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Bad Neustadt
Innovative Forschung in Bad Neustadt zu Elektromobilität
Das Gebäude, in dem das Technologiezentrum in Bad Neustadt integriert ist.
Foto: Stefan Bausewein | Das Gebäude, in dem das Technologiezentrum in Bad Neustadt integriert ist.
Bearbeitet von Frank Kupke
 |  aktualisiert: 15.03.2021 02:15 Uhr

Ein Jahrzehnt ist es her, dass in Bad Neustadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) die erste Modellstadt Elektromobilität und wenig später mit dem Technologietransferzentrum Elektromobilität (TTZ-EMO) das erste Institut für Elektromobilität in Bayern entstand. Das berichtet die Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt (FHWS) in einer Pressemitteilung. Die FHWS würdigt die Einrichtung als "eine fruchtbare Kooperation, von der die regionale Industrie ebenso profitiert, wie die Forschenden an der FHWS".

Einsatzbereitschaft aus Politik, Wirtschaft und Forschung

"Das Technologietransferzentrum ist eins von acht Instituten der FHWS – und doch weder in Würzburg, noch in Schweinfurt angesiedelt", so die FHWS in ihrer Pressemitteilung, die Institutsleiter Professor Ansgar Ackva mit den Worten zitiert: „Zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts gab es in Bayern einen allgemeinen Trend, auch kleinere und mittelgroße Städte an die Fachhochschulen anzubinden.“ Dazu kam damals laut Pressemitteilung eine akute regionale Sorge um wegfallende Arbeitsplätze – begründet in der Produktionsverlagerung eines großen Unternehmens. Ein Technologieunternehmen mit Zukunftsperspektive sollte hier Ausgleich schaffen. Die steigende Relevanz der Elektromobilitätsforschung führte schließlich zu einem großen Gemeinschaftsprojekt, das gleichermaßen von der Politik, wie von der Wirtschaft gefördert wurde. Die FHWS schließlich konnte eine Anbindung an den Hochschulbetrieb und an die lokale Industrie sicherstellen. „Das TTZ-EMO wird von einem Konsens aller Beteiligten getragen, dass man diese Einrichtung zum Erfolg führen will“, betont Professor Ackva. Ohne den Willen und die Einsatzbereitschaft von Politikern, Unternehmen und Hochschule wäre das Projekt undenkbar.

Wissenschaftstransfer als Triebfeder

Der permanente Transfer zwischen Forschung und Praxis sei dabei die entscheidende Triebfeder, so die FHWS in der Pressemitteilung. Die Industrie profitiere vom aktuellen Status Quo der Forschung, während die Wissenschaft aktuelle und gesellschaftlich relevante Fragen zugetragen bekomme, die es zu bearbeiten gelte. Gerade in der Anfangszeit des Instituts seien entscheidende Forschungsimpulse häufig aus der Wirtschaft gekommen.

"Ein konkretes Beispiel wurde 2013/2014 zusammen mit einem lokalen Automobil- und Industriezulieferunternehmen realisiert", schreibt die FHWS. "In produktiver Zusammenarbeit entstand so ein sogenanntes ,Vehicle to Grid'-System, durch den Anschluss des Fuhrparks an ein lokales Stromnetz können die elektronischen Fahrzeuge bei Bedarf sowohl Energie an das Stromnetz abgeben, als auch aufnehmen." Die FHWS weiter: "So können temporäre Stromspitzen abgefangen und der Strombedarf insgesamt reduziert werden, in Japan sind solche Systeme bereits gängige Praxis – in Europa wird ihre Verbreitung ab 2025 erwartet."

„Das TTZ-EMO wird von einem Konsens aller Beteiligten getragen, dass man diese Einrichtung zum Erfolg führen will."
 Professor Ansgar Ackva Insitutsleiter des Technologietransferzentrum Elektromobilität

Das Technologietransferzentrum Elektromobilität lebe also gleichermaßen von den Ideen der Forschenden, wie den Impulsen aus der Wirtschaft. Außerdem beteilige sich das Institut an den Förderrichtlinien des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi). So würden Forschungsimpulse des Bundes am Technologietransferzentrum in konkrete Lösungsvorschläge ausgearbeitet.

Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft

Mit Projekten wie „Vehicle to Grid“ leistet die Elektromobilitätsforschung laut FHWS auch einen Beitrag zu insgesamt ressourcenschonender Energienutzung: „Es ist unstrittig, dass die Elektromobilität ein Weg zu nachhaltiger Mobilität ist“, so Professor Ackva, schließlich lasse sich durch die Elektromobilität der CO2-Fußabdruck maßgeblich reduzieren. Allein der energetische Nutzungsgrad sei mit 80 bis 90 Prozent weitaus besser, als die maximalen 30 Prozent klassischer Verbrennungsmotoren. Dabei seien die aufwändigen Pumpsysteme, Raffinerien und Transportwege in der Erdölförderung nicht einmal eingerechnet. Außerdem reduziere die Elektromobilität erheblich den Straßenlärm, insbesondere in den Innenstädten. "Trotzdem", so die FHWS, "sind einige Fragen zur Zukunft der Elektromobilität nicht abschließend gelöst – ein Grund, warum auch Themen wie Batterierecycling und Batterie-Lebensdauerverlängerung auf der Agenda des TTZ-EMO stehen."

Praxisnahes Studieren

Auch die Studierenden der FHWS profitieren den Angaben zufolge von den praktischen Arbeiten am Technologietransferzentrum. Neben den Möglichkeiten für ein Praxismodul und die Bachelorarbeit ist demnach besonders der Masterstudiengang Elektroinformationstechnik stark in die Arbeitsgruppen am Institut eingebunden. Im Master Research Programm werde ein Großteil der Arbeitszeit genutzt, um über drei Semester an einem konkreten wissenschaftlichen Thema zu arbeiten. Die Studierenden werden damit schrittweise zu vollwertigen Mitarbeitenden am Institut – und haben so schon einmal die Möglichkeit, sowohl wissenschaftliche wie auch reichlich praktische Erfahrungen zu sammeln.

Dieses Angebot wird laut FHWS bereits gut angenommen, und trotzdem wünscht sich Professor Ackva eine noch größere Zahl - insbesondere auch weiblicher - Studierender: „Elektromobilität ist ein enorm zukunftsträchtiges Thema und ich würde mich sehr freuen, wenn mehr junge Menschen, insbesondere auch junge Frauen, diese Richtung wählen würden.“

Die FHWS ist überzeugt: "Am Technologietransferzentrum Elektromobilität haben Studierende der FHWS die Möglichkeit, ein wichtiges Zukunftsthema mit gesellschaftlicher Relevanz aktiv mitzugestalten." Und Professor Ackva ist sich sicher, dass die Forschung an der Elektromobilität  auch in den kommenden Jahren nichts von ihrer Aktualität eingebüßen wird. Dies zeige sich auch daran, dass das Technologietransferzentrum Elektromobilität im kommenden Jahr weiter ausgebaut werde - eine zusätzliche Forschungsprofessur wird die Arbeit am Institut künftig unterstützen.

Weitere Infos im Internet unter: http://ttz.fhws.de

Prof. Dr. Ansgar Ackva leitet das Technologietransferzentrum Elektromobilität.
Foto: Stefan Bausewein | Prof. Dr. Ansgar Ackva leitet das Technologietransferzentrum Elektromobilität.
Eine Ladestation direkt am TTZ in Bad Neustadt
Foto: Stefan Bausewein | Eine Ladestation direkt am TTZ in Bad Neustadt
 
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