dorfchronisten, darunter der unvergessene Rektor i.R. Herbert Merkl, immer wieder fortgeschrieben. Heute kümmern sich um die örtliche Historie Eberhard Wüstling, ein Waltershäuser, der heute in Sondheim beheimatet ist, und der Waltershäuser Fritz Hasenpusch.
Bei der Verteilung des Gutes übernahm Baron Feilitzsch, der neue Besitzer, einvernehmlich Schloss, Garten, eine Ziegelei sowie den Forst „Buchberg“ und 100 Tagewerk Feld und Wiesen sowie 200 Tagewerk Wald. Die Genossenschaft übernahm den Rest von 400 Tagewerk Wald, Feld und Wiesen und die Ökonomiegebäude, außerdem sicherte sie 115 000 Mark für die örtliche Bullen- und Eberhaltung. Zudem erhielt die Genossenschaft das Recht, die Schäferei zu führen. Die Beteiligten waren mit den Konditionen zufrieden, so dass das Schlossgut 1890 an Feilitzsch verkauft werden konnte. Der positive Nebeneffekt: Die Schulden von 250 000 Mark wurden egalisiert. So war es dank Eugen Hellmuth gelungen, das Schloss nicht zum Konkurs-Objekt werden zu lassen. Die Grunderwerbsgenossenschaft löste sich daraufhin 1922 auf.
Der Genossenschaft gehörten 39 Mitglieder an, darunter Baron von Feilitzsch. Die weiteren Zugehörigen stehen laut Aufzeichnung in einer verbrieften Urkunde von 1890. Aufgeführt sind: Erwin Büschelberger, August Güth, Friedman Streng, Gebhard Köhler, Christian Habenstein, Adolf Lang, Erwin Held, Christian Schön, Ottobald Köhler, Gustav Will, Adolf Witter, Nathalie Klör, Friedrich Nenninger, Albin Nenninger, Eduard Nenninger, Erwin Nenninger, Christian Helmerich, Ludwig Schön, Heinrich Eisenman, Stephan Rittweger, Adolf Güth, August Hoßfeld, Friedman Streng, Eduard Müller, Otto Köhler, Karl Handschuh, Nikolaus Denninger, Reinhold Schön, Richard Klör, Julius Lang, Ferdinand Habenstein, Karl Reitner, Karl Güth, Friedrich Schön, Martin Schunk, Phielemon Junius, Ottobald Habenstein und Adolf Hey. Die Urkunde wurde von Erwin Held, einer einflussreichen Persönlichkeit, unterzeichnet.
Schlosseigentümer ist heute Dr. Ulrich Moebius aus Berlin. Der Arzt, Pharmakritiker und Medizin-Journalist erwarb das Gebäude, das von 1619 bis 1627 errichtet worden war, im Oktober 1986 von der Deutschen Bundespost. Der gelbe Service hatte das Schloss vier Jahrzehnte in seinem Besitz und führte es mit 40 Zimmern als Erholungsheim für Post-Angehörige. Anfragen kamen aus ganz Deutschland.