
„Das ist ein bedeutendes Projekt für die Stadt Bischofsheim, ihre Bürger und die Umwelt“, als eine seiner letzten Amtshandlungen brachte Bischofsheims scheidender Bürgermeister Udo Baumann ein wichtiges und aufwendiges Projekt zum Ende. Gemeinsam mit Bischofsheimer Bürgern, Stadträten, Vertretern der beteiligten Firmen und der drei in Bischofsheim vertretenen Konfessionen nahm er die sanierte und erweiterte Kläranlage in Unterweißenbrunn in Betrieb.
Eine gute Nachricht verkündete der scheidende Stadtchef gleich zu Beginn: Der Ausbau der Kläranlage, die die Abwässer aller Stadtteile außer von Wegfurt reinigt, wird nicht teuerer als geplant. Bereits 2011 hat das Ingenieurbüro Baur Consult als Planer die Gesamtkosten auf 5,4 Millionen beziffert. Fünf Jahre später habe man eine Punktlandung hingelegt. Nach aktuellem Stand, so ein sichtlich zufriedener Bürgermeister, koste die Anlage 5,45 Millionen Euro.
Wie Baumann in einem kleinen Rückblick erinnerte, habe dringender Handlungsbedarf bestanden. Die 1977 errichtete Anlage habe nicht mehr dem Stand der Technik und die Reinigungsleitung nicht mehr den aktuellen Anforderungen genügt. Das Wasserwirtschaftsamt habe daher dringend auf einer Lösung des Problems bestanden und die Betriebserlaubnis der Anlage jeweils nur befristet erteilt.
Der Stadtrat habe sich die Aufgabe nicht leicht gemacht. Man habe an eine gemeinsame Anlage mit Schönau gedacht oder an einen Anschluss an den Abwasserverband Saale-Lauer. Es habe sich aber herausgestellt, dass die Modernisierung der eigenen Anlage die kostengünstige Variante einer zukunftsfähigen Abwasserbehandlung darstellt.
Baur Consult habe dann im Herbst 2011 ein umfassendes Konzept mit innovativen Verfahren vorgeschlagen, für das die Stadt Bischofsheim schließlich sogar eine Auszeichnung des Umweltministeriums erhalten habe. Nach langen Diskussionen und manchen Schwierigkeiten sei dieses Konzept nun umgesetzt worden.
Was das Innovative an der erweiterten Kläranlage ist, erläuterte Matthias Kraft von Baur Consult in einer Präsentation. Demnach wurde die bestehende Anlage bei laufendem Betrieb umfassend modernisiert und dabei in ihrer Kapazität erweitert und in der Reinigungsleistung verbessert. Neuartig ist die Behandlung des Klärschlammes. Der wird in einem eigenen Abschnitt der Anlage gesammelt. In einem Reaktor wird dann ähnlich wie in einer Biogasanlage Methangas erzeugt. Dieses wird dann in einem Blockheizkraftwerk zu Strom und zu Wärme umgewandelt. Mit der Wärme kann der Faulbehälter geheizt, mit dem Strom der Energieverbrauch der Anlage gesenkt werden. Wie Kraft erläuterte, bedeutet eine Stromproduktion von knapp 100 000 Kilowattstunden eine Reduzierung des Strombedarfs und damit der Stromkosten um etwa 42 Prozent. Ein weiterer positiver Nebeneffekt ist, dass der Klärschlamm und damit auch die Entsorgungskosten um ein Drittel gesenkt werden können.
So groß die Freude beim Bürgermeister über das abgeschlossene Projekt war, unterschlug er nicht, dass es von den Bürgern gezahlt werden muss. Alle Beteiligten hätten sich stets bemüht die Kosten möglichst gering zu halten. Die Höhe der drei Raten sei daher bei einem normalen Anwesen absolut verträglich, betonte Baumann. Er erwähnte auch, dass eine vierte Rate hinzukommen dürfte. Der Stadtrat habe nämlich den Grundsatzbeschluss gefasst, künftig auch Wegfurt an die Kläranlage anzubinden.
Firmenchef Michael Baur, der dem Bürgermeistermeister den symbolischen Schlüssel für die Anlage übergab, erinnerte zuvor noch einmal an die unvorhergesehenen Schwierigkeiten während des Umbaues bei laufendem Betrieb. Archäologen hätten hinzugezogen werden müssen, da hier einst der Ort Altenbrenda gelegen habe, es habe Schwierigkeiten mit dem Baugrund gegeben, eine Firma habe Insolvenz angemeldet und unerwartete Mängel seien aufgetreten. Nicht zuletzt dank des Einsatzes von Bürgermeister Baumann und dem Stadtrat sei das Projekt jetzt zu einem guten Ende gebracht worden.
Das sah auch Norbert Schneider vom Wasserwirtschaftsamt in Bad Kissingen so. Wie er hervorhob, komme die hohe Reinigungsleistung der Anlage, dem Gewässerschutz im Allgemeinen und der Brend im Besonderen zugute. „Das ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zum guten ökologischen Zustand der Brend.“
Schneider stellte aber auch klar, dass damit die Arbeit der Stadt nicht beendet sei. Vor allem die Reduzierung von Fremdwasser in der Kanalisation werde die Stadt weiter beschäftigen müssen.
Schließlich segneten die Geistlichen der drei Konfessionen die Anlage. Dabei erinnerte Stadtpfarrer Manfred Endres auch im Namen seines evangelischen Kollegen Matthias Schricker noch einmal an die vielen Diskussionen und Probleme im Vorfeld. Umso wichtiger sei es, Gott für das gelungene Werk zu danken. Im Anschluss konnten sich die Gäste vom Team der Feldapotheke bewirten lassen und sich bei Führungen über Details der neuen Anlage informieren.